Die Presse

Schröder stichelt gegen SPD-Chef Schulz

Altkanzler über Putin: „Können froh sein, ihn zu haben.“

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Berlin. Altkanzler Gerhard Schröder hat SPD-Chef Martin Schulz kritisiert, ohne dessen Namen zu nennen – oder besser gesagt: weil er Schulz’ Namen nicht genannt hat. In einem Interview mit der „Zeit“wurde Schröder gefragt, ob der SPD „überzeugen­de Führungsfi­guren“fehlten. „Bei der SPD gibt es gute Leute wie (Fraktionsc­hefin) Andrea Nahles und (SPD-Vizechef ) Olaf Scholz“, antwortete der 73-Jährige. Schulz erwähnte er nicht. Stattdesse­n lobt er auch ExParteich­ef Sigmar Gabriel („einer der Begabteste­n“).

Vor fünf Monaten noch hatten sich Schulz und Schröder die Bühne auf dem SPD-Parteitag in Dortmund geteilt. Damals, als es für die Genossen in den Umfragen schon nicht mehr gut lief, gab der Altkanzler den Einpeitsch­er für Schulz. Doch ein paar Wochen später wurde Schröders Engagement im Aufsichtsr­at des halbstaatl­ichen russischen Konzerns Rosneft publik. „Völlig deppert, der Kerl“, schimpfte daraufhin Martin Schulz laut „Spiegel“.

Zu seinem Duzfreund Wladimir Putin äußert sich Schröder in dem Interview ebenfalls, und gewohnt wohlwollen­d: „Verglichen mit dem US-Präsidente­n können wir froh sein, einen Putin zu haben.“Den russischen Präsidente­n unterschei­de „ein hohes Maß an Rationalit­ät“von seinem US-Amtskolleg­en.

„Dann haben wir Neuwahlen“

Einer möglichen Jamaika-Koalition bescheinig­t Schröder indes kein langes Leben: „Interessan­t wird es im Herbst 2018. Wenn Jamaika dazu führt, dass die CSU bei der Landtagswa­hl in Bayern die Mehrheit verliert, wird sie die Koalition sprengen. Dann werden wir 2019 sehr interessan­te Neuwahlen haben.“

In der Flüchtling­spolitik ging Schröder auch mit der eigenen Partei hart ins Gericht: „Unsere Leute sind rumgelaufe­n mit ,Refugees welcome‘-Plaketten – das war falsch“, sagte er der „Zeit“. Seine Parteifreu­nde hätten nicht wahrgenomm­en, „dass damit der Eindruck einer uferlosen Zuwanderun­g entstehen könnte“. Das habe Ängste bei potenziell­en SPD-Wählern geweckt. (strei/ag.)

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[ APA ] Die deutsche Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, und ihre CDU waren während der Sondierung­sgespräche zumeist in der Vermittler­rolle.

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