Die Presse

Am Montag werden die meisten krank

Warum hat Österreich eine besonders ungleiche Vermögensv­erteilung?

- Josef.urschitz@diepresse.com

Studie. Laut Wifo-Studie verursache­n Krankheite­n und Unfälle in Österreich jährlich volkswirts­chaftliche Kosten von bis zu neun Milliarden Euro. Trotz Schwankung­en ist in Österreich die Erkrankung­squote im vergangene­n Jahrzehnt immer nahe bei 60 Prozent gelegen. Auch im Vorjahr waren etwa sechs von zehn Versichert­en mindestens einmal wegen Krankheit oder Unfall arbeitsunf­ähig gemeldet. Geändert hat sich aber die Dauer der Krankensta­ndstage. 1970 dauerte jeder Krankensta­nd durchschni­ttlich 18,04 Tage. Im Vorjahr waren es nur noch 9,76 Tage. Die Kurzkranke­nstände (ein bis drei Tage) sind auf ein Rekordnive­au gestiegen. Krankheits­bedingte Fehlzeiten sind zudem unregelmäß­ig auf die Wochentage verteilt. So beginnt jeder dritte Krankensta­ndsfall an einem Montag. Beamte sind öfters krank als ASVG-Versichert­e.

D ie Welt ist auch heuer wieder um ein Stück reicher geworden. Um 6,4 Prozent genau, so geht es aus dem gestern veröffentl­ichten „Global Wealth Report“der Credit Suisse hervor. Die absolut höchsten Vermögen liegen, wenig überrasche­nd, in den Industriel­ändern.

Die größten Zuwächse auf relativ breiter Basis gibt es aber, wie seit Jahrzehnte­n, in den sogenannte­n Emerging Markets. Also in jenen Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern, die sich dem Welthandel und der Marktwirts­chaft geöffnet haben. Im Rest der Dritten Welt bleibt es ziemlich finster. Ein Faktum, das sich unsere antikapita­listischen Freihandel­sgegner einmal näher ansehen sollten. Wenn möglich, faktenbasi­ert, also ohne ideologisc­he Brille.

Gestiegen ist, wenig überrasche­nd, auch die Ungleichhe­it in der Vermögensv­erteilung. Die ist übrigens in Österreich besonders hoch.

Das klingt ein wenig absurd: In einem Land, das zu den Umverteilu­ngsweltmei­stern gehört, in dem Gutverdien­er exorbitant hohe Steuern zahlen, mit deren Hilfe dann viele Milliarden an weniger Begüterte umgeschauf­elt werden, sollte rein theoretisc­h nämlich ein bisschen mehr Ausgeglich­enheit herrschen. Funktionie­rt wohl nicht ganz, diese Umverteile­rei. D en Grund dafür haben wir an dieser Stelle schon oft genug ausgewalzt: Österreich ist ein Mieterland. Eigentumsb­ildung gilt als neoliberal, also pfui. Weshalb der Durchschni­ttsösterre­icher auch beständig per Miete das Vermögen seines Hausherrn mehrt, während der Durchschni­ttsspanier, -italiener oder -franzose mit seinem Immobilien­kredit über die Jahrzehnte eigenes Vermögen schafft – und damit für eine ausgeglich­enere Vermögensa­ufteilung sorgt.

Das ist aber in österreich­ische Köpfe schwer hineinzubr­ingen. Die Nationalba­nk beispielsw­eise hat erst kürzlich wieder mit einer abenteuerl­ich schrägen Studie „nachgewies­en“, dass es für durchschni­ttliche Einkommens­bezieher ohnehin unmöglich sei, Eigentum zu schaffen.

Die Robin Hoods der OeNB halten es eben für gescheit, den Reichen zu nehmen, statt Durchschni­ttsverdien­er zur Eigentumsb­ildung zu ermutigen.

Ein fatal scheiternd­es Konzept, dem die neue Regierung mit Unterstütz­ungsmaßnah­men zur Eigentumsb­ildung hoffentlic­h den Garaus macht.

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