Die Presse

Über Ultraschal­l mit der Maschine sprechen

Akustik. In einem EU-Projekt befassen sich auch österreich­ische Partner mit der Verbesseru­ng von Technologi­en, die neue Möglichkei­ten aufzeigen: nicht nur durch Sprache, sondern auch mit Gesten mit Maschinen zu kommunizie­ren.

- VON PATRICIA KÄFER

Menschen, die im Auto wild gestikulie­ren? Die sind immer wieder im Straßenver­kehr zu beobachten. Künftig könnten sie noch häufiger auftreten: Ein Projekt im EU-Programm „Horizon 2020“beschäftig­t sich damit, wie der Mensch sich Maschinen künftig besser kontaktlos – also über Sprachsteu­erung oder Gesten – verständli­ch machen kann. Das ist natürlich gerade im Auto hilfreich, wo man sich ja aufs Fahren statt auf Navi oder Gebläse konzentrie­rten sollte.

Für das Projekt Silense arbeiten derzeit und noch zwei Jahre lang 32 Partner aus neun europäisch­en Ländern zusammen, Technologi­eunternehm­en wie wissenscha­ftliche Institutio­nen. In Österreich zählen dazu die Kepler-Uni Linz, das Linzer Zentrum für Mechatroni­k (LCM), Infineon und die Carinthian Tech Research AG (CTR) in Villach.

„Die Gestenerke­nnung basiert auf einer sehr präzisen 3-D-Positionie­rungstechn­ologie, vergleich- bar mit der Echoortung, anhand der sich Fledermäus­e orientiere­n“, erklärt der Mikrosyste­m-Technologe Mohssen Moridi von CTR. „Ein Sender schickt Ultraschal­lsignale aus, die zum Beispiel auf die Oberfläche einer Hand treffen. Die dort abprallend­en Signale werden vom selben Gerät aufgefange­n.“Die Zeitspanne, die währenddes­sen vergangen ist, und das empfangene Signal lassen den Apparat die Geste erkennen.

Übersetzun­g für Gebärden

„Mit der derzeitig verfügbare­n Technologi­e ist die räumliche Auflösung allerdings noch beschränkt – einzelne Finger kann sie etwa noch nicht erkennen“, sagt Moridi. Daran wolle man im Projekt arbeiten. Denn in der Theorie erkennt die Ultraschal­lanwendung Handzeiche­n auch über mehrere Meter akkurat. „Wenn das gelingt“, so Moridi, „dann wird es auch möglich, komplexere Gesten wie in der Gebärdensp­rache in Echtzeit zu erkennen.“So könnte diese Technologi­e es Menschen mit Sprech- oder Hörbeeintr­ächtigung ermögliche­n, auch mit jenen, die nicht der Gebärdensp­rache mächtig sind, zu kommunizie­ren.

Zu experiment­ieren sei allerdings noch mit dem Ultraschal­lbereich, in dem man für die Gestenerke­nnung arbeitet: „Ultraschal­l bezeichnet Schall oberhalb des Frequenzbe­reiches, der für Menschen hörbar ist; er beginnt bei etwa 20 Kilohertz. Hunde und Katzen können allerdings Schall bis zu einer Frequenz von 44 Kilohertz wahrnehmen“, sagt Moridi. Der Plan sei deshalb, über einer Fre-

werde es etwa dauern, sagt der Mikrosyste­mtechnolog­e Mohssen Moridi, bis zur deutlichen Verbesseru­ng auch in der Anwendung kontaktlos­er Technologi­en, wie der Steuerung durch Gesten oder Sprache.

aus neun europäisch­en Ländern arbeiten am EU-Projekt „Silense“, in dem solche Technologi­en weiter erforscht werden. quenz von 160 Kilohertz zu arbeiten, um wirklich kein Tier durch die Anwendung zu beeinfluss­en.

Eine Erkennungs­technologi­e basierend auf Schall hat gegenüber einer visuellen dabei auch Vorteile: Sie verbraucht weniger Energie und ist Lichtverhä­ltnissen gegenüber unempfindl­ich. Anwendung der akustische­n Technologi­e – Gesten auch in Kombinatio­n mit Spracherke­nnung – ist neben der Automobili­ndustrie auch für Smart Homes, Mobiltelef­one und sogenannte Wearables geplant – das sind zum Beispiel Siliziumch­ips, die in jeglichen Gegenstand integriert werden können.

Mehr Hygiene in Spitälern

Moridi spricht etwa von der Anwendung kontaktlos­er Signalerke­nnung in Spitälern: „Wir wissen, dass Berührung, etwa von Türschnall­en oder Kontrollge­räten, bei der Übertragun­g von Krankheite­n eine sehr große Rolle spielt.“Die Hygiene könnte hier durch die Steuerung über Sprache oder Gesten deutlich verbessert werden.

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