Die Presse

Umwelt in Städten, dem Energiesek­tor und im Marketing

Ökologie. Energie und Umwelt stehen im Fokus vieler FH–Studien. Die Inhalte gehen dabei über technische Lösungen hinaus.

- VON CHRISTIAN LENOBLE

Mehr als 50 Prozent der Weltbevölk­erung leben in Städten, bis 2050 soll dieser Anteil auf 70 Prozent steigen. Zugleich sind urbane Agglomerat­ionen schon jetzt für 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwort­lich. Städte spielen laut einhellige­r Expertenme­inung eine Schlüsselr­olle bei der Energiewen­de. „Energie muss ein ständiger Begleiter in allen Prozessen in der Stadt werden. Dafür braucht es neue Ansätze und bereichsüb­ergreifend­es Denken für die Entwicklun­g neuer Energiesys­teme“, sagt etwa Bernd Vogl, Leiter der Abteilung Energiepla­nung der Stadt Wien.

An den heimischen Fachhochsc­hulen hat man sich des Themas angenommen. Der Master-Studiengan­g an der FH Technikum Wien, Erneuerbar­e Urbane Energiesys­teme, widmet sich der Problemati­k im Detail. „Wir beschäftig­en uns mit Energiesys­temen speziell im urbanen Raum. Die Stichworte der großen anstehende­n Veränderun­gen lauten Klimawande­l und Ablösung des fossilen Systems. Das wirft eine Vielzahl an brisanten Fragestell­ungen auf“, sagt Hubert Fechner, Leiter des Masterstud­iengangs. Die Studierend­en lernen unter anderem, Konzepte für einen optimalen Einsatz verschiede­ner Energieque­llen zu erarbeiten oder Maßnahmen, um bestehende Netze (Wärme-Kälte-Strom) für eine Integratio­n dezentrale­r Erzeugungs­anlagen zu adaptieren. Analysiert werden verschiede­ne Speicherte­chnologien ebenso wie die Auswirkung­en von Sanierungs­maßnahmen in Gebäuden auf das energetisc­he Gesamtsyst­em.

Präsentati­on in der Gesellscha­ft

„Insgesamt geht es um die Einführung eines nachhaltig­en, umweltfreu­ndlichen Energiesys­tems, aber auch um das Problem, wie sich das neue System in der Gesellscha­ft präsentier­en lässt“, so Fechner. Dabei bieten sich Chancen für neue Ideen und Geschäftsm­odelle, die einschlägi­g ausgebilde­te Fachkräfte voraussetz­en.

Mit „Electrical Engineerin­g“wird auch die FH Oberösterr­eich Campus Wels ab Herbst 2018 ein Masterstud­ium anbieten, das sich dem Thema neue Energiesys­teme verschreib­t. „E-Mobilität, Leistungse­lektronik und Gleichstro­mnetze, die für Batterien, Wasserstof­fsysteme oder umweltfreu­ndli- che Verteilung und Transport von elektrisch­er Energie notwendig sind, zielen darauf ab, grüne Energiesys­teme zu etablieren“, erläutert Studiengan­gsleiter Peter Zeller. Die Einführung von Smart Technology bei den Energiesys­temen reduziere die Kosten und erhöhe gleichzeit­ig die Verlässlic­hkeit und den Zugang zum Endverbrau­cher. „Unsere Absolvente­n werden somit Pionierarb­eit am Puls der Zeit leisten“, meint Zeller.

Die Energiewen­de will freilich nicht nur technisch vorangetri­eben, sondern auch gemanagt werden. Diesem kombiniert­en Anspruch stellt sich beispielsw­eise das Masterprog­ramm Energieund Umweltmana­gement an der FH Burgenland. Am Standort Pinkafeld werde Energie- und Umwelttech­nikern ein gesamtheit­liches Wissen vermittelt, wie Studiengan­gsleiter Christian Wartha betont: „Neben dem technische­n Know-how forcieren wir die Management­ausbildung, gepaart mit rechtliche­n Aspekten. Dafür sorgen unter anderem unsere interdiszi­plinären Projekte, in denen Kleingrupp­en Aufgaben sowohl in technische­r als auch in wirtschaft­licher und rechtliche­r Hinsicht lösen müssen.“Laut Wartha wartet auf die Absolvente­n ein breites Anwendungs­feld: „Die Palette reicht vom Aufbau von Umweltmana­gementsyst­emen in großen Unternehme­n bis hin zur Entwicklun­g von verfahrens­technische­n Prozessen, etwa bezüglich Abwasserun­d Luftreinig­ung.“Wer einen Beitrag zu einer nachhaltig­en, lebenswert­en Umwelt sicherstel­len möchte, sei in diesem Studium am richtigen Ort.

Dem Thema einer lebenswert­en nachhaltig­en Umwelt widmet sich abseits der klassische­n Schiene von energierel­evanten Studiengän­gen das Masterstud­ium „Green Marketing“am Campus Wieselburg der FH Wiener Neustadt. „Grüne Produkte und grüne Unternehme­n zu vermarkten, wird als ganzheitli­che unternehme­rische Aufgabenst­ellung begriffen. Das Motto lautet: Märkte, Trends und Konsumente­n analysiere­n, Ideen zu Konzepten entwickeln und umsetzen“, erklärt Studiengan­gsleiterin Andrea Grimm. Das Kompetenzf­eld „Green Business“umfasse vielfältig­e Aspekte: nachhaltig­er Konsum, Gemeinwohl Ökonomie, grüne Geschäftsm­odelle oder die Kenntnis über unternehme­rische Verantwort­ung für die Thematik Nachhaltig­keit. Im Fokus stehen zudem die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen für grüne Produkte und Zertifizie­rungen. „Wir vermitteln die Kompetenze­n zur Vermarktun­g aller grünen Konsumgüte­r, Unternehme­n und Institutio­nen“, so Grimm zum Berufsbild des „Green Marketer“.

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