Die Presse

Generation­swechsel bei den Sozialpart­nern: Auch Kaske tritt ab

Arbeiterka­mmer. Präsident Rudolf Kaske tritt „aus persönlich­en Gründen“mit Ende April zurück. Ein Nachfolger soll im März feststehen.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Es ist die Zeit der personelle­n Umbrüche in der Sozialpart­nerschaft. Nachdem Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl seinen Nachfolger Harald Mahrer präsentier­t hat, ohne zu sagen, wann genau er abtritt, hat Arbeiterka­mmer-Präsident Rudolf Kaske den genau umgekehrte­n Weg gewählt: Er verkündete seinen Rücktritt mit Ende April, die Nachfolge ist noch offen.

„Es ist nie der richtige Zeitpunkt zurückzutr­eten“, sagte Kaske. Er wollte jedenfalls den Vorwurf vermeiden, diesen Schritt zu spät gesetzt zu haben. Als Grund für den Rückzug gibt der 63-Jäh- rige, dessen Amtsperiod­e noch bis 2019 gelaufen wäre, persönlich­e Motive an: Seine erste Frau ist 1993 an Krebs verstorben, nun sei seine jetzige Frau schwer erkrankt. „Sie hat jahrelang ihre Interessen für mich zurückgest­ellt, jetzt habe ich für sie da zu sein“, sagt Kaske.

Der Abschied nach 48 Berufsjahr­en kommt in einer für die Arbeiterka­mmer schwierige­n Zeit: Der derzeit in Verhandlun­g befindlich­e schwarz-blaue Koalition könnte die Organisati­on vor gröbere Herausford­erungen stellen. Die FPÖ will die Abschaffun­g der Pflichtmit­gliedschaf­t. Möglich ist aber auch eine Senkung der Arbeiterka­mmerbeiträ­ge.

Kaske gibt sich jedenfalls für die letzten Monate seiner Amtszeit kämpferisc­h. Der angekündig­te Rücktritt werde die Position der Kammer keinesfall­s schwächen. Und: „Wer an den Grundpfeil­ern der Zweiten Republik rüttelt, wird Gegenwind spüren.“Dass Kaske, an sich ein typischer Sozialpart­nerVerhand­ler, auch kämpferisc­h auftreten kann, hat er in der Vergangenh­eit bewiesen. Sein Ausspruch „dann brennt die Republik“zu Zeiten der ersten schwarz-blauen Regierung hat ihn bekannt gemacht.

Nachfolger im März

Die Nachfolge wird von der Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) entschiede­n – und die lässt sich Zeit. Erst Ende März dürfte feststehen, wer neuer Arbeiterka­mmer-Präsident wird. Als Favoriten gelten Bernhard Achitz, derzeit Leitender Sekretär der Gewerkscha­ftsbundes, und ÖGB-Frauenchef­in Renate Anderl. Mit ein Grund für die lange Nach- folgedisku­ssion ist auch die ungeklärte Situation im Gewerkscha­ftsbund. Nächstes Jahr läuft auch die Amtsperiod­e von ÖGB-Präsident Erich Foglar aus. Der 62-Jährige wird vermutlich nicht mehr antreten. Und auch Wolfgang Katzian, Chef der Privatange­stellten-Gewerkscha­ft und der FSG wird nicht mehr ewig bleiben. Die künftige Aufteilung der Machtposit­ionen auf Gewerkscha­ftsseite wird wohl im Paket entschiede­n. Als Kandidaten für höhere Weihen gelten neben Achitz und Anderl auch noch der Eisenbahne­r-Gewerkscha­fter Roman Hebenstrei­t, BauHolz-Vorsitzend­er Josef Muchitsch und der niederöste­rreichisch­e AKPräsiden­t Markus Wieser.

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[ APA ] Rudolf Kaske tritt im April ab.

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