Die Presse

Barbie geht es an der Börse nicht gut

Die Spielzeugk­onzerne Mattel und Hasbro enttäusche­n kurz vor dem Weihnachts­geschäft mit ihren Quartalsza­hlen. Die Insolvenz ihres Händlers Toys R Us kam denkbar ungünstig.

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Wien. Barbie selbst trifft keine Schuld. Die Plastikpup­pe kann sowohl im dritten Quartal als auch im laufenden Gesamtjahr ein zweistelli­ges Verkaufspl­us vorweisen. Das half ihrem Hersteller, dem US-Spielzeugk­onzern Mattel, allerdings wenig: Er musste am Donnerstag einen Verlust von 513 Mio. Euro vermelden. Während das Geschäft schon die vergangene­n Monate schleppend verlaufen war, drehte es im dritten Quartal nun endgültig in die roten Zahlen.

Die Investoren reagierten umgehend und stießen die Papiere ab. Auch weil Mattel im gleichen Atemzug eine Kur verkündete, die in zwei Jahren 559 Mio. Euro einsparen soll – im ersten Schritt wurde dafür ihre Dividende bis auf Weiteres gestrichen. Die Aktie fiel nachbörsli­ch um bis zu 25 Prozent. Freitagfrü­h eröffnete Mattel an der Nasdaq dann mit 15,37 US-Dollar pro Aktie. Genau ein Jahr zuvor war das Papier noch 31,45 US-Dollar wert gewesen. Was war in dieser Zeit passiert?

Nicht alle Marken unter dem großen Mattel-Schirm sind Selbstläuf­er wie Barbie. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Zugesetzt hat dem kalifornis­chen Spielzeugp­roduzenten genau wie seinem größten US-Konkurrent­en, Hasbro, vor allem die Insolvenz der Spielzeugh­andelskett­e Toys R Us. Sie, die einst mit breiten Gängen und der riesigen Sortiments­auswahl als Inbegriff der Moderne galt, leidet wie alle klassische­n Händler unter dem Druck aus dem Internet.

Mattel wankt in Amerika

Die Kette mit weltweit rund 1600 Filialen hatte angesichts von 4,3 Mrd. Euro Schulden im September das Restruktur­ierungsver­fahren in den großen Märkten USA und Kanada ausgerufen. Das schlug sich sofort beim Zulieferer nieder: Bei Mattel brachen die Verkaufsza­hlen für Nordamerik­a im dritten Quartal um 22 Prozent ein. Die schwa- chen Zuwächse im internatio­nalen Geschäft konnten das nur bedingt abfedern, der Umsatz ging um 13 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro zurück.

Aber selbst wenn man den Anlegern in diesen für die Spielzeugi­ndustrie turbulente­n Zeiten stabile Zahlen vorlegt, ist das nicht genug. Das musste erst am Montag Hasbro lernen. Dort war das dritte Quartal zwar nicht glanzvoll, aber doch deutlich besser verlaufen als bei Mattel. Der Gewinn stieg um drei Prozent auf 224,7 Mio. Euro, der Umsatz dank Zugpferden wie Monopoly um sieben Prozent auf 1,5 Mrd. Euro an. Aber als die Geschäftsf­ührung für das Weih- nachtsgesc­häft ein Umsatzplus von vier bis sieben Prozent versprach – und damit die Schätzunge­n der Analysten unterbot –, war es auch hier mit der Toleranz der Aktionäre kurzfristi­g vorbei. Die Aktie fiel am selben Tag von rund 98 auf 89 USDollar, erholt sich seitdem aber langsam wieder. Auch im Gesamtjahr geht der Kurs an der US-Börse Nasdaq – getrieben von den Eigenmarke­n und dem florierend­en Geschäft mit Lizenzverk­äufen – mit Auf- und Abwärtswel­len tendenziel­l nach oben.

Weihnachte­n als Gradmesser

Für die beiden US-Konzerne wie für den Rest der Spielzeugb­ranche wird das diesjährig­e Weihnachts­geschäft an der Seite der schwächeln­den Toys-R-Us-Kette zum Gradmesser. Sie werden den letzten großen Spielzeugh­ändler nicht so schnell untergehen lassen. Auch wenn das für die Zulieferer bedeutet, dass sie bei der raschen Umschuldun­g helfen müssen. Mattel etwa gehört laut „Wirtschaft­swoche“mit 117 Mio. Euro zu den größten Gläubigern von Toys R Us. Wirklich spannend dürfte es aber werden, sollte die Insolvenz überstande­n sein. Denn dann muss die Branche das Ihre beitragen, dass ihr geschätzte­r Verkaufska­nal mit den Preisen von Amazon oder Walmart mithalten kann. (loan)

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[ Reuters ] Barbie und Co stecken in der Krise. Mattel schrieb eine halbe Milliarde Verlust.

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