Währungen aus Ölregionen könnten aufwerten
Zertifikate. Während die Notierung für Rohöl munter anzieht, hinkt die Aufwertung der klassischen Ölwährungen noch hinten nach. Doch das könnte sich nun ändern, meinen Experten.
Wien. Das Ausmaß des Anstiegs hatten zahlreiche Analysten nicht erwartet. Ende Oktober hat der Ölpreis der Nordseemarke Brent die Marke von 60 Dollar je Fass übersprungen. Zuletzt sorgten vor allem die politischen Umbrüche in Saudiarabien sowie der Hurrikan in den USA für Unsicherheit über die weitere Versorgungslage. Den Preisauftrieb bekommen nicht nur die Autofahrer zu spüren. In der Vergangenheit führte es auch zu steigenden Notierungen bei den traditionellen Ölwährungen, freilich nicht immer exakt im Gleichschritt.
Derzeit klafft aber die Entwicklung auseinander, wie die Entwicklung der Norwegischen Krone oder des kanadischen Dollar gegenüber dem Euro und dem USDollar zeigt. Seit September 2017 gab es sogar einen Rücksetzer bei den Währungen, eine Entkoppelung, die ungewöhnlich sei, meint Nigel Rayment, Produktexperte in der globalen Anleihen-, Wäh- rungs- und Rohstoffgruppe bei JP Morgan Asset Management.
Womit schnell klar wird, dass noch weitere Faktoren einen Einfluss haben. Auf sie verweist Rayment: „Die negative Wertentwicklung der Norwegischen Krone in Relation zu jener des Ölpreises lässt sich anhand schwacher Konjunkturdaten erklären, während andere Währungen vor allem von der Geldpolitik und den unterschiedlichen Zinsniveaus beeinflusst werden.“Der kanadische Dollar wurde durch zurückhaltende Äußerungen der kanadischen Nationalbank und flaue Wirtschaftsdaten belastet. Beim russischen Rubel sei die allgemeine Schieflage bei den Währungen der Schwellenländer eine mögliche Erklärung.
Währungen dürften aufholen
Der JP-Morgan-Experte gibt sich zuversichtlich: Die historische Beziehung lege nahe, „dass einige Ölwährungen zum Ölpreis aufschließen könnten. Das gilt vor allem, wenn die Notierung weiter anzieht und ansonsten keine wichtigen spezifischen Faktoren vorliegen, die den Vorteil höherer Ölpreise neutralisieren“. Zugleich dürfte sich die wirtschaftliche Dynamik in den Ländern der Ölwährungen verbessern. Bevorzugt würden die Norwegische Krone aufgrund der geldpolitischen Divergenz sowie der russische Rubel. Hier sei es die glaubwürdige Zentralbank „und die rückläufige Inflation“, meint Rayment.
Für risikobewusste Anleger gibt es die Möglichkeit, über Zertifikate auf einen Rückgang des Euro zu ausgewählten Währungen zu setzen. Die Societ´e´ Gen´erale´ bietet etwa ein Turbo-Short-Zertifikat auf die Entwicklung des Euro zur Norwegischen Krone an (DE000SC7T556). Je weiter der Euro zur Krone sinkt, desto mehr gewinnt das Zertifikat an Wert, und das mit einem aktuellen Hebel von 3,39. Dieser schrumpft, je wei- ter der Kurs des Zertifikats ansteigt. Sollte der Euro jedoch gegenüber der Krone kräftig ansteigen und die Marke von 12,4968 Kronen berühren oder überschreiten, verfällt das Zertifikat wertlos.
Totalverlust möglich
Die BNP Paribas bietet etwa ein Turbo-Short-Zertifikat auf den Euro zum Kanadischen Dollar an (DE000PS8M8Z2). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,81, die Stop-LossBarriere bei 2,0359 Kanadischen Dollar. Komplizierter ist das Rubel-Zinszertifikat (NL0000737310). Hier zählt der Wechselkurs des Euro/Rubel sowie der Tagesgeldzinssatz in Russland, der derzeit bei 7,28 Prozent liegt. Die Zinsen werden reinvestiert. Je weiter der Rubel zum Euro steigt, desto wertvoller werden die angesammelten Zinsen für Anleger aus dem Euroraum. Dennoch, Währungsmärkte können auch unberechenbar sein. Anleger sollten Schwankungen und im schlimmsten Fall einen Totalverlust verkraften können.