„Man fühlt sich in die Person hinein“
Gewinner. Der Entwurf „Zwei Gesichter“der beiden Vorarlberger Daniel Matt und Johannes Lampert konnte die Jury überzeugen. Dahinter stecken die Vorliebe für klare Formen sowie das Interesse an soziopolitischen Entwicklungen.
Auf die Frage, wann sie zuletzt eine Briefmarke verwendet haben, müssen die beiden Designer Daniel Matt (21) und Johannes Lampert (22) länger nachdenken. Von der Idee, eine Briefmarke zu entwerfen, waren sie jedoch sofort überzeugt. „Daniel hat von dem Wettbewerb gelesen, und wir haben gleich gesagt: ,Wir machen das‘“, erzählt Lampert. Und: „Aus designtechnischer Sicht ist eine Briefmarke sehr interessant, weil man auf kleinstem Raum erkennbare Grafiken gestalten muss. Die Schrift, die Zahlen – alles muss klein, aber lesbar sein.“
Die Sogwirkung des Gesichts
Die beiden Vorarlberger haben gemeinsam den künstlerischen Zweig des Borg Dornbirn Schoren besucht und schon damals viel gemeinsam gestaltet. Mittlerweile hat es die beiden zwar in unterschiedliche Städte verschlagen – Daniel studiert Politikwissenschaften in Wien, Johannes Grafikdesign in Linz –, das gemeinsame Arbeiten ist den beiden aber nach wie vor ein Anliegen. Neben dem Designen verbindet die beiden auch das Interesse an soziopolitischen Entwicklungen. „Der Gestaltungsprozess für die Marke war sehr organisch. Es gab einmal eine Skizze, die wir zusammen entworfen haben, und dann kamen immer mehr Ideen dazu“, sagt Lampert.
Thema des Wettbewerbs war heuer „Generationenfrage – das Zusammenleben der Zukunft“. Das Designerduo wollte diese Frage nicht beantworten, „sondern auf grafische Art weiterstellen“. Dazu stellten sie zwei Gesichter, ein junges und ein älteres, ins Zentrum ihres Entwurfs. „Ein Gesicht zieht einfach die Aufmerksamkeit auf sich. Man sieht hin und fühlt sich in die Person hinein“, meint Lampert. Daniel Matt hat auch einen innerfamiliären Bezug zur Brief- markengenerationenfrage. „Mein Großvater sammelt sie gern, und ich habe seine Sammlung oft mit ihm angeschaut.“
Ob die beiden Gesichter einer Person gehören, die sich im Lauf ihres Lebens verändert und auch unterschiedliche Standpunkte einnimmt, oder ob es zwei verschiedene Menschen sind, wollen die Designer nicht verraten. Auch nicht, ob die Gesichter bewusst in verschiedene Richtungen schauen. „Im Lauf der Zeit verändert sich nicht nur das Gesicht eines Menschen, sondern auch das einer ganzen Gesellschaft. Unsere Briefmarke symbolisiert einerseits den Lebensweg des einzelnen Menschen, andererseits die gesamte österreichische Bevölkerung, in der Alt und Jung koexistieren“, erklären die beiden. Und: „Wir wollen dem Betrachter in der Interpretation einen Freiraum lassen.“
Design wird immer wichtiger
Für ihre Zukunft haben die Wettbewerbsgewinner noch keine konkreten Pläne. Vorrangiges Ziel ist: fertig studieren. „Ich mache zurzeit hauptsächlich Animationen und Computergrafiken. Wir leben in einer Zeit, in der alles immer mehr bildbasiert ist, in sozialen Netzwerken, im Internet stehen Bilder und Videos im Vordergrund. Produktdesign, Branding, 3-D-Computergrafiken, das sind alles Bereiche, die mich interessieren“, sagt Johannes Lampert. Wie wichtig ist es für die beiden, einen eigenen Stil zu entwickeln? „Die Stilbildung geschieht unterbewusst und wird von den zahlreichen Bildern geprägt, die man aufnimmt. Wobei es heute anders ist als zum Beispiel in den 1960erJahren, als es einen dominanten Designstil gegeben hat. Heute ist alles sehr auf verschiedene Subkulturen aufgeteilt“, meinen Matt und Lampert.
Wenn sie nicht gerade am Arbeiten sind, zieht es die Freunde hinaus in die Natur. Lampert genießt an seinem neuen Wohnort, dass er schnell im Grünen ist. „In Linz sagen sie zwar zu jedem Hügel Berg, aber das stört mich nicht.“Matt hat es in Wien schon schwerer – dafür genießt er auf Heimaturlaub die Bergluft umso ausgiebiger.