Die Presse

Das Who’s who im Offshore-Versteck

Paradise-Papers. Am pikanteste­n ist das Russlandge­schäft des US-Handelsmin­isters.

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Wien. Gar viele illustre Namen der internatio­nalen Wirtschaft­s- und Politik- sowie der Sport- und sogar Popwelt finden sich auf den am Sonntagabe­nd von der internatio­nalen Recherchep­lattform ICIJ publiziert­en Paradise-Papers. Von der Firma Nike bis Apple, von der britischen Königin, Elizabeth II., bis zum türkischen Premier und dem Berater des kanadische­n Premiers, vom Popsänger Bono bis zur deutschen Milliardär­sfamilie Engelhorn – sie griffen zwar meist auf legale, aber komplizier­te Offshore-Konstrukte zur Steuerverm­eidung bzw. zur Umgehung von Haftungsfr­agen und Gläubigers­chutz zurück.

Die Pikanteste­n

Am pikanteste­n neben dem Dossier der Queen, deren Vermögensv­erwaltern die Offshore-Beteiligun­g laut Beamten „nicht bewusst“gewesen sei, und dem Fall der Computerfi­rma Apple, die laut Do- kumenten einen Geschäftss­itz in einem Land mit offiziell garantiert keinen Steuern suchte, ist die Causa Wilbur Ross. Der US-Handelsmin­ister soll als Privatmann über eine Reederei von Geschäften mit dem russischen Petrochemi­ekonzern Sibur profitiert haben, der dem Schwiegers­ohn und einem dezidierte­n Intimus des russischen Präsidente­n, Wladimir Putin, gehört. Das Millioneng­eschäft, bei dem es um die Vermietung von Tankern an die Russen gegangen sei, ist übrigens über die Wiener Sibur-Niederlass­ung abgewickel­t worden. Der Putin-Intimus, Gennadi Timtschenk­o, freilich steht auf der US-Sanktionsl­iste und ist übrigens im Vorjahr auch deshalb hierzuland­e aufgefalle­n, weil er laut damaligen Offshore-Enthüllung­en in Geschäftsb­eziehung zur Hypo Vorarlberg gestanden war.

Demgegenüb­er aufgebausc­ht scheint bei ICIJ, dass der promi- nente russische Internetin­vestor Juri Milner für seinen Einstieg bei den sozialen Medien Facebook und Twitter auch Geld einer Gazprom-Tochter und der staatliche­n VTB-Bank verwendet hat. Facebook und Twitter hatten den Einstieg sorgfältig geprüft. Die Anteile sind auch längst verkauft. ICIJ insinuiert, das Investment sei vor dem Hintergrun­d, dass Russland später angeblich die US-Wahlen beeinfluss­t hat, verdächtig. (est)

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