Die Presse

Japan: Dividenden statt Deflation

Aufbruch. In Japan keimt erstmals wieder eine Inflation auf. Damit lohnt sich das Horten von Cash immer weniger. Ein Grund, weshalb viele Konzerne ihre Dividenden­zahlungen erhöhen.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Aufbruchss­timmung ist in Asiens einziger Industrien­ation schon seit einiger Zeit zu spüren, auch wenn es US-Präsident Donald Trump war, der das Land jüngst ins mediale Rampenlich­t rückte. Nach zwei Jahrzehnte­n einer hartnäckig­en Deflation findet ein grundlegen­der Wandel statt, ist Invesco-Stratege Daiji Ozawa überzeugt. Er verweist dazu auf das nominelle BIP. Dieses habe erstmals wieder jenes Niveau erreicht, auf dem es zuletzt vor 20 Jahren lag.

Dabei misst die Kennzahl neben der Wirtschaft­sleistung eines Landes auch die Veränderun­g des Preisnivea­us. Bei Letzterem findet eine Wende nach oben statt. Allein für das Gesamtjahr 2017 rechnet Deka-Volkswirt Rudolf Besch mit einer Inflations­rate von 0,4 Prozent. Was freilich Auswirkung­en auf die Firmenpoli­tik vieler Konzerne hat. Denn in Zeiten sinkender Preisnivea­us hatten viele Unternehme­n lieber Cash gehortet, anstatt es zu investiere­n oder für Dividenden und Aktienrück­käufe auszugeben. Nun, da es wieder eine – zaghafte – Inflation gebe, lohne sich das Horten immer weniger, sagt Ozawa.

Das sei auch ein Grund, weshalb Dividenden­zahlungen – sowie Aktienrück­käufe – zunehmen, betont Ozawa. Obendrein fordern immer mehr Anleger von Nippons Konzernen, wirtschaft­licher mit ihrem Kapital umzugehen. Unterstütz­ung gebe es dafür sogar von Japans Regierung mit entspreche­nd kapitalmar­ktfreundli­chen Reformen, betont Johan du Preez, Fondsmanag­er des M&G Japan Fund.

Zwölf Bio. Yen ausgeschüt­tet

Die Auswirkung­en sind jedenfalls deutlich sichtbar: Allein heuer wurden mehr als zwölf Billionen Yen ausgeschüt­tet. Noch vor zehn Jahren waren es sieben Billionen Yen. Bei Invesco nahm man die Entwicklun­g jedenfalls zum Anlass, den Invesco Japanese Equity Dividend Growth Fund zu gründen, mit einer durchschni­ttli- chen Dividenden­rendite von derzeit 2,08 Prozent. Zu den Toppositio­nen zählen etwa Gunze (Bekleidung­smarke) und Nippon Ceramic (Elektrokom­ponenten).

Die durch und durch positive Wende hinterläss­t auch an der Börse positive Spuren. Auf ein Jahr legten der Topix (plus 35 Prozent) sowie der Nikkei 225 (33 Prozent) ein gutes Stück zu, wobei der sinkende Yen die Rendite für EuroAnlege­r allerdings schmälerte.

Dennoch, der kräftige Anstieg schreckt Sam Perry, Fondsmanag­er von Pictet-Japanese Equity Opportunit­ies, keinesfall­s ab. „Schließlic­h legten auch die Unternehme­nsgewinne zu.“Weshalb das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis auf die kommenden zwölf Monate beim Topix mit 15,9 im mehrjährig­en Durchschni­tt verharrt.

Technologi­ewerte günstig

Vor allem in den Bereichen Technologi­e, Grundstoff­e und Industrie seien die Bewertunge­n günstiger als in defensiven Sektoren, meint Perry. Als Beispiel nennt der Pictet-Experte den Baumaschin­en- hersteller Komatsu sowie den Feinchemie­konzern Kanto Denka Kogyo, dessen Produkte etwa für Lithiumbat­terien gebraucht werden. Bei M&G verweist man obendrein auf günstige Chancen im konjunktur­sensiblen Finanzsekt­or. Dort hätten sich Gewinne nennenswer­t verbessert, meint du Preez.

Auch beim Tabellenbe­sten, dem Fidelity Japan Advantage Fund, konzentrie­rt man sich auf die Einzeltite­lwahl. Heraus kommt eine besonders hohe Gewichtung im Maschinenb­au und der Elektroind­ustrie. Verständli­ch, dass die größten Einzelposi­tionen etwa Makita (Elektrower­kzeuge), SMC und Keyence sind. Die letzteren zwei Unternehme­n sind in der Automatisi­erungstech­nik tätig.

Allerdings sollte man auch die Währungssc­hwankungen gut im Auge behalten. Zudem sind die geopolitis­chen Turbulenze­n zwischen den USA und Nordkorea nicht vom Tisch.

Sollte die Unsicherhe­it wieder zunehmen, könnten die Märkte vor allem in der Region unter Druck geraten.

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] AFP ] Anziehende Preise in Japan lassen Anleger auf höhere Dividenden hoffen.

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