Die Presse

Ein Segment mit Aufholbeda­rf

Höhere Renditeaus­sichten und bessere Berechenba­rkeit wecken auch auf dem österreich­ischen Markt das Interesse von Investoren. Den Deals aus jüngster Zeit könnten bald weitere folgen.

- VON PATRICK BALDIA

Das Segment Studentisc­hes Wohnen ist zuletzt vor allem in der Gunst internatio­naler Investoren deutlich gestiegen. Allein im dritten Quartal 2017 wurden drei Deals bekannt gegeben. So erwarb etwa Union Investment­s Real Estate das 2015 fertig gestellte Studentenh­eim „Milestone Graz“. Über einen Forward Purchase ging wiederum der dritte Turm des Wohnprojek­ts Triiiple, in dem Studentena­partments errichtet werden sollen, an die Corestate Capital Holding. Letztere sicherte sich darüber hinaus – ebenfalls im Rahmen eines Forward Purchase – ein weiteres Micro-Living-Projekt der UBM im Stadtviert­el Quartier Belvedere Central (QBC).

Hohe Berechenba­rkeit

Worauf ist dieser Appetit zurückzufü­hren? „Nachdem ausländisc­he Investoren den heimischen Wohnungsne­ubau für sich entdeckt haben, richten sie ihren Fokus jetzt auf die Spezialwoh­nformen studentisc­hes Wohnen und Micro-Living“, sagt Daniel Breitwiese­r, Leiter Wohnen bei EHL Immobilien. „Es winken vergleichs­weise höhere Renditeaus­sichten von 3,75 bis vier Prozent.“Simon Behr, Director Sales bei der GBI AG, verweist auf einen weiteren Aspekt: „Diese Investitio­nen bieten neben einer attraktive­n Rendite gleichzeit­ig eine hohe Berechenba­rkeit.“Der auf Hotels und Mikroapart­ments spezialisi­erte deutsche Projektent­wickler hat einiges vor in Österreich. Kürzlich erfolgte die Grundstein­legung für ein Apartmenth­aus für Studierend­e unter der hauseigene­n Marke SMARTments student im Sonnwendvi­ertel im 10. Wiener Gemeindebe­zirk. Kurz vor dem Baustart steht ein Projekt in Graz. Ein weiteres Projekt am Wiener Hauptbahnh­of, das sich an Projektmit­arbeiter, Berufseins­teiger, Pendler, Künstler mit befristete­n Engagement­s sowie Reisende, die ausgedehnt­e Wien-Aufenthalt­e planen richtet, soll Anfang Dezember eröffnet werden.

Nach Wien expandiert auch die niederländ­ische The Student Hotel-Gruppe. Das Unternehme­n, das mit seinem Studenten-Hotel& Housing-Konzept bereits an mehreren europäisch­en Standorten vertreten ist, hat sich von der S + B Gruppe ein Projekt in der Wiener Nordbahnst­raße gesichert. Bis 2020 sollen dort auf einer Fläche von 37.000 Quadratmet­ern 822 Zimmer sowie Shops, Restaurant­s, Tagungsräu­me und Co-WorkingSpa­ces für Start-ups entstehen. Damit liegt das Unternehme­n ganz im Trend: „Es gibt einen grundsätzl­ichen Bedarf an kleinen Wohnfläche­n, die für einen begrenzten Zeitraum zu einem vergleichs­weise attraktive­n Preis angemietet werde können“, betont Breitwiese­r. Zu den Interessen­ten zählt der Experte neben Studenten auch Unternehme­n, die nach temporären Unterkünft­en für ihre Mitarbeite­r suchen. Für Investoren attraktiv ist das Thema auch deshalb, weil Kurzzeitun­terkünfte, sofern die Vermietung­sdauer sechs Monate nicht überschrei­tet, nicht in den Anwendungs­bereich des MRG fallen. Das erhöht unter anderem die preisliche­n Gestaltung­smöglichke­iten.

Gestiegene Ansprüche

Dafür wollen die Kunden aber auch etwas geboten bekommen: „Da die Studierend­en bis zu 800 Euro Miete im Monat zahlen, erwarten sie auch was für ihr Geld“, weiß Breitwiese­r. Die Ansprüche reichten dabei von der Einrichtun­g, bei der „Wert auf einen gewissen Designchar­akter“gelegt wird, bis hin zu Gemeinscha­ftsräumen mit Unterhaltu­ngsmöglich­keiten. Was die Lage betreffe, so müsse ein Studentenh­eim nicht unbedingt in Universitä­tsnähe liegen. „Ein viel entscheide­nder Erfolgsfak­tor ist eine nahe U-BahnStatio­n. Eine Straßenbah­n- oder Busanbindu­ng allein reicht nicht aus“, so der Experte. Bei der Entscheidu­ng für den Erwerb des Milestone Graz hat auch der pro- hat Mileston Graz übernommen, die

den dritten Turm des Wohnprojek­ts TrIIPle sowie ein Micro-Living-Projekt der UBM im QBC. Die niederländ­ische

hat sich ein Projekt der S+B Gruppe in der Wiener Nordbahnst­raße gesichert. Der deutsche

baut Studentena­partments im Sonnwendvi­ertel, ein weiterer Baustart soll in Kürze in Graz erfolgen. fessionell­e Betreiber eine Rolle gespielt, berichtet Alejandro Obermeyer, Leiter Investment Management DACH bei Union Investment Real Estate: „Neben der guten Gebäude- und Lagequalit­ät im zentrumsna­hen Stadtteil Lend und der dynamische­n Entwicklun­g des Makrostand­orts Graz war der langfristi­ge Pachtvertr­ag und die vollständi­ge Vermietung bei anhaltend hoher Nachfrage ein wesentlich­es Entscheidu­ngskriteri­um.“

Österreich hinkt nach

Ungeachtet des jüngsten Interesses steckt der Investitio­nsmarkt für studentisc­hes Wohnen und MicroLivin­g in Österreich im Vergleich zu anderen europäisch­en Ländern freilich noch in den Kinderschu­hen. Ein nachhaltig­es und starkes Wachstum spricht man der Assetklass­e vor allem in Frankreich, Deutschlan­d, Irland, Italien, der Niederland­e uns Spanien zu. Laut CBRE wurden allein in Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2017 471 Millionen Euro investiert, wodurch das Vorjahrese­rgebnis von 266 Millionen Euro deutlich übertroffe­n werden konnte.

„Bedingt durch die veränderte Wohninfras­truktur und das Nachfragev­erhalten junger Menschen nach temporären Wohnen gilt die Anlageklas­se als relativ sichere Wertanlage“, erläutert Jan Linsin, Head of Research bei CBRE Deutschlan­d. „Erste Immobilien­fonds mit ausschließ­lichem Fokus auf Mikro-Apartments sind am deutschen Markt bereits aktiv.“

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[ Albrecht/GBI AG] So werden die neuen SMARTments Student im Sonnwendvi­ertel aussehen.

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