Rosenwasser und Unterdrückung
Iran. Kultur ist das Zauberwort für Iran-Reisende. Die imposanten Kulturschätze und der Zauber des Orients faszinieren. Aber soll man in ein Land reisen, in dem eine Mullah-Diktatur das Volk unterdrückt?
Das Zwitschern ist allgegenwärtig, wenn man den Vakil-Basar durchstreift. Glockenhell singen die Vögel, die den Händlern am größten Basar der Stadt Shiraz Glück bringen sollen. In ihren kleinen Käfigen springen sie über den Teppichen, Stoffen und Gewürzen, während die Händler miteinander plaudern, die Rechnungen durchsehen oder ein Nickerchen halten. Aufdringliche Verkäufer findet man hier Die beste Reisezeit für den Iran sind Frühling und Herbst, vermeiden sollte man den Ramadan. Bei Reisenden werden manche Regeln nicht so streng gesehen wie bei Iranern, aber die Arme und Beine sollten vollständig bedeckt sein, Frauen brauchen ein Kopftuch. Bei Einkäufen sollte man darauf achten, ob die offizielle Währung, Rial, oder der inoffizielle Toman verlangt wird; ein Toman sind zehn Rial. Die Reise erfolgte auf Einladung der Reiseveranstalter Geo Reisen (www.georeisen.com) und Raiffeisen Reisen (www.raiffeisen-reisen.at). Sie bieten ganzjährig individuelle Reiseausarbeitungen (Private Tours) und achtbis zwölftägige Gruppenreisen an. kaum, die Männer lassen ihre Waren für sich sprechen. Auch ein Feilschen um den Preis ist höchst unüblich. Wer bei einer Reise in den Iran an die arabische Welt denkt, wird in malerischen Städten wie Shiraz oder Isfahan schnell eines Besseren belehrt. Die Iraner sehen ihr Land geradezu als Gegensatz dazu, „arabisch“impliziert für sie eine Kulturlosigkeit, der sie sich mit einer beeindruckenden Historie gegenüberstellen wollen. Das Ornament Arabeske würde man hier Iraneske nennen, erklärt ein Reiseführer. Ob das tatsächlich stimmt? Im Garten Bagh-e Narandschestan, wo Bitterorangen wachsen und das Plätschern des Wassers die Gedanken fortträgt, kommt man zu dem Schluss, dass das kaum wichtig sein kann.
18 Gärten und Parks gibt es in der Zwei-Millionen-Stadt Shiraz, und nicht jeder von ihnen ist zu jeder Jahreszeit schön. Die Oasen machen vergessen, wie trocken das Land der südlich gelegenen Provinz Fars, früher Pars, ist. Es ist das Gebiet, dem Persien seinen Namen verdankt. Verlässt man die Stadt, ist man schnell in der Wüste. Die Straßen sind von einigen wenigen Häusern gesäumt, die sich zwischen noch unfertig und schon verlassen bewegen. Es ist eine un- wirtliche Strecke, die man landeinwärts durchfährt, sie führt an ärmlichen Baracken und Landarbeitern vorbei, die ihre Hacken in die karge Erde schlagen, hinter ihnen hohe Berge. Leben in den fensterlosen Lehmbunkern am Straßenrand Menschen? Die Führer sind sich nicht ganz sicher. Aber auch die eine oder andere Karawanserei ist zu sehen: Stolz präsentiert ein Bauer am Rande der Wüste bei Varzaneh seine Dromedare, die die Mühle betreiben – freilich nur noch zum Zweck der Show.
Nur eine Stunde entfernt von Shiraz befindet sich Persepolis, die einstige Königsstadt, die Alexander der Große niederbrennen ließ. Es ist die Wiege der persischen Kultur, und die Leistung, die dahintersteckt, ist nach dem Eintritt durch das gewaltige Tor aller Länder nur zu deutlich. Von den einzelnen Palästen ragen noch bis zu 20 Meter hohe Säulen in den Himmel, mehrere imposante Steinlöwen sind beinahe perfekt erhalten, sie waren lange verschüttet. Zwischen den Ruinen wandernd erfährt man, dass 20.000 Arbeiter der Palastanlage zu ihrer Pracht verholfen haben – Arbeiter, keine Sklaven. Unter König Darius I soll es beim Bau sogar eine Art Unfallschutz und Muttergeld gegeben haben. Die Reliefs lassen die Geschichte aufleben – und im Glanz der Historie wird umso deutlicher, wie gefangen das Land gegenwärtig ist. Der Nationalstolz der Iraner gründet in der Zeit vor der Ankunft des Islam – oder Islamisierung, wie manche von ihnen sagen. Immerhin war das Persische Reich das erste Großreich der Antike, die Vergangenheit ist glorreich, Gegenwart und Zukunft dagegen scheinen unsicher.
„Sind nicht besonders religiös“
Die Spannung zwischen dem verhassten Regime und den Menschen wird allerorts deutlich. Das Bild, das man im Westen von ihnen habe, sei völlig falsch: „Wir sind nicht radikal, wir sind nicht einmal besonders religiös“, hört man immer wieder von liberalen Iranern. Sie schätzen, dass lediglich 30 Prozent der Schiiten im Land ihre Religion streng nach Vorschrift praktizieren. Die Übrigen würden nur dann beim Freitagsgebet erscheinen, wenn die Obrigkeit darüber Listen führe. Das Fehlen des Namens auf einer solchen Liste könne manche, etwa Beamte, durchaus in Schwierigkeiten bringen.
Die Unterdrückung der Iraner ist auch für Touristen sofort ersichtlich, nicht nur durch das vielen Frauen verhasste Kopftuch und die Kleidungsvorschriften. Sondern auch durch das Straßenbild: