„Wir bekommen die besten Frauen“
Familie und Beruf. Julia Ganglbauer und die Firma Biogena zeigen, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen. Mit eigenen Spielzimmern für Kinder im Büro und flexiblen Arbeitszeiten. Das hilft den Mitarbeitern – und der Firma.
Julia Ganglbauer weiß, wie es ist, wenn sich Familie und Beruf schwer vereinbaren lassen. Als sie und ihr Bruder noch klein waren, musste ihre Mutter die Kinder manchmal mit in die Arbeit nehmen. In einer Zeit, in der das noch lang nicht normal war. „Bei meiner Mutter in der Firma war das strengstens verboten. Sie hat meinen Bruder und mich trotzdem mitgenommen. Als die Chefin dann gekommen ist, haben wir uns instinktiv unter dem Schreibtisch versteckt. Kinder spüren ja, wenn sie erwünscht sind und wenn nicht“, erzählt Ganglbauer heute. Was die Kinder denn da machen, hätte die Chefin gefragt, als die Kinder sich beim zweiten Besuch nicht mehr versteckten. „Wir arbeiten mit“, kam prompt die Antwort der Geschwister. Damit konnten sie die Chefin für sich gewinnen, und es wurde akzeptiert, dass die Kinder öfter mitkamen.
An die Situation ihrer Mutter erinnerte sich Julia Ganglbauer, als sie zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Familie und Beruf gekürt wurde. „Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte die 28-Jährige, nachdem ihr der Preis von Familienministerin Sophie Karmasin übergeben wurde. Ganglbauer ist eine von fünf Ge- schäftsführern bei Biogena, einem Salzburger Hersteller für Mikronährstoffe und Nahrungsergänzung – und dort auch für die Corporate Social Responsibility zuständig. Kinder sind bei Biogena jederzeit willkommen. Und zwar nicht nur im Notfall. Im Unternehmen gibt es zwei Eltern-Kind-Räume, in denen Eltern und ihre Kinder spielen, kuscheln, sich zurückziehen – und nebenbei auch arbeiten können. Außerdem gibt es flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit, Teilzeit und von zu Hause aus zu arbeiten, weiters Sport- und Beratungs- angebote in der Firma, und zwar für jeden, egal, ob mit Kind oder ohne, ob für Frauen oder Männer.
Förderung für Frau und Mann
„Familienfreundlichkeit ist nicht gleich Frauenförderung“, hatte Ministerin Karmasin davor auf der Bühne betont. Dass es auch immer mehr Väter gibt, die in Karenz gehen, sei „für ein partnerschaftliches Familienbild“genauso wichtig. Biogena setzte sich gegen Johanna Rachinger und die Österreichische Nationalbibliothek sowie Stefan Scheuch und seine Firma Scheuch Luft- und Umwelttechnik durch. Beide Betriebe setzen ebenfalls auf flexible Arbeitszeiten. In Scheuchs Firma wird Monteuren im Ausland auch regelmäßig die Heimkehr zur Familie ermöglicht.
Bei Biogena war es auch ein Mann, nämlich Gründer Albert Schmidbauer, der von Beginn an auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf achtete. „Es ist meine zutiefst persönliche Haltung“, sagte er zur „Presse“. Und für die Firma sei das Engagement von Vorteil: „Wegen der guten Rahmenbedingungen bekommen wir die besten Frauen.“