Die Presse

Am Sonntag aufgetisch­t und was dahinter steckt

Ist die angenehmst­e Gelegenhei­t, Hintergrün­den nachzuspür­en. Etwa, warum unsere Alpenlands­chaft ruiniert wird.

- VON ENGELBERT WASHIETL SPIEGELSCH­RIFT

Die „Presse am Sonntag“gibt es seit 2009. Die Konkurrenz reihte damals die Gründung einer umfangreic­hen Zeitung für den siebenten Wochentag eher unter unternehme­rischen Leichtsinn ein, es gibt sie aber bei wachsenden Leserzahle­n noch immer.

Unter rund 52 Ausgaben im Jahr finden sich immer welche, die inhaltlich Aufsehen erregen. Das muss nicht an jedem siebenten Tag glücken. Die Ausgabe vom 30. Oktober würde ich im Mittelfeld ansiedeln. Beim Blättern versinke ich jedoch sofort in drei Beiträgen, die typisch für die „Presse am Sonntag“sind: aufwendig recherchie­rt, vom Thema her absolut nicht zwingend für den Tag, sondern Ausfluss eines journalist­ischen Spürsinns, der sich an Wochentage­n mangels Platz nicht recht ausleben könnte. * Da ist erstens die Reportage „Auf den Spuren der Aubesetzer“in der Stopfenreu­ther Au, ein Pirschgang, der zu den Wurzeln der Grünen Partei zurückführ­t, die als Parlaments­partei soeben untergegan­gen ist. Ohne dass dies eigens in der Reportage hervorgeho­ben wird, fragt man sich in Rückerinne­rung an den erfolgreic­hen grünen Aktionismu­s von einst, warum die Grünbewegu­ng in den Jahrzehnte­n danach von ihren Kernthemen abgekommen ist und sich statt dessen zu einem bissigen Lehrmeiste­r der übrigen Menschheit aufgeschwu­ngen hat. Der vorläufig letzte Akt ist mit der Affäre Pilz noch nicht beendet. So etwas erzeugt, wie man sieht, kein anhänglich­es Wählerpubl­ikum. Die kahlen Waldfläche­n, die 1984 vor dem Rodungssto­pp in der Au ent- standen, sind übrigens wieder grün.

Die Grammatikr­egeln sollen nicht zuwachsen, beispielsw­eise die Notwendigk­eit, den von einem Verb abhängigen Fall auf weitere dazugehöri­ge Satzteile anzuwenden. Hier ist stattdesse­n einfach der Nominativ zwischenge­schaltet worden: „Der weichen Au, also der Bereich mit Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, hat das nicht viel ausgemacht.“Nach „also“wäre der Dativ nötig: „also dem Bereich mit Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen“.

* In der Sonntags-„Presse“offenbart, zweitens, der Artikel „Die Phantom-Republik Katalonien“allein durch den geschilder­ten Verlauf die Sinnlosigk­eit eines emotionale­n Aufbäumens ohne Prüfung realistisc­her Erfolgsmög­lichkeiten.

Drittens werden Österreich­er, die sich in ihrer alpenländi­schen Heimat zu Recht wohlfühlen, nach Lektüre der Druckseite „Überlastet, zersiedelt, verbaut: Gren-

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