Russland und die „bärtige Frau“
I st Thomas Neuwirth in Wirklichkeit mit einer Frau verheiratet? Hat er zwei Kinder und lebt mit ihnen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Wien? Und spielt er Conchita Wurst nur aufgrund eines Vertrags, den er abgeschlossen hat? Diese Theorie hat am Sonntag die private russische Nachrichtenagentur Regnum geäußert. Wilder Spott und wildes Spekulieren über die „bärtige Frau“ist man aus Russland gewohnt, wenn es um Conchita geht. Als wunderbares Symbol für den „dekadenten“Westen bietet sie sich für Verschwörungstheorien und billige Witze an.
Dass sie nun zu Besuch beim St. Petersburger LBGT-Filmfestival war – und dort auch bemerkte, sie würde sich hier gern einen Palast kaufen –, hat aber auch Russlands Vizeregierungschef und nationalen Hardliner, Dmitri Rogosin, zu einem Twitter- und FacebookKommentar veranlasst. Touristen in dieser Stadt könnten nun bald zu den Palästen zweier bärtiger Damen pilgern, schrieb er. Mit der zweiten meinte Rogosin eine für ihren Bartwuchs bekannte Peters- burger Aristokratin des 18. Jahrhunderts. Mittlerweile hat er seinen Eintrag wieder gelöscht – der Austria Presseagentur liegt er weiterhin als Screenshot vor.
Was würde Zar Peter der Große wohl dazu sagen? Dieser Verehrer des Westens ging nicht den Frauen, sondern den Männern an die Bärte. Er schnitt sie Untergebenen eigenhändig ab und erließ eine Bartsteuer. Sein Ziel, diesen barbarischen Brauch auszumerzen, gelang ihm freilich nicht.