Rotes Glühen in Down Under
D er Genosse Trend hat sie schlimm erwischt. Erst die niederländischen Roten, die französischen, die deutschen und zuletzt die österreichischen – die allerletzte Hoffnung im annus horribilis der Sozialdemokratie. In Sack und Asche, mit hängenden Schultern und eingefallenen Wangen treten Martin Schulz, Christian Kern und Co. den Gang an – nein, nicht zum Schafott, aber auf die harte Oppositionsbank. Grimm und Verbitterung allenthalben.
Überall auf dem Erdball? Nein, in Down Under erhebt sich ein rotes Glühen am Firmament. Neuseeland stellt die Verhältnisse auf den Kopf. Im Land der Schafe und der Kiwis stieg Jacinda Ardern wie ein Komet auf – erst zur Jeanne d’Arc der Labour Party und nun, ganz ohne Gemetzel, zur Premierministerin.
Dabei hatte Bill English, der konservative Premier, seine 37-jährige Herausforderin als „Sternenstaub“abqualifiziert. Eine Ex-Mormonin, im Nebenjob DJane, die sich erst nach der siebten Anfrage für die Spitzenkandidatur erweichen ließ. Kein Witz, das alles. Und die nun den Lieblingsfeinden die Hölle heißmacht. Wer mag an Zufall glauben, dass das Höchstgericht in Australien just jetzt dem Vizepremier wegen seiner neuseeländischen Staatsbürgerschaft das Mandat entzog und die Regierung in Canberra in die Krise stürzte? Von Neuseeland lernen heißt siegen lernen. (vier)