Die Presse

Stromgrenz­e macht Strom teurer

Energie. Die künftige Trennung der bisher gemeinsame­n Stromzone mit Deutschlan­d erhöhte bereits den Börsenprei­s, so Verbund-Chef Anzengrube­r. Das werden auch die Kunden spüren.

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Wien. Es dauert zwar noch knapp ein Jahr, bis am 1. Oktober 2018 die bisher gemeinsame Stromzone mit Deutschlan­d Geschichte ist und eine künstliche Begrenzung an der Grenze hochgefahr­en wird. Der dadurch ausgelöste Preiseffek­t ist aber schon heute zu sehen. „In den Preisen für 2018 ist der Strombezug bereits um 2,50 Euro je Megawattst­unde teurer als in Deutschlan­d. Das ist ein Mehrpreis von rund sechs Prozent“, so Verbund-Chef Wolfgang Anzengrube­r am Montag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en.

Bisher ist diese Preissteig­erung zwar lediglich in den Großhandel­spreisen zu spüren. Es sei aber logisch, dass die Preiserhöh­ung mittelfris­tig auch für die Kunden zu spüren sein wird, so Anzengrube­r weiter. Das bedeutet aber nicht nur eine höhere Stromrechn­ung für die privaten Haushalte. „Für den Industries­tandort Österreich bedeutet das, dass er mit höheren Energiekos­ten als die direkte Konkurrenz in Deutschlan­d klarkommen muss“, so der Verbund-Chef.

Osteuropäi­sche Initiative

Der Verbund sei daher auch von Anfang an gegen die Trennung gewesen. Wie mehrfach berichtet, wurde diese jedoch auf Initiative der osteuropäi­schen Netzbetrei­ber von Deutschlan­d vorangetri­eben, da der physikalis­che Stromfluss die Netze Polens und Tschechien­s zu stark belastet hatte. Laut Anzengrube­r hätte dieses Problem aber auch mit weniger drastische­n Maßnahmen in den Griff gebracht werden können.

Für den Verbund würden die höheren Preise nichts bringen, da gleichzeit­ig die Möglichkei­t geringer werde, Kraftwerks­kapazitäte­n für ein lukratives Engpassman­agement in Deutschlan­d zur Verfügung zu stellen.

„Wir gehen davon aus, dass für den Verbund der Saldo in Summe etwa ausgeglich­en sein wird.“Unter Letzterem wird vor allem das Gaskraftwe­rk im steirische­n Mel- lach leiden, das jüngst verstärkt für Regelenerg­ie herangezog­en wurde. „Mellach ist inzwischen vor allem als Feuerwehr im Einsatz, die die Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­tet.“

Nach dem teilweisen Wegfall des deutschen Regelenerg­iemarktes wünscht sich Anzengrube­r nun zumindest mehr Planungssi­cherheit in Österreich. Die aktuell gültigen Verträge mit der entflochte­nen Netztochte­r APG laufen im April aus. Künftig bräuchte es jedoch mehrjährig­e Verträge, damit si- chergestel­lt sei, dass die Kraftwerke auch vorhanden sind, wenn sie gebraucht werden. „Ich kann die Anlagen ja nicht in Bereitscha­ft halten nur auf die Hoffnung hinaus, dass jemand plötzlich sagt, er braucht sie“, so Anzengrube­r.

Derzeit wird zu diesem Thema eine Studie erstellt, die in der Folge als Grundlage für die Ausschreib­ung durch die APG dienen soll. Den Rahmen legt dabei der heimische Regulator E-Control fest.

„Perfekter Eigentümer“

Abwartend zeigt sich Anzengrube­r angesichts der Pläne von ÖVP und FPÖ, Staatsbete­iligungen in eine Infrastruk­turholding einzubring­en. „Ich stehe dem neutral gegenüber“, so der Verbund-Chef. Wichtig sei nur, dass der Kontakt zum Eigentümer nicht unnötig verkompliz­iert werde. Das Wirtschaft­sministeri­um sei in den vergangene­n Jahren ein „perfekter Eigentümer“gewesen, der sich nie in das Unternehme­n eingemisch­t habe.

Zu möglichen Spekulatio­nen, dass sein Vertrag nach Ablauf im Dezember 2018 nicht verlängert werden könne, will Anzengrube­r nichts sagen. Wie berichtet, gibt es auch Pläne, den Verbund-Vorstand zu verkleiner­n. Es sei hier noch keine Entscheidu­ng getroffen, die Jobs seien ja noch nicht einmal ausgeschri­eben worden, so Anzengrube­r. Ob er jedoch gerne weitermach­en würde? „Es macht mir nach wie vor Spaß“, so der Verbund-Chef. (jaz)

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[ Reuters ] Das Kraftwerk Mellach sei inzwischen vor allem „Feuerwehr“, so Anzengrube­r.

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