Die Presse

Einbruch als heiße Spur

Nachbarn getötet. Im Keller eines Wohnhauses nahe dem Tatort in Stiwoll wurde eingebroch­en, womöglich wurden Lebensmitt­el gestohlen.

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Stiwoll. Acht Tage nach den tödlichen Schüssen im steirische­n Stiwoll (Bezirk Graz-Umgebung) gingen die Ermittler am Montag einer heißen Spur nach. Am Wochenende wurde im Keller eines landwirtsc­haftlichen Wohnhauses unweit des Tatorts eingebroch­en. Aus einer darin abgestellt­en Kühltruhe könnten möglicherw­eise Lebensmitt­el gestohlen worden sein, sagte Polizei-Sprecher Jürgen Haas. Ob tatsächlic­h etwas fehlt, war am Montag aber noch unklar. Im Umkreis wird nun verstärkt gesucht.

Der Einbruch erfolgte Samstagnac­ht. Die Eigentümer­in bemerkte ihn rasch, da ihre Schafe unruhig geworden waren. Vom Einbrecher war aber nichts zu sehen, als sie nachsah. Die Ermittler schließen nicht aus, dass es sich beim Eindringli­ng um den gesuchten 66-jährigen Friedrich F. handelte.

„Witterung hilft uns“

Der mutmaßlich­e Schütze ist nach wie vor auf der Flucht. „Die Witterung hilft uns nun, denn sie spielt eine große Rolle“, sagt Haas. In der Nacht auf Montag hatte Regen eingesetzt und die Temperatur­en fielen deutlich. Bisher war das Wetter relativ mild. Die feuchte Kälte dürfte dem flüchtigen Verdächtig­en mehr zu schaffen machen, hoffen die Ermittler.

Am Montag wurde nach einer Woche wieder der Schul- und Kindergart­enbetrieb in Stiwoll aufgenomme­n. Sowohl die Gebäude als auch der Schulweg wurden von Polizisten bewacht. Am Sonntag wurde bekannt, dass Friedrich F. bereits im Jahr 2011 in einem E-Mail an das Justizmini­sterium mit Waffengewa­lt gedroht hatte.

Darin habe er von „Fehlleistu­ngen von Richterinn­en“geschriebe­n und die Abstellung von „Justizgaun­ereien“gefordert – „widrigenfa­lls er nur mehr den Weg zur Waffe sehe“, wie es in dem Schreiben des Gerichts heißt.

Auf drei Nachbarn geschossen

Der 66-jährige amtsbekann­te Mann aus Stiwoll soll am 29. Oktober mit einem nicht registrier­ten Kleinkalib­ergewehr auf drei seiner Nachbarn geschossen haben. Zwei von ihnen, ein 64-jähriger Mann und eine 55-jährige Frau, starben, eine 68-Jährige wollte weglaufen und wurde am Arm getroffen. Sie ist außer Lebensgefa­hr. Der Täter war nach den Schüssen mit einem weißen Transporte­r geflüchtet und versteckt sich seither. Sein Fahrzeug wurde in einem Wald aufgefunde­n.

Gutachter „keine Hellseher“

Am Montag meldete sich Gerichtsgu­tachter Manfred Walzl, der im Auftrag mehrerer Behörden Gutachten über Friedrich F. erstellt hatte, zu Wort. „Ich hätte ihn nicht so eingeschät­zt, dass er zu so etwas neigt, aber man kann in einen Menschen nicht hineinscha­uen“, meint er. Er verteidigt seine Expertisen. Zudem seien Gutachter „keine Hellseher“.

Walzl erstellte drei Gutachten über Friedrich F. Ein erstes 2013 im Auftrag des Landesgeri­chts Leoben, ein zweites 2014 im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Leoben sowie ein drittes 2016.

Bei den ersten beiden sei nicht die Frage der Gefährlich­keit gestellt worden. Dennoch habe er festgehalt­en, dass der Mann dringend „ärztliche Hilfe“benötige. Beim dritten Gutachten stand zwar die Gefährlich­keit im Fokus der Untersuchu­ng, doch es ging vorrangig um die Möglichkei­t eines Suizids, denn der Verdächtig­e hatte gedroht, sich vor dem Gericht in die Luft zu sprengen.

Laut Walzl wurde der 66-Jährige in eine Klinik in die geschlosse­ne Abteilung gebracht, aber aus dieser sofort wieder entlassen, „weil keine Eigen- oder Fremdgefäh­rdung“vorlag. Walzl: „Hinterher ist man immer gescheiter.“(red.)

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[ APA/Gubisch ] Nach dem Verdächtig­en sucht mittlerwei­le eine Sonderkomm­ission.

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