Herausgeputzt für den Verkauf
Schicke Möbel und stylische Accessoires – um Immobilien rascher verkaufen zu können, setzen Bauträger und Makler zunehmend auf Home Staging.
Der erste Eindruck zählt. „Man entscheidet in den ersten zwei bis fünf Sekunden, ob einem etwas gefällt oder nicht“, weiß Home Stagerin Helena Carlsson-Eger. Weil das auch für Immobilien gilt, ist es umso wichtiger, dem potenziellen Käufer oder Mieter bei der Besichtigung ein wohnliches Gefühl zu vermitteln. Leere Zimmerfluchten, kahle Wände oder von der Decke baumelnde Glühbirnen, tragen nämlich nicht unbedingt zum Entstehen desselben bei. Immer öfter lassen Bauträger und Makler Immobilien daher herausputzen. „Home Staging“heißt die professionelle Behübschung von Wohnungen, die, so Helena Carlsson Eger, in den USA bereits gang und gebe ist. „Von dort ist Home Staging nach Großbritannien und Skandinavien geschwappt – und jetzt etabliert es sich in Österreich“, erzählt die Home Stagerin.
Potenziale sichtbar machen
Wichtig bei der Möblierung auf Zeit sei es, den Geschmack einer möglichst großen Zielgruppe zu treffen. Gleichzeitig müsse darauf geachtet werden, dass die Einrichtung nicht der Wohnung den Rang abläuft, sondern diese zur Geltung bringt. „Ich setze auf neutrale, moderne Möblierung“, sagt die Expertin. Wobei der Schein manchmal trügt: Bei Küchen, Betten und Ähnlichem kommen meist Dummies zum Einsatz. In der Regel sorgen Home Stager nicht nur für die Einrichtung, sondern auch für den Auf- und Abbau derselben sowie für professionelle Fotos. Die Kosten dafür hängen von der Größe der Wohnung und dem Aufwand ab. „In der Regel sind es ein bis zwei Prozent des Verkaufspreises“, sagt Carlsson-Eger.
Mehr noch als das Hervorrufen von Emotionen steht das Sichtbarmachen der Potenziale der Immobilie im Vordergrund der Arbeit. Schicke Möbel, stylische Accessoires und die optimale Beleuchtung rücken die Wohnungen nämlich nicht nur ins rechte Licht, sondern führen den Interessenten auch die Möglichkeiten, die sich beim Einrichten bieten, vor Augen. „80 Prozent der Menschen können sich nicht vorstellen, wie eine leere Wohnung möbliert aussieht und welche Möbel wohin passen“, weiß die Expertin. Ein Aspekt, der gerade bei Dachgeschoßwohnungen sehr rasch zum K.o.-Kriterium werden kann. „Viele Kunden glauben, dass man unter eine Dachschräge kein Bett stellen kann, weil man sich beim Aufstehen den Kopf anschlägt“, erzählt Martin Müller von JP Immobilien. Aus diesem Grund würde man bei jedem zweiten Projekt ein bis zwei Wohnungen stagen. „Aber nur die Dachgeschoßwohnungen, bei klassischen Regelgeschoß-Wohnungen ist das nicht notwendig“, sagt Müller.
Während andere Bauträger die Einrichtung oft nur mieten, kauft JP Immobilien Möbel, Lampen und Dekoration. „Wir budgetieren dafür 200 Euro pro Quadratmeter“, berichtet Müller. In der Regel würde die Einrichtung dann von den Käufern übernommen. Angesichts dieser Erfahrung legt der Bauträger die Messlatte bei „anspruchsvollen Objekten in tollen Lagen“noch höher und lässt Küchen, teilweise aber auch Einbauschränke, maßfertigen. „Da reden wir dann schon von 1000 Euro pro Quadratmeter und mehr.“Nicht immer könne man die Kosten für das gesamte
des Deutschen Berufsverbandes für Home Staging zufolge verkaufen sich gestagte Immobilien im Schnitt um 50 Prozent schneller. Zwischen 80 und 90 Prozent aller Immobilien, die durch Home Staging optimiert wurden, fanden binnen dreier Monate einen neuen Eigentümer. Begriff und Praxis stammen aus den USA der 1960er-Jahre, als sich HollywoodStars ihre zum Verkauf stehenden Häuser von Bühnenbildnern aufpeppen ließen. Investment durch den Verkauf herein bringen. „Aber wenn die Wohnung lange leer steht, würde das auch etwas kosten“, betont Müller.
Schnellerer Verkaufserfolg
Die verkaufsfördernde Wirkung von gestagten Wohnungen kennt auch Roswitha McGehee von Süba. Mit Möbeln und Accessoires aufgepeppt würden vor allem größere, teurere Wohnungen. „Wir haben gesehen, dass eine eingerichtete Wohnung für den Kunden wesentlich attraktiver ist und sich der Verkaufserfolg viel rascher einstellt.“Auswertungen des Deutschen Berufsverbandes für Home Staging belegen, dass sich gestagte Immobilien im Durchschnitt um 50 Prozent schneller verkaufen. „Oft ist es so, dass eine Wohnung, die schon neun Monate leer gestanden ist, bei der ersten Besichtigung nach dem Staging weg geht“, erzählt Carlsson-Eger.
Ab welchem Zeitpunkt eine Wohnung herausgeputzt wird, ist verschieden. Während die einen noch während des Baus eine Musterwohnung einrichten, lassen sich andere damit Zeit bis nach der Fertigstellung. Sind zwei bis drei Monate danach immer noch nicht alle Wohnungen verkauft, werden ein oder zwei Wohnungen aufgepeppt, um die Vorstellungskraft der Interessenten anzuregen.