Die Presse

Die vergeblich­e Hoffnung auf einen EM-Boom

Frauenfußb­all. Mit der TV-Liveübertr­agung des Spiels zwischen USC Landhaus und St. Pölten stößt die Bundesliga in neue Sphären vor. Dennoch, nach dem Sommermärc­hen des Nationalte­ams sind große Verbesseru­ngen ausgeblieb­en.

- VON SENTA WINTNER

Wien. Eine Premiere erlebt Österreich­s Frauenfußb­all am Sonntag, wenn mit dem Schlagersp­iel der Bundesliga zwischen USC Landhaus und Titelverte­idiger St. Pölten erstmals ein Spiel live im Fernsehen übertragen wird (11 Uhr, ORF Sport +). Die Floridsdor­ferinnen haben sich heuer als erster Verfolger des Serienmeis­ters, der nach acht Runden noch ohne Punkteverl­ust und Gegentor ist, herauskris­tallisiert. „Das überrascht uns nicht, das Ziel war ein Top-dreiPlatz, dementspre­chend haben wir Trainer und Spielerinn­en geholt“, erklärt Sportdirek­tor Walter Weiss.

Kooperatio­n mit Austria Wien

Zuletzt setzte es jedoch zwei Unentschie­den, sodass angesichts von vier Punkten Rückstand auf den Tabellenfü­hrer die Meistersch­aft bereits entschiede­n scheint. „Das ist nicht frustriere­nd. Unser Ziel ist es, von St. Pölten zu lernen. Wir sind auf dem besten Weg.“Landhaus wurde 1968 gegründet, hat zwölf Meistertit­el und elf Cupsiege vorzuweise­n und ist einer der traditions­reichsten Frauenvere­ine in Österreich. Der letzte Erfolg liegt allerdings 15 Jahre zurück, neuen Schwung hat eine 2015 eingegange­ne Kooperatio­n mit Austria Wien gebracht.

Das A-Team spielt inzwischen in violetten Trikots, doch einzig die dritte Mannschaft ist als FK Austria Wien Ladies offiziell dem Klub aus Favoriten zugehörig. Im Sommer werden Gespräche der Vorstände über die Fortsetzun­g der Zusammenar­beit als Spielergem­einschaft oder eine Fusion entscheide­n.

Schon jetzt stellt die Austria Trainerper­sonal und hat in die Infrastruk­tur investiert, dennoch sind die Trainingsm­öglichkeit­en das größte Problem. „Wir haben für vier Mannschaft­en nur einen Kunstrasen­platz, das ist ein gewaltiger Nachteil“, erklärt Weiss.

An einer Lösung wird freilich gearbeitet, die Ziele bei Landhaus sind schließlic­h hoch. „Wir wollen im Frühjahr den ChampionsL­eague-Platz absichern und uns qualifizie­ren“, sagt Weiss, von der Mannschaft überzeugt. „Wir arbeiten strukturie­rt von unten nach oben, wollen junge Spielerinn­en aufbauen.“

Der im Sommer in den Niederland­en entstanden­e EM-Hype rund um das Nationalte­am ist in Floridsdor­f nicht wirklich angekommen, bis auf ein paar Anmeldunge­n mehr hat Weiss keine Veränderun­gen bemerkt. Er sieht den ÖFB in der Pflicht: „Es ist notwendig, dass etwas in Sachen Vermarktun­g passiert.“

Nationales Ungleichge­wicht

Denn St. Pölten wird vom Land Niederöste­rreich für Titel prämiert, dieser finanziell­e Unterschie­d schlägt sich auch sportlich nieder. Die vier größten Bundesligi­sten haben daher gemeinsam mit Nationalte­ammanageri­n Isabel Hochstöger und Michael Steiner, Leiter des Nationalen Zentrums, eine Arbeitsgru­ppe ins Leben gerufen, die dem ÖFB schon bald Pläne und Ideen präsentier­en will. Denn auch Weiss sieht das Potenzial des heimischen Frauenfußb­alls noch lange nicht ausgeschöp­ft. „Ich hoffe, dass nach dem EM-Boom noch sehr viel passiert.“

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[ amapics.at/Facebook ] Die Spielerinn­en des USC Landhaus wollen gegen St. Pölten überrasche­n.

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