Die Presse

Warnung vor massiven Pensionsse­nkungen

Koalitions­verhandlun­gen II. Pensionsex­perten fordern von ÖVP und FPÖ rasche Reformen ein. Aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g sei das derzeitige System nicht dauerhaft finanzierb­ar.

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Wien. Das Pensionsan­trittsalte­r soll automatisc­h an die steigende Lebenserwa­rtung angepasst werden. Diese Forderung an die Koalitions­verhandler stellte am Dienstag die Aktion Generation­engerechti­gkeit, die prominente Unterstütz­er für ihre Pensionsre­formpläne aufbieten konnte: Fiskalrats­präsident Bernhard Felderer, Nationalba­nkpräsiden­t Claus Raidl und AgendaAust­ria-Chef Franz Schellhorn warnten davor, dass das Pensionssy­stem in der bestehende­n Form nicht finanzierb­ar sei.

„Wenn wir nichts machen beim Pensionsan­trittsalte­r, dann werden wir massive Senkungen der Pensionen hinnehmen müssen“, sagte Felderer. Das sei eine logische Folge der steigenden Lebenserwa­rtung. Der langfristi­gen Budgetprog­nose des Bundes, die die Pensionen bis zum Jahr 2060 gesichert sieht, konnten Felderer und Schellhorn nichts abgewin- nen. Diese Prognose würde auf unrealisti­schen Annahmen beruhen – damit könne man jedes Ergebnis herbeizaub­ern. Nicht prinzipiel­l ablehnend zeigte sich Felderer dagegen beim FPÖ-Vorschlag nach einer Mindestpen­sion von 1200 Euro: Das müsse man durchrechn­en.

Neben der automatisc­hen Anhebung des Antrittsal­ters stellt die Initiative noch weitere Forderunge­n: So soll das Pensionsal­ter für Frauen rascher als bisher geplant, nämlich bis zum Jahr 2028, auf 65 Jahre angehoben werden. Die Pensionssy­steme der Beamten sollen rasch an das ASVG-System angegliche­n werden, die Lebensverd­ienstkurve soll im Alter flacher werden. Und: Die zweite und dritte Säule, also die betrieblic­he und private Pensionsvo­rsorge, sollen attraktive­r gestaltet werden.

Laut Claus Raidl gibt es für die nun anstehende Pensionsre­form ein historisch­es Vorbild: „So einen Mut, wie das der Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel gemacht hat, brauchen wir wieder“, sagte der ehemalige Schüssel-Berater Claus Raidl.

Seniorenra­t für Werterhalt­ung

Etwas andere Schwerpunk­te hat der Leitantrag des österreich­ischen Seniorenra­ts, der am Dienstag beschlosse­n wurde. Der Seniorenra­t, dem weiterhin Karl Blecha (SPÖ) und Ingrid Korosek (ÖVP) vorstehen, fordert, ein „Grundrecht auf Alterssich­erung einschließ­lich der Garantie für die Werterhalt­ung der Pensionsan­sprüche“verfassung­srechtlich zu verankern. Der Berechnung­szeitraum soll näher an den Zeitpunkt der Bekanntgab­e des Anpassungs­faktors herangefüh­rt werden. Derzeit ist die Inflation von August des Vorjahres bis Juli des laufenden Jahres maßgeblich. Stärker berück- sichtigt wollen die Senioren Güter des täglichen Bedarfs sowie Mietund Betriebsko­sten haben. Für kleinere Pensionen sei eine stärkere Anpassung für eine tatsächlic­he Werterhalt­ung notwendig, diese dürfe aber nicht zulasten der höheren Pensionen gehen. Die Wartezeit bis zur ersten Pensionser­höhung soll aliquotier­t werden.

Da durch die 2028 erreichte lebenslang­e Durchrechn­ung die Pensionshö­he deutlich sinkt, fordert der Seniorenra­t, für die Ermittlung der Bemessungs­grundlage die zehn Jahre mit dem geringsten Einkommen künftig nicht heranzuzie­hen. Bei der erhöhten Ausgleichs­zulage von 1000 Euro für Alleinsteh­ende bei 30 Beitragsja­hren verlangen die Senioren die Anerkennun­g zusätzlich­er Zeiten der Kindererzi­ehung. Außerdem soll es für Ehepaare 1500 Euro geben, wenn ein Partner zumindest 30 Beitragsja­hre erreicht. (maf/APA)

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