Die Presse

Direkte Demokratie: ÖVP will behutsam sein

Koalition. Nationalra­tspräsiden­tin Köstinger mahnt bei Referenden zur Vorsicht. Heute wird über Europa verhandelt.

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Wien. Auch wenn ÖVP und FPÖ immer wieder die „guten Gespräche“zwischen den Verhandler­n loben – noch gibt es Punkte, bei denen die beiden Parteien weit auseinande­r liegen. Einer davon ist die direkte Demokratie: Dem Vernehmen nach soll wieder am Donnerstag kommende Woche darüber verhandelt werden.

Die Nationalra­tspräsiden­tin (und Verhandler­in im Kernteam der ÖVP), Elisabeth Köstinger, plädiert allerdings schon am Sonntag für einen behutsamen Ausbau der direkten Demokratie. Sie habe zwar „keine Angst“vor mehr Volksabsti­mmungen, die entspreche­nden Regelungen müssten aber vorsichtig gestaltet sein. Am System der repräsenta­tiven Demokratie, bei der gewählte Vertreter für das Volk entscheide­n, wolle sie jedenfalls nicht rütteln. „Ich bin eine leidenscha­ftliche Parlamenta­rierin und eine echte Verfechter­in der repräsenta­tiven Demokratie. Weil ich es gelernt habe und bisher auch kein besseres Modell auf der Welt kennengele­rnt habe.“

Klar sei aber, dass die Österreich­er künftig auch abseits von Wahlen mehr Möglichkei­ten zur wirklichen Mitentsche­idung bekommen sollen. „In welcher Art und Weise und ab welchen Prozentsät­zen, das muss man sich sehr genau anschauen.“Kampagnen mit Millionenh­intergrund, radikale Kräfte oder Gruppen aus dem Ausland könnten Abstimmung­en nämlich relativ schnell in die falsche Richtung ziehen. „Man braucht sich nicht fürchten, muss es aber so ausge- stalten, dass es nicht zu einer Gefahr für die Demokratie werden kann“, sagt Köstinger.

Der Hintergrun­d ihrer Aussagen: Die Freiheitli­chen wollen bei diesem Verhandlun­gspunkt viel weiter gehen als die ÖVP. Laut FPÖ sollte es bereits dann eine verpflicht­ende Volksabsti­mmung geben, wenn ein Volksbegeh­ren von mehr als vier Prozent der Zeichnungs­berechtigt­en (also rund 250.000 Personen) unterstütz­t wird. Die Volksparte­i legt in ihrem Wahlprogra­mm die Latte allerdings höher und will Volksabsti­mmungen erst ab zehn Prozent Unterstütz­ung (also rund 640.000 Menschen).

Steuerungs­gruppe tagt am Dienstag

Heute, Montag, wird allerdings ein anderes heikles Thema besprochen: nämlich Europa und Außenpolit­ik. Die Freiheitli­chen müssen im künftigen Regierungs­programm glaubhaft vermitteln, einen proeuropäi­schen Kurs anzusteuer­n. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hat mehrmals betont, nur eine Regierung mit einer solchen Einstellun­g anzugelobe­n. Auch der Justizbere­ich steht am heutigen Tag auf dem Programm.

Morgen, Dienstag, trifft dann wieder die sogenannte Steuerungs­gruppe mit den Chefverhan­dlern aufeinande­r. Sie wollen die Berichte, die die einzelnen Fachgruppe­n vorgelegt haben, weiter sichten und bei Bedarf an diese Untergrupp­en zurückschi­cken. Auch weitere Einigungen sollen an diesem Tag präsentier­t werden.

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[ APA ] Nationalra­tspräsiden­tin Elisabeth Köstinger hat „keine Angst“vor mehr direkter Demokratie – aber . . .

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