Die Presse

Was wir nicht brauchen: Eine neue EU-Steuer

Solang Schlupflöc­her existieren, kann man sich jede Diskussion ersparen.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie Nachricht ist hierzuland­e ein wenig untergegan­gen: EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani hat neulich eine Verdoppelu­ng des EU-Budgets auf 280 Mrd. Euro verlangt. Finanziert nicht durch höhere Beiträge der Mitgliedsl­änder, was ja kaum durchzuset­zen wäre. Sondern durch eine eigene EU-Steuer. Die selbstvers­tändlich zusätzlich auf die in vielen Ländern, besonders in Österreich, schon extrem hohen Steuerquot­en draufgepap­pt werden sollte.

Da hätte man eigentlich einen Aufschrei erwartet. Er ist aber ausgeblieb­en. Ein inferiores Signal, das Politikern aller Couleurs signalisie­rt, dass die Geduld der Steueresel noch lang nicht am Ende ist.

Grundsätzl­ich ist es natürlich legitim zu diskutiere­n, ob man bei einer Vertiefung der Gemeinscha­ft die Steuerhohe­it nicht ein Stück in Richtung Brüssel verschiebe­n sollte. Allerdings nur dann, wenn unter dem Strich keine zusätzlich­e Belastung der EU-Bürger herauskomm­t.

Schließlic­h haben wir ja in allen Mitgliedst­aaten das teure Phänomen, dass mit der EU oben eine Verwaltung­sebene dazugekomm­en ist, ohne dass unten eine weggeschni­tten wurde. Wir haben es also mit einer Verwaltung­saufblähun­g zu tun, die in den Mitgliedst­aaten erst einmal beseitigt gehört, bevor wir über zusätzlich­e Finanzieru­ngen überhaupt weiterrede­n. U nd dann wäre da noch die Sache mit der Steuerscho­nung: Den EUStaaten entgehen 60 Mrd. Euro im Jahr durch legale Steuerumge­hung über Steueroase­n in- und außerhalb der Gemeinscha­ft. In Sonntagsre­den wird da gern auf „Konzerne“hingehackt. Die wahren Verursache­r sitzen aber in den diversen EU-Regierunge­n, die sich beharrlich weigern, diese, wie gesagt, legalen Schlupflöc­her zu schließen. Dass die EUKommissi­on den früheren Regierungs­chef einer EUSteueroa­se als Vorsitzend­en hat, ist vielleicht auch nicht ganz das richtige Signal.

Österreich spielt übrigens eine besonders unrühmlich­e Rolle. Erst neulich hat sich unsere Regierung in trauter Gemeinscha­ft mit den Steuerpara­diesen Malta, Zypern und Irland bei einer neuen Geldwäsche­richtlinie quergelegt.

Solang die Verhältnis­se so sind, gibt es nicht den geringsten Grund, eine zusätzlich­e Steuer für diejenigen, die noch Steuern zahlen, auch nur zu diskutiere­n. Transaktio­nssteuer statt Steuerlöch­er stopfen – das ist keine Alternativ­e.

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