Wie aus Schülern Unternehmer werden
Wann hast du jemanden zu seinem Weg befreit? Wer hat dir Mut gemacht, deinen Weg zu finden?
Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Gabriel wollte ein Jahr ehrenamtlich bei uns mitarbeiten. Gern nahm ich den jungen Mann in unsere Hausgemeinschaft auf. Ich wusste nicht viel über ihn, doch er schien mir etwas betrübt. Bald erzählte er mir, warum er zu uns gekommen sei. „Ich brauche Distanz und Zeit“, begann er seine Geschichte. „Evelyn, meine Partnerin, dreht gerade durch.“„Was ist passiert?“, wollte ich wissen. Gabriel holte aus seiner Hosentasche eine kleine Schachtel, mit blauem Filz bezogen, sie war ein wenig abgegriffen, wahrscheinlich trug er sie immer bei sich. Er öffnete sie vorsichtig und zeigte mir zwei Ringe.
Aus Weißgold, massiv, eckig. Ich las in den Ringen die Namen: Gabriel und Evelyn. „Wir gehören zusammen, schon seit zwei Jahren. Ich möchte sie heiraten, aber sie sagt, das geht nicht. Sie wirft mir vor, ich wolle sie gar nicht, ich suche etwas anderes. Doch ich schwöre, ich will nur sie!“„Warum glaubt sie, dass du sie nicht willst?“, fragte ich. „Das weiß ich nicht. Ich muss warten, bis sie wieder normal wird.“
Gabriel wartete, es verging kein Tag, an dem er nicht an sie dachte und den Weg zu Evelyn suchen wollte. Das Jahr verging, Gabriel wurde immer stabiler und allmählich ein guter Mitarbeiter. Irgendwann redeten wir nicht mehr über Evelyn, sondern über unsere Schützlinge. Eines Tages brach er auf, um eine Arbeit zu suchen. Jahre später meldete er sich wieder bei mir: „Ich möchte Priester werden!“Nun hatte er verstanden, was Evelyn, die ihn geliebt hatte, bei ihm gespürt hatte. Er liebt die Menschen, auch die Frauen, er ist ein Vater, Hirte, Freund für viele – nicht nur für
Joh 20,22
eine Frau, für eine Familie. Die Frau hatte in dem jungen Mann einen Geist aufgespürt, von dem er nichts wusste. Sie musste ihn wegstoßen, bis er allmählich begriff. Damit tat sie etwas Ähnliches wie Jesus, als er bei seinem Abschied seine Schüler in ihre Lebensaufgabe hineinstößt. „Er hauchte sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“Jesus nimmt damit auf, was Gott in der Schöpfung tat.
Er haucht der Materie den Geist ein, um daraus den Menschen zu machen. Der Geist macht die Wesen liebesfähig, sie werden Partner für Gott, mit dem Auftrag, die Welt zu kultivieren. Wie im Anfang Gott den Menschen erschuf, stiftet Jesus sein Werk, eine Gemeinschaft, die wie Israel der Humanisierung der Welt zu dienen hat.
Für diese Aufgabenstellung gibt es die neue Erwählung, die Kirche. Jesus legt denselben Geist Gottes – keinen neuen, keinen besseren Geist – auf eine Gruppe von Menschen, die zu ihm gehören, die seine Schüler und Schülerinnen sind, sich in seinem Namen versammeln und mit ihm einen Dienst übernehmen, den Gott ihnen gegeben hat, nämlich als „Diener der Freude“zu den Völkern zu gehen. Paulus nennt sie eine „neue Schöpfung“.
Evelyn hat Gabriel „angehaucht“mit einem Geist, der ihn befreit hat. Wann hast du jemanden zu seinem Weg befreit? Wer hat dir Mut gemacht, deinen Weg zu finden?