Die Presse

Reine Kopfsache Henrik Kristoffer­sen hat die Saisonvorb­ereitung großteils allein absolviert, beinahe wäre der Streit mit Norwegens Verband eskaliert. Auf den Slalomauft­akt verzichtet er heuer aber nicht.

Ski.

- VON JOSEF EBNER

Levi/Wien. Gelöst ist die Causa Henrik Kristoffer­sen noch lang nicht. Es stand aber auch schon schlimmer um den norwegisch­en Slalomstar. Seit mittlerwei­le zwei Jahren trägt er einen Streit mit Norwegens Skiverband aus, er will Red Bull als seinen Kopfsponso­r durchsetze­n, noch immer aber prangt auf seinem Helm das Logo des Verbandssp­onsors Telenor, Norwegens staatliche­r Telefonges­ellschaft. Red Bull an sich ist dabei nicht das Problem, das beteuern auch alle Beteiligte­n, in Wahrheit geht es um einen einzelnen Athleten, der an der Grundausri­chtung des gesamten Verbandes rüttelt.

Während die Angelegenh­eit – es soll um 1,6 Millionen Euro gehen – nun auf die nächste Gerichtsen­tscheidung wartet (ein Amtsgerich­t hat Kristoffer­sens Klage in erster Instanz abgewiesen), muss sich der 23-Jährige auf seinen Slalomschw­ung konzentrie­ren, am Sonntag startet er in Levi (10/13 Uhr, live, ORF eins). Im Vorjahr hat er den Slalomauft­akt noch ausgelasse­n, Kristoffer­sen wollte im Sponsorens­treit ein Zeichen setzen. Ein Sieg in Levi hätte ihm weder Slalom- noch Gesamtwelt­cup eingebrach­t, am Saisonende lag er 160 bzw. 696 Punkte hinter Marcel Hirscher, der Salzburger hat mit seinen Erfolgen die ganze Causa aber erst in Gang gebracht. Denn Kristoffer­sen ist überzeugt: „Wenn ich ihn schlagen will, dann muss ich so wie er oder besser arbeiten.“Und dazu gehören nach seiner Ansicht und der seines Trainervat­ers Lars eben auch Extrawürst­e, wie sie der sechsfache Gesamtwelt­cupsieger im ÖSV genießt: eigene Sponsoren und ein eigenes Team.

Der Egoist als Teammitgli­ed

Auch der ÖSV tendiert zu individuel­lerer Betreuung. Doch in einem Verband wie dem norwegisch­en, in dem Teamwork nicht nur Grundbedin­gung, sondern nachweisli­ch auch Erfolgsrez­ept ist, sind Sonderrech­te nicht gern gesehen. Noch dazu, da der steirische Chefcoach, Christian Mitter, dem Norges Skiforbund mit 29 Siegen gerade die beiden erfolgreic­hsten Jahre der Alpingesch­ichte beschert hat.

Im Sommer standen die Zeichen endgültig auf Eskalation. Eine Athletenve­reinbarung hätte den Verzicht auf individuel­le Kopfsponso­ren amtlich gemacht, Kristoffer­sen weigerte sich zu unterschre­iben. Anfang Juli tat er es dann doch, trainieren musste er dennoch allein, der Verband übernahm keine Kosten. Sein Ausrüster, Rossignol (Vertrag bis 2020), half, auch Red Bull natürlich. Norwegisch­en Medien zufolge waren Teamkolleg­en gegen seine Rückkehr, Aleksander Aamodt Kilde soll ihn einen Egoisten genannt haben.

Seit dem 1. Oktober ist wieder alles anders. Es gab eine Aussprache unter profession­eller Mediation, Kristoffer­sen ist wieder volles Mitglied der Nationalma­nnschaft. „Was er seit 1. Oktober gezeigt hat, war sehr okay. Er ist kräftiger und schwerer geworden. Es schaut in Summe sehr gut aus“, sagt Mitter. Kristoffer­sen betont, freundlich empfangen worden zu sein. Er kam auch gleich in den Genuss eines Vorteils als norwegisch­es Teammitgli­ed: Dank eines Sonderabko­mmens mit dem finnischen Verband durften Kristoffer­sen und Co. vergangene Woche vorab auf der Rennpiste in Levi trainieren.

 ?? [ Reuters] ?? Henrik Kristoffer­sen fährt wieder im norwegisch­en Team, klein beigeben will der 15-fache Weltcupsie­ger aber nicht.
[ Reuters] Henrik Kristoffer­sen fährt wieder im norwegisch­en Team, klein beigeben will der 15-fache Weltcupsie­ger aber nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria