Die Presse

Causa Pilz: Mit zweierlei Maß gemessen?

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„Warum Pilz den Rat eines alten, mächtigen Mannes annehmen sollte“, LA von Iris Bonavida, 7. 11. Die Causa Pilz wirft viele Fragen auf. Warum kamen die Vorwürfe erst jetzt an die Öffentlich­keit? Hatten die Grünen, die sich oft und gern als oberste Hüter und Wächter der Moral gerier(t)en, keine Bedenken, Peter Pilz in ihren Reihen, obwohl dem engsten Führungskr­eis die Vorfälle bekannt waren, kandidiere­n zu lassen?

Sie hatten ihm sogar geraten, nachdem der erstrebte Listenplat­z verwehrt worden war, auf Vorzugssti­mmen zu setzen. Wäre Pilz bei der grünen Familie geblieben, und hätte er auf diese Weise den Verbleib seiner Partei im Parlament gesichert, hätte man dann die diversen Vorwürfe sexueller Belästigun­g unter Verschluss gehalten? Wird hier mit zweierlei Maß gemessen? Wie müssen sich nun jene Wähler fühlen, die für Pilz votiert haben, wenn nunmehr jene Gruppe im Nationalra­t – zumindest vorübergeh­end – ohne ihre Galionsfig­ur reüssieren soll?

Vielleicht sollte sich so mancher Wähler die Frage stellen, ob er einer Bewegung, deren einziges Programm aus einer Ich-AG besteht, guten Gewissens seine Stimme geben kann. Beispiele aus der (jüngeren) Vergangenh­eit lassen zumindest Zweifel aufkommen: Einst H. P. Martin, vor nicht allzu langer Zeit F. Stronach, nun Peter Pilz. Mag. Gerald Gruber, 3353 Seitenstet­ten

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