Der introvertierte Pavillon
Hausgeschichte. Barrierefrei, ebenerdig, mit viel Licht – so der Auftrag der Bauherren für ihr Altersdomizil. Das Ergebnis erhielt nun den Preis für „Vorbildliches Bauen in Niederösterreich“.
Der Sohn der Bauherren wandte sich an uns mit der Idee, für seine Eltern ein altersgerechtes Haus zu bauen“, erzählt x42-Architekt Martin Moser von der Entstehung des „Pavillon DTG“an der Grenze Niederösterreich/Burgenland. „Es sollte hell, ebenerdig und natürlich barrierefrei sein“. Gemeinsam mit dem Architekten Christoph Gaber machte er sich an den Entwurf, und in Folge wurde quasi „ein Gemeinschaftsprojekt der Familie mit uns Architekten“daraus. Ein Jahr dauerte die Planung, ein weiteres die Bauzeit.
Begrenzung nach außen ...
„Das Grundstück an sich ist nicht sehr groß, und es musste natürlich der Abstand zu den Grundstücksgrenzen eingehalten werden“, erklärt Moser die Ausgangslage. „Dadurch wirkte der Bauplatz ein wenig eingezwängt“. Außerdem war den Hausherren eine – auch optische – Begrenzung zu den Nachbarn wichtig, Haus und Garten sollten uneinsichtig sein. „Sie legen großen Wert auf Privatheit, wollten sozusagen ein introvertiertes Haus“, ergänzt Moser.
Umgesetzt wurde der Wunsch durch die Kombination von zwei Baukörpern: dem Wohnhaus mit rund 110 Quadratmetern – einem Ziegelbau mit Strukturputz in leichten Erdtönen, die es optisch in die Umgebung integrieren – und einer Garagenbox, die auch einen Abstell- beziehungsweise Lagerraum beinhaltet. Die beiden Gebäude umschließen den Garten von zwei Seiten, wobei die Garagenwand zur Gartenseite hin aus Holz gefertigt ist. Aus Kostengründen wurde keine Unterkellerung durchgeführt, stattdessen unter dem Fundament eine Dämmplatte angebracht.
Mittelpunkt des Hauses ist das Atrium. „Da die 110 Quadratmeter auf einer Ebene liegen, ist das für die Belichtung die beste Lösung“, erläutert Moser und ergänzt: „Wir bauen recht viel mit Atrien und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, allerdings müssen wir oft erst die Bauherrn davon überzeugen.“Das war hier nicht anders. Vor allem, da das kleine Atrium – es misst zwei mal drei Meter – in diesem Fall nur der Belichtung dient und keinerlei Wohnfunktion hat: Es steht wie ein verglaster Block inmitten der Wohnräume.
... Natur im Inneren
„Mittlerweile sind die Bewohner sehr zufrieden damit und möchten es nicht mehr missen, weil die Wohnqualität für sie deutlich größer ist“, berichtet Moser. „Besonders gefällt, dass das Wetter, die Natur, der wechselnde Lichteinfall ständige Begleiter sind, dass sozusagen die Natur sehr direkt ins Haus geholt wurde“, fügt er an.
Rund um dieses Atrium öffnen sich die Wohnräume, ganz ohne Gänge. Von diesem offenen Raumkonzept sind nur das Badezimmer, das Schlafzimmer und ein Gäste-/ Arbeitszimmer ausgenommen, die mit Fenstern belichtet werden. Dadurch entsteht eine Blickachse, die den Räumen eine optische Großzügigkeit verleiht. Offene Wohnbereiche und geschlossene Rückzugsmöglichkeiten wechseln einander ab. Die offenen Räume sind zudem durch große Fensterflächen mit dem Garten verbunden, was für zusätzliche Helligkeit sorgt und den umgebenden Außenbereich ins Innere des Hauses holt. Auch kleine Terrassen nach Süden vor dem Wohnbereich und nach Norden vor der Küche sorgen für Offenheit und Licht. Die Architekten planten nicht nur das Haus, sondern konzipierten auch die Inneneinrichtung. Hauptsächlich wurde dabei Holz verwendet. Der Boden wurde in Eichenparkett ausgeführt, die Fensterrahmen in Lärche. Bei der im ganzen Haus verlegten Fußbodenheizung entschied sich das Ehepaar für Gas, zusätzlich gibt es im Wohnraum einen offenen Kamin.
Unter anderem war es auch dieses Gesamtkonzept, das dafür gesorgt hat, dass der Pavillon kürzlich mit dem Preis für Vorbildliches Bauen in Niederösterreich, (vergeben von der NÖ Landesregierung) ausgezeichnet wurde. „Die Jury war vor Ort und hat sich von den Details, den Materialien und der Belichtungslösung überzeugt“, erzählt Moser. Im Jurytext heißt es dazu: „Der kubische Baukörper hat eine omnipräsente Beziehung zum Außenraum, ohne dabei an Intimität zu verlieren und kann als ein Beispiel für einen vorbildhaften Umgang mit Bauen auf engem Raum gewertet werden.“