Ein Segment mit Aufholbedarf
Höhere Renditeaussichten und bessere Berechenbarkeit wecken auch auf dem österreichischen Markt das Interesse von Investoren. Den Deals aus jüngster Zeit könnten bald weitere folgen.
Das Segment Studentisches Wohnen ist zuletzt vor allem in der Gunst internationaler Investoren deutlich gestiegen. Allein im dritten Quartal 2017 wurden drei Deals bekannt gegeben. So erwarb etwa Union Investments Real Estate das 2015 fertig gestellte Studentenheim „Milestone Graz“. Über einen Forward Purchase ging wiederum der dritte Turm des Wohnprojekts Triiiple, in dem Studentenapartments errichtet werden sollen, an die Corestate Capital Holding. Letztere sicherte sich darüber hinaus – ebenfalls im Rahmen eines Forward Purchase – ein weiteres Micro-Living-Projekt der UBM im Stadtviertel Quartier Belvedere Central (QBC).
Hohe Berechenbarkeit
Worauf ist dieser Appetit zurückzuführen? „Nachdem ausländische Investoren den heimischen Wohnungsneubau für sich entdeckt haben, richten sie ihren Fokus jetzt auf die Spezialwohnformen studentisches Wohnen und Micro-Living“, sagt Daniel Breitwieser, Leiter Wohnen bei EHL Immobilien. „Es winken vergleichsweise höhere Renditeaussichten von 3,75 bis vier Prozent.“Simon Behr, Director Sales bei der GBI AG, verweist auf einen weiteren Aspekt: „Diese Investitionen bieten neben einer attraktiven Rendite gleichzeitig eine hohe Berechenbarkeit.“Der auf Hotels und Mikroapartments spezialisierte deutsche Projektentwickler hat einiges vor in Österreich. Kürzlich erfolgte die Grundsteinlegung für ein Apartmenthaus für Studierende unter der hauseigenen Marke SMARTments student im Sonnwendviertel im 10. Wiener Gemeindebezirk. Kurz vor dem Baustart steht ein Projekt in Graz. Ein weiteres Projekt am Wiener Hauptbahnhof, das sich an Projektmitarbeiter, Berufseinsteiger, Pendler, Künstler mit befristeten Engagements sowie Reisende, die ausgedehnte Wien-Aufenthalte planen richtet, soll Anfang Dezember eröffnet werden.
Nach Wien expandiert auch die niederländische The Student Hotel-Gruppe. Das Unternehmen, das mit seinem Studenten-Hotel& Housing-Konzept bereits an mehreren europäischen Standorten vertreten ist, hat sich von der S + B Gruppe ein Projekt in der Wiener Nordbahnstraße gesichert. Bis 2020 sollen dort auf einer Fläche von 37.000 Quadratmetern 822 Zimmer sowie Shops, Restaurants, Tagungsräume und Co-WorkingSpaces für Start-ups entstehen. Damit liegt das Unternehmen ganz im Trend: „Es gibt einen grundsätzlichen Bedarf an kleinen Wohnflächen, die für einen begrenzten Zeitraum zu einem vergleichsweise attraktiven Preis angemietet werde können“, betont Breitwieser. Zu den Interessenten zählt der Experte neben Studenten auch Unternehmen, die nach temporären Unterkünften für ihre Mitarbeiter suchen. Für Investoren attraktiv ist das Thema auch deshalb, weil Kurzzeitunterkünfte, sofern die Vermietungsdauer sechs Monate nicht überschreitet, nicht in den Anwendungsbereich des MRG fallen. Das erhöht unter anderem die preislichen Gestaltungsmöglichkeiten.
Gestiegene Ansprüche
Dafür wollen die Kunden aber auch etwas geboten bekommen: „Da die Studierenden bis zu 800 Euro Miete im Monat zahlen, erwarten sie auch was für ihr Geld“, weiß Breitwieser. Die Ansprüche reichten dabei von der Einrichtung, bei der „Wert auf einen gewissen Designcharakter“gelegt wird, bis hin zu Gemeinschaftsräumen mit Unterhaltungsmöglichkeiten. Was die Lage betreffe, so müsse ein Studentenheim nicht unbedingt in Universitätsnähe liegen. „Ein viel entscheidender Erfolgsfaktor ist eine nahe U-BahnStation. Eine Straßenbahn- oder Busanbindung allein reicht nicht aus“, so der Experte. Bei der Entscheidung für den Erwerb des Milestone Graz hat auch der pro- hat Mileston Graz übernommen, die
den dritten Turm des Wohnprojekts TrIIPle sowie ein Micro-Living-Projekt der UBM im QBC. Die niederländische
hat sich ein Projekt der S+B Gruppe in der Wiener Nordbahnstraße gesichert. Der deutsche
baut Studentenapartments im Sonnwendviertel, ein weiterer Baustart soll in Kürze in Graz erfolgen. fessionelle Betreiber eine Rolle gespielt, berichtet Alejandro Obermeyer, Leiter Investment Management DACH bei Union Investment Real Estate: „Neben der guten Gebäude- und Lagequalität im zentrumsnahen Stadtteil Lend und der dynamischen Entwicklung des Makrostandorts Graz war der langfristige Pachtvertrag und die vollständige Vermietung bei anhaltend hoher Nachfrage ein wesentliches Entscheidungskriterium.“
Österreich hinkt nach
Ungeachtet des jüngsten Interesses steckt der Investitionsmarkt für studentisches Wohnen und MicroLiving in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern freilich noch in den Kinderschuhen. Ein nachhaltiges und starkes Wachstum spricht man der Assetklasse vor allem in Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, der Niederlande uns Spanien zu. Laut CBRE wurden allein in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 471 Millionen Euro investiert, wodurch das Vorjahresergebnis von 266 Millionen Euro deutlich übertroffen werden konnte.
„Bedingt durch die veränderte Wohninfrastruktur und das Nachfrageverhalten junger Menschen nach temporären Wohnen gilt die Anlageklasse als relativ sichere Wertanlage“, erläutert Jan Linsin, Head of Research bei CBRE Deutschland. „Erste Immobilienfonds mit ausschließlichem Fokus auf Mikro-Apartments sind am deutschen Markt bereits aktiv.“