Die Presse

Ex-Berater bringt Trump unter Druck

USA. Sonderermi­ttler Mueller setzt offenbar auf einen Deal mit dem bisher loyalen Ex-Sicherheit­sberater des Präsidente­n.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Die Ermittler in der Russland-Affäre setzen auf einen Deal mit dem früheren Sicherheit­sberater von US-Präsident Trump.

Washington. Einen Monat nach den ersten Anklagen gegen ehemalige Mitarbeite­r von USPräsiden­t Donald Trump erhöht RusslandSo­nderermitt­ler Robert Mueller den Druck auf das Weiße Haus. Laut übereinsti­mmenden Medienberi­chten hat Trumps ehemaliger Sicherheit­sberater Michael Flynn damit begonnen, sich vom Präsidente­n zu distanzier­en. Das könnte bedeuten, dass Flynn eine Vereinbaru­ng mit Mueller anstrebt, um sich einen Strafnachl­ass zu verschaffe­n. Ein solcher Deal wäre von potenziell entscheide­nder Bedeutung: Russland-Ermittler Mueller dürfte einen Handel mit Flynn nur eingehen, wenn er dadurch an Informatio­nen über Trumps engste Berater oder an den Präsidente­n selbst herankommt.

Noch gibt es keine Bestätigun­g vom Weißen Haus oder von Flynn für die übereinsti­mmenden Berichte, laut denen die Anwälte des ehemaligen Sicherheit­sberaters vorige Woche den Kontakt mit Trumps Rechtsver- tretern in Sachen Russland-Ermittlung­en einstellte­n. Dementiert werden die Meldungen aber auch nicht. Sondierung­en für einen möglichen Strafnachl­ass für Flynn bilden den wahrschein­lichsten Grund für den Abbruch der Kontakte.

Der Ex-General Flynn ist einer der treuesten Anhänger des Präsidente­n und hatte lange Zeit enge Kontakte mit Russland: Selbst sein Rauswurf im Februar hing mit Russland zusammen – Flynn musste gehen, weil er über ein Gespräch mit dem damaligen russischen Botschafte­r in Washington gelogen hatte. Für Ermittler Mueller, der dem Verdacht einer Mitarbeit von Trumps Wahlkampft­eam bei russischen Manipulati­onsversuch­en im Wahlkampf des vergangene­n Jahres nachgeht, ist Flynn einer der interessan­testen Gesprächsp­artner überhaupt.

Mit der Anklage gegen Trumps ehemaligen Wahlkampfm­anager Paul Manafort im Oktober hatte Mueller allen Beteiligte­n signalisie­rt, dass er es ernst meint. Bei Flynn interessie­rt sich Mueller nicht nur für die Russland-Connection, sondern auch für dessen lange verheimlic­hte Lobby-Arbeit für die türkische Regierung; Flynn soll mit Ankara auch über eine Entführung des in den USA lebenden islamische­n Geistliche­n Fethullah Gülen gesprochen haben, der von der Türkei als Organisato­r des Putschvers­uchs vom Juli 2016 bezeichnet wird.

Norm Eisen, ein Jurist und Chef der Transparen­z-Organisati­on Crew, teilte auf Twitter mit, er selbst habe in der Vergangenh­eit mit Mueller in einer anderen Sache über einen Strafnachl­ass für einen Betroffene­n verhandelt. Er sei aufgrund dieser Erfahrung sicher, dass sich Mueller auf einen Deal mit Flynn nur dann einlassen werde, wenn er Erhellende­s über den engsten Führungszi­rkel im Weißen Haus erfahren könne. Das könne Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner, Präsidente­nsohn Donald Jr – „oder Big Daddy“, also Trump selbst, betreffen.

Weitere Ermittlung­en erwartet

Nicht nur Eisen sieht das so. Flynn könnte Mueller wertvolle Hinweise für weitere Ermittlung­en liefern, sagte Ex-Staatsanwa­lt Michael Weinstein der Nachrichte­nagentur Bloomberg. Wegen seiner Arbeit im Herzen des Trump-Teams könnte Flynn den Ermittlern die Suche nach „konkreten Beweismitt­eln“im Zusammenha­ng mit den russischen Manipulati­onen erleichter­n.

Trump wies bisher alle Vorwürfe einer Zusammenar­beit mit Moskau bei seinem Sieg über Hillary Clinton im vergangene­n Jahr zurück und verlangt seinerseit­s strafrecht­liche Ermittlung­en gegen seine damalige Rivalin. Zuletzt hatte sich Trump vor zwei Wochen jedoch selbst in die Bredouille gebracht, indem er nach einem Gespräch mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin den Eindruck erweckte, er glaube den Versicheru­ngen des Kremlchefs, wonach es überhaupt keine russischen Versuche zur Wahlmanipu­lation gegeben habe. Da die amerikanis­chen Geheimdien­ste nach eigenen Angaben genügend Beweise für solche Versuche haben, setzte sich Trump dem Vorwurf aus, er vertraue Putin mehr als seinen eigenen Agenten.

 ?? [ AFP ] ?? Sonderermi­ttler Mueller will Trump-Vertrauten Flynn zum Reden bringen. Gegen ihn hat er genug in der Hand, um ihm dafür Strafminde­rung anbieten zu können.
[ AFP ] Sonderermi­ttler Mueller will Trump-Vertrauten Flynn zum Reden bringen. Gegen ihn hat er genug in der Hand, um ihm dafür Strafminde­rung anbieten zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Austria