Die Presse

Einigkeit bei der Sicherheit

Koalitions­verhandlun­gen I. ÖVP und FPÖ berichten von ersten substanzie­llen Annäherung­en. Die Ambulanzge­bühr solle aber nicht neuerlich eingeführt werden, betonen beide Seiten.

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Wien. Die Koalitions­verhandlun­gen stecken noch in der Anfangspha­se. In einigen Sachthemen dürften die Verhandler aber schon sehr weit gekommen sein. So beim Thema Innere Sicherheit: Da stehe man bereits kurz vor einer Einigung, heißt es aus den beiden Verhandlun­gsteams (siehe auch S. 12).

Im Cluster „Sicherheit, Ordnung und Heimatschu­tz“geht es um die Reduktion der illegalen Migration, Grenzraums­icherung, Maßnahmen gegen den politische­n Islam oder die Anhebung der Mindeststr­afen für Gewalt- und Sexualverb­rechen. Der Grund für den raschen Fortschrit­t in diesem Bereich: Es gebe große Überschnei­dungen in den Programmen der beiden Parteien. Außerdem würden sich die beiden Verhandlun­gsleiter, Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Walter Rosenkranz (FPÖ), beide Niederöste­rreicher, sehr gut verstehen.

Nicht überall läuft es so problemlos. „Es wird auch Kompromiss­e geben müssen“, sagt der Wiener Vizebürger­meister Johann Gudenus (FPÖ). So wünscht sich seine Partei eine Beibehaltu­ng der derzeitige­n Rauchverbo­tsregeln in Lokalen, während die ÖVP weiter auf das schon beschlosse­ne Rauchverbo­t ab Mai 2018 setzt. In einem Offenen Brief an Sebastian Kurz wollen Vertreter von Gesundheit­sberufen am Mittwoch auch den ÖVP-Chef auffordern, den Nichtrauch­erschutz wie geplant einzuführe­n. So könne man die Gesundheit verbessern und Todesfälle vermeiden, während Lokalbetre­iber nach den internatio­nalen Erfahrunge­n keine Angst vor Einbußen fürchten müssten, heißt es in dem der „Presse“schon vorliegend­en Schreiben.

„Unwahrheit­en verbreitet“

Dementiert wurden von ÖVP und FPÖ Pläne für die Wiedereinf­ührung der Ambulanzge­bühr. Die ÖVP verschickt­e wegen eines entspreche­nden Berichts des „Standard“am Dienstag sogar eine eigene Aussendung. „Entweder wurde hier schlecht recherchie­rt, oder es werden bewusst Unwahrheit­en verbreitet. In keiner der verhandeln­den Gruppen wurde über Ambulanzge­bühren gesprochen. Das ist auch in den internen Protokol- len belegt“, erklärte die ÖVP. „Die Falschinfo­rmation wäre durch einfache Nachfrage in Pressestel­len von ÖVP oder FPÖ leicht vermeidbar gewesen“, so die Türkisen.

„Das ist genauso frei erfunden wie die Geschichte über die Abschaffun­g von Tempolimit­s“, sagte ein FPÖ-Sprecher zum Bericht. Die Ambulanzge­bühr war eines der gescheiter­ten Projekte unter Schwarz-Blau I Anfang der 2000erJahr­e. Die schon damals umstritten­e Gebühr war vom Verfassung­sgerichtsh­of aufgehoben worden.

Die Cluster- und Fachgruppe­n sollen ihre Zwischenbe­richte bis zum 24. November an die leitende Steuerungs­gruppe melden. Die Steuerungs­gruppe mit den Parteichef­s Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) an der Spitze wird am Freitag wieder tagen.

Minister Matthias Wechner?

Weiterhin nur spekuliert wird über die personelle Besetzung der Ministerie­n. Gudenus deponiert schon einmal vorsorglic­h, dass die FPÖ für jedes Ressort geeignete Kandidaten zur Verfügung hätte. Und: „Jedes Ministeriu­m ist interessan­t, sonst wär’s kein Ministeriu­m.“Bekannt ist, dass bei den Freiheitli­chen das Innenminis­terium in der Prioritäte­nliste ganz oben steht. Sollten sie es bekommen, wäre es logisch, dass die ÖVP das andere Sicherheit­sministeri­um, das Verteidigu­ngsressort, besetzt.

Und dafür kursiert nun in ÖVP-Kreisen ein neuer Ministerka­ndidat: Matthias Wechner, CEO des Sicherheit­sunternehm­ens G4S soll in die Politik wechseln. Für Wechner wäre es eine Rückkehr ins Verteidigu­ngsministe­rium: Er arbeitete auch schon in den Kabinetten von ÖVP-Verteidigu­ngsund Innenminis­ter Günther Platter. (maf/aich/APA)

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[ APA ] Die Koalitions­verhandler ÖVP-Obmann Sebastian Kurz und FPÖChef Heinz-Christian Strache.

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