Arbeit mit minzgrüner Aussicht
Ateliergeschichte. Miriam Strobach und Gregor Einetter, das kreative Duo von Foodink, werkt seit vier Jahren in beschaulichen Räumlichkeiten im ersten Bezirk.
Wir lieben Ideen, Design und Essen“, sagen Miriam Strobach und Gregor Einetter von Le Foodink. Die beiden stecken hinter Produkten wie Porcella (Onlineportal für Biofleisch), dem Wiener Kräuterlikör Kaleˆ sowie der grafischen Umsetzung zahlreicher Kochbücher.
Ihr Studio befindet sich im Herzen Wiens, genauer gesagt im alten Textilviertel im ersten Bezirk. Das Gründerzeit-Eckhaus, erbaut von Wilhelm Stiassny um 1870 hat den Wandel im Viertel erstaunlich gut überstanden. Trotz der großen Umstrukturierungen spürt man noch den handwerklichen Geist in dieser Gegend. Das Atelier von Foodink befindet sich im Dachgeschoß des Gebäudes und erstreckt sich auf zwei Stockwerken über gut 100 m2 sehr offener Architektur. Ein Open Space mit Charme sozusagen. „Wir verliebten uns unmittelbar in das Raumgefühl, aber vor allem auch in die Details“, so Strobach. Hübsch anzusehen sind etwa die Steckdosen und Lichtschalter oder ein alter Apothekerschrankraum.
Helmut Langs Kemenate
Manche dieser Wohnungsdetails stammen noch aus jener Zeit, in der Modedesigner Helmut Lang die Räume als Atelier und Wohnung benützt hat. Die einfache, aber sehr durchdachte kleine Küche nutzt das kreative Gespann immer wieder als Labor und für Verkostungen.
Viel wurde nicht verändert, das Volumen war schon per se makellos. „Als Erstes haben wir uns eine Schaukel und einen Aussichtsturm hineingebaut.“Als Zweites kam eine kleine „Leiter mit Sitz auf dem fünf Quadratmeter großen Terrasseneck, damit man manchmal doch ein bisschen Realität sehen kann“, so Einetter. „Mit unseren Möbeln sammeln wir auch immer Geschichten. Jedes Stück ist uns irgendwie ans Herz gewachsen.“Sei es wegen der Erinnerung an einen Streifzug zu einem Wiener Altwarentandler, sei es, weil es Freunde entworfen oder gebaut haben, wie zum Beispiel die Schaukel, die Sitzecke mit den maßgeschneiderten Matratzen und den Schreibtisch.
„Im Grunde inspiriert uns der Geist dieser Gegend. Deshalb haben wir hier auch Kale,ˆ einen Wiener Kräuterlikör, kreiert. Mit dem Blick von hier oben – über die minzgrünen Dächer der Stadt – ha- ben wir knapp zwei Jahre lang an Rezeptur, Geschmack und Gestaltung getüftelt.“
Luzide Wiener Sommernächte
Kaleˆ will eine Hommage an die luzide Unbeschwertheit des Lebens in Wien und die glitzernden Lichter der lauen, nächtlichen Stadt sein. Nicht nur die geografische Lage, sondern auch die Aura des Stadtviertels ist also hier bei der kreativen Tätigkeit auf Schritt und Tritt spürbar. Und der ruhige Teil des ersten Bezirks ist mit einigen Lieblingsorten gepflastert. „Hier kommt man nicht einfach zufällig vorbei. Aber gerade deshalb mögen wir es hier. Dorfcharakter in der Großstadt, das hat einfach was.“Lederleitner für Blumenliebhaber ist beispielsweise in den Kellergefilden der Börse zu finden. Am Salzgries 19 befindet sich die Dino’s Bar mit dem legendären Heinz Kaiser“, erzählt Einetter. „Am Freitag und Samstag kann man auf der Freyung einen Biowochenmarkt genießen, wunderbaren Kaffee für zwischen- durch gibt es im Elan in der Werdertorgasse. Dort befindet sich auch der Japaner namens En, dessen Makrelen einfach vorzüglich sind.“Und er fügt hinzu: „Orte machen so viel mit einem. Sie verändern die Gedanken. Manchmal reicht ein offener, hoher Raum, um auch die Gedanken zu öffnen. Aber es kann auch eine gänzlich ungewöhnliche Architektur sein, die einen erst auf den zweiten Blick anzieht.“Trotzdem bestehen beide darauf, Wohnen und Arbeiten geografisch zu trennen. Gerade, weil sie ihre Arbeit sehr gern machen „und diese immer präsent ist“.