Ärger über raschen Flüchtlingsumzug
Asyl. Ein Containerdorf in Schwechat wird aufgelöst. Der Pfarre und einem Hilfsverein ging der Umzug zu schnell. Sie üben heftige Kritik.
Wien. Sie sagen, es kam völlig unerwartet. In einem Protestschreiben empören sich die katholische Pfarre Schwechat und der Verein „Raum Schwechat hilft“über die „unmenschliche Vorgangsweise“bei der Verlegung von Asylwerbern aus einem Containerdorf am Gelände des Flughafens Wien Schwechat.
Kritisiert wurde, dass die Flüchtlinge erst kurzfristig über die Übersiedlung in andere Unterkünfte in Niederösterreich informiert wurden, nämlich erst vergangenen Montag. Wobei die Umsiedlung noch am gleichen Tag, am Mittwoch, Freitag und kommenden Montag stattfinden sollte. „Das bedeutet unter anderem, dass 50 Personen nicht einmal 48 Stunden (!) Zeit hatten, bevor sie aus ihrem neu aufgebauten Leben im [. . .] herausgerissen wurden. Nicht einmal der Transport der wenigen Habseligkeiten (darunter viele Sachspenden!) wurde sichergestellt, sondern notdürftig ehrenamtlich organisiert“, hieß es weiter in dem Schreiben an das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, das Amt der niederösterreichischen Landesregierung und den Flughafenvorstand. Man leh- ne die Schließung des Heims nicht grundsätzlich ab, „weil die Bedingungen der Unterbringung so vieler Menschen an einem so abgelegenen Ort ohnedies nicht für adäquate Integration geeignet waren“. Aber die abrupte Schließung und Verlegung wirke sich bei vielen Geflüchteten neuerlich traumatisierend aus. „So eine Vorgangsweise ist unmenschlich“, wurde in dem Schreiben betont.
Die andere Sichtweise
Eine andere Sicht hat das Rote Kreuz Niederösterreich, das das Containerdorf für das Land betreibt. Die Zeit sei zwar knapp gewesen, aber jeder der 150 Bewohner (derzeit warten noch 50 auf eine Übersiedlung) hätte eine „qualitative Verbesserung“in den neuen Unterkünften, die sich in ganz Nie- derösterreich verteilt befinden, so ein Sprecher. Diese seien kleiner und so besser für die Integration. Im Containerdorf waren vor allem Afghanen, Iraner, Iraker und Somalier untergebracht. „Wir haben uns wirklich Mühe gegeben“, so der Sprecher, aber es sei lang nicht klar gewesen, wo die Bewohner hinziehen werden. Traumatisiert sei bei dem Umzug sicher niemand worden. Auch seien alle Habseligkeiten transportiert worden. Von der Kritik selbst hätte man erst aus den Medien erfahren. Der Umzug und die Quartiersuche seien außerdem in Kooperation mit der Caritas, der Nothilfeorganisation der katholischen Kirche, erfolgt.
Doch den Helfern geht es nicht nur um den Umzug. So sei bei keinem Camp-Bewohner berücksichtigt worden, ob er die Schule be- sucht und diese auch nach dem Umzug am gleichen Standort besuchen könne, teilten sie der „Presse“mit. Ein Schüler hätte zum Beispiel in einem Monat den Hauptschulabschluss in einer Schule in Floridsdorf machen sollen. Das dürfe er aber nicht mehr, da er nach Lilienfeld verlegt wurde.
Beim Roten Kreuz hört man von diesem Fall das erste Mal, bestätigt aber, dass es einen Bewohner gibt, auf den die Beschreibung passt. „Das Rote Kreuz hat angeordnet, alle Akten zu prüfen“, so der Sprecher. „Es ist klar, dass niemand durch den Umzug einen Nachteil haben soll. Sollte sich der Sachverhalt als richtig erweisen, werden wir mit dem Land telefonieren und den Schulabschluss ermöglichen. Es wird eine Lösung geben.“(win/APA)