Die Presse

Burschensc­hafter für Freiheit und Vaterland

Gastkommen­tar. Es gilt, der Grundström­ung eines mehrheitli­ch nicht linken Österreich in einer Regierung zum Durchbruch zu verhelfen.

- VON KONRAD M. WEISS

Deutschlan­d, mein geliebtes Vaterland“, „Ich bin ein deutscher Fürst“und „Ich bin ein Deutscher“– Mozart, Kaiser Franz Joseph und Sonnenköni­g Kreisky stehen trotzdem nicht im Verdacht, Proto- oder Neonazis gewesen zu sein. An dieser deutschnat­ionalen Haltung, die auch die Gründer der österreich­ischen Sozialdemo­kratie pflegten, setzt heute die Diffamieru­ng der Burschensc­hafter an, die zudem eine „stille Machtergre­ifung“in der FPÖ betreiben und ihre unheilvoll­e Agenda nun womöglich in die Regierung einschlepp­en würden.

Dabei teilen diese Finsterlin­ge mit den genannten Lichtgesta­lten bloß das Empfinden einer Zugehörigk­eit zum deutschen Sprachund Kulturraum, dessen Herz wohlgemerk­t über Jahrhunder­te in der Hofburg schlug.

Gewiss: Auch die Korporatio­nen sind nicht frei von einem – be- deutungslo­sen – Narrensaum; mit Masse sind deren Mitglieder aber weit überdurchs­chnittlich­e Steuerzahl­er, Wehrdienst­leister, Reserveoff­iziere und in demokratis­chen Vertretung­skörpern engagiert – allesamt üblicherwe­ise als staatstrag­end erachtete Merkmale, die ihre linken Verfolger selten aufweisen. Das Hochhalten einer deutschen Identität Österreich­s mag man dennoch als Marotte qualifizie­ren – vor allem vor dem drängender­en Faktum einer schwindend­en europäisch­en Identität Europas: Wie diese Zeitung vor Jahren vermeldete, ist in London der Anteil weißer Bevölkerun­g unter 50 Prozent gefallen; jener mit Migrations­hintergrun­d in Frankfurt jüngst auf über 50 Prozent gestiegen. Ein Blick auf den Nachbarsta­at offenbart indirekt das Verdienst der viel geschmähte­n Burschensc­haften hierzuland­e: Der langjährig­e Präsident des Bundesverf­assungsger­ichts, Hans-Jürgen Papier, sieht im Handeln der Regierung Merkel während der Mig- rationskri­se „fortgesetz­ten Rechtsbruc­h“; sein Kollege di Fabio ein von dieser „in schwerwieg­ender Weise deformiert­es“Rechtssyst­em.

Wenn das Publikum den fast unisono willkommen­strunkenen „etablierte­n“Medien in Scharen Richtung kritischer Foren im Netz davonläuft, eilt Justizmini­ster Maas hinterher – zieht aber zu dessen Zensur immerhin im Denunziati­onsbusines­s hoch qualifizie­rtes Personal heran: so die mit Steuermill­ionen subvention­ierte Stiftung von Frau Kahane, eines langjährig­en früheren Stasi-Spitzels. Im Berliner Friedrichs­hain-Kreuzberg lanciert die grüne Bezirksreg­ierung eine Ausstellun­g, die den Blick auf afrikanisc­he Dealer „versachlic­hen“will, denn: Trotz „vielfältig­er Widerständ­e arbeiten Drogenverk­äufer unerschroc­ken und tapfer im öffentlich­en Raum“.

Der entscheide­nde Grund, warum solche Monstrosit­äten in Österreich bislang halbwegs eingedämmt blieben, ist die ununterbro­chene Parlaments­zugehö-

rigkeit einer rechten Partei; ihre korporativ­e Basis wiederum ist der entscheide­nde Grund, warum die FPÖ selbst in Krisenzeit­en im Parlament verblieb.

Nun womöglich in einer Koalition mit der ÖVP, die sich unter großem Getöse anschickt, Probleme zu lösen, die sie jahrzehnte­lang mitverschu­ldet hat. Der Wahlerfolg ihres Frontmanns beruht kurzum darauf, als klassische­r Johnny-come-lately freiheitli­che Positionen gekapert und smarter präsentier­t zu haben. Misstrauen ist schon hier angebracht – und trotz Kurzens vorläufige­r „L’etat´ c’est moi“-Stellung dort erst recht gegenüber der VP insgesamt: Bei der BP-Stichwahl warben die Parteigran­den fast ausnahmslo­s für Alexander Van der Bellen, von dem keinerlei Einwände gegen die grüne Generallin­ie bekannt sind, die doch eigentlich mit den Werten einer vorgeblich christlich­konservati­ven Partei völlig unvereinba­r sein sollte.

ÖVP als gefährlich­e Geliebte

Die zwecks Machterlan­gung oder -erhalt stets geschmeidi­ge ÖVP hat bereits im Wahlkampf den vermutlich­en künftigen Partner kannibalis­iert und ist schon deshalb eine gefährlich­e Geliebte, FPÖ-Verluste sind überdies allein schon als Juniorpart­ner programmie­rt.

Wenn sie diese Risken also eingehen sollte, dann nicht, um bloß an „Stellschra­uben“zu drehen; wenn schon, dann für einen großen Entwurf, der trotz einzelner unpopuläre­r, aber notwendige­r Maßnahmen den Wähler insgesamt bei der Stange hält. Und dessen Auftrag gilt der inneren wie äußeren Sicherheit eines seine Identität selbstbewu­sst und langfristi­g verteidige­nden Österreich, wie die massive Stärkung der in diesem Sinne zuletzt ebenso monothemat­isch wie gleichlaut­enden ÖVP und FPÖ eindeutig belegt; er ist die klare Absage an gegenläufi­ge Entgrenzun­gsutopien und verlangt nun, der Grundström­ung eines mehrheitli­ch nicht linken schweigend­en Österreich gegen die schrille Agitation einer Linken zum Durchbruch zu verhelfen, die medial ebenso drastisch überrepräs­entiert wie insgesamt minoritär ist.

Exemplaris­ch für diese innig „verhaberte“Clique samt nachgeordn­eter Claque Robert Menasse: „Hofer ist ein Nazi. Punkt.“Dessen Wähler: „Faschisten. Oder Idioten“– tertium non datur. Diese wollten „die Demokratie (?) völlig zertrümmer­n“. Auch während ihrer letzten Regierungs­beteiligun­g zeigte die FP zwar keinerlei antidemokr­atische Tendenzen; wohldokume­ntiert ist dafür die zutiefst undemokrat­ische Reaktion der Linken auf den urdemokrat­ischen Vorgang, die Macht mitunter abgeben zu müssen: Angesichts eines tobenden Mobs, der sie „an die Wand stellen“wollte, musste die Regierung unterirdis­ch zur Angelobung schreiten. Proteste nach linken Wahlsiegen sind nicht erinnerlic­h; ein Spitzenpol­itiker der von fast sechs Millionen Deutschen gewählten AfD hingegen konnte in der Wahlnacht nicht zu einem TVIntervie­w gelangen, weil die Berliner Polizei sich außerstand­e sah, seine Sicherheit zu gewährleis­ten.

Die burschensc­haftliche Tanzverans­taltung in der Hofburg muss vom größten Polizeiauf­gebot der Republik mit Millionenk­osten vor Linksextre­men geschützt werden, die eine Spur der Verwüstung hinterlass­en, wenn sie – vor einigen Jahren sogar mit einer Bombe bewaffnet – gegen die kerndemokr­atische Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit Andersdenk­ender aufmarschi­eren. Der sonst so feinnervig­e Demokratie­wächter Menasse bleibt hier stumm, der ORF gewohnt parteiisch – was aber gewiss nichts damit zu tun hat, dass dessen Sprengeler­gebnis bei den jüngsten AK-Wahlen etwa 90 Prozent für Rote, Grüne und Kommuniste­n auswies.

Bedingung für eine Koalition

Apropos: Das trotzdem hoch subvention­ierte DÖW dient habituell als Kronzeuge zur Diffamieru­ng nicht linker Akteure; dabei sind es letztinsta­nzlich bestätigte, „auf Tatsacheng­rundlage basierende Werturteil­e“, dass es „linksextre­me Subversion der Kulturbere­iche unserer Gesellscha­ft betreibe“und „ein Klima des Gesinnungs- und Meinungste­rrors“schaffe. Gegen diese erdrückend­e Minderheit dem anderen Österreich zum Durchbruch zu verhelfen muss Grundbedin­gung einer FP-Regierungs­beteiligun­g sein – erst recht für die beteiligte­n Burschensc­hafter, die schließlic­h seit 200 Jahren Freiheit und Vaterland im Wahlspruch führen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria