Thomas Chorherr, der 24/7-Journalist
Geburtstag. Der langjährige „Presse“-Chefredakteur und Herausgeber vollendet heute sein 85. Lebensjahr.
Thomas Chorherr – schon seit Jahrzehnten wird dieser Name und das Autorenkürzel t. c. mit der „Presse“verbunden, mit seiner von ihm geliebten „Presse“. Und das, obwohl sich der vielfach Ausgezeichnete und Geehrte schon vor 17 Jahren auch als Herausgeber dieser Zeitung zurückgezogen hat. Aber bis heute ist der bekennende Bildungsbürger – mit seiner Kolumne „Merk’s Wien“publizistisch unermüdlich tätig – Teil der, wie er sich liebevoll auszudrücken pflegt, „Presse“-Familie. Heute, Montag, vollendet der „Worttitan“, so der verstorbene frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk einmal über Thomas Chorherr, sein 85. Lebensjahr.
Der Doyen des österreichischen Journalismus war schon 24/7-Journalist, als der Begriff hierzulande noch unbekannt war. Seine Leidenschaft für gute G’schichten, egal ob in seiner Heimatstadt Wien oder in den USA, wo der promovierte Jurist ein Studienjahr absolvierte, sein Riecher vor allem für politische Entwicklungen waren und sind legendär.
In seiner Zeit zunächst als Ressortchef der Innenpolitik (ab dem Jahr 1970), dann als Chefredakteur (von 1976 bis 1995) und später als Herausgeber (bis 2000) hat Thomas Chorherr immerhin nicht weniger als fünf Bundeskanzler erlebt, kommentierend und, nicht selten musste es sein, kritisierend begleitet: Bruno Kreisky, Fred Sinowatz, Franz Vranitzky, Viktor Klima und schließlich noch Wolfgang Schüssel. Insgesamt war Chorherr, der als leidenschaftlicher Lokaljournalist begonnen hat, ganze 45 Jahre für „Die Presse“aktiv. Er hat diese Zeitung – natürlich, die ganz besonders – und insgesamt den österreichischen Journalismus geprägt. Und so auch die Republik mitgeprägt.
Dieses Lachen des „Presse“-Patriarchen!
Sein lautes, aus tiefem Inneren kommende Lachen ist jenen, die ihn als Chefredakteur in den verwinkelten Redaktionsräumlichkeiten des Marriott an der Wiener Ringstraße erleben durften, genauso in Erinnerung wie sein Aufbrausen, wenn etwas nicht so gänzlich gelungen erschien, wie es der Patriarch der „Presse“wollte. Aber auch sein mitfühlendes Interesse bei Gesprächen und das seltene Lob, das heute noch, bei Anrufen gespendet, als Auszeichnung gilt. Die Bücher, die Thomas Chorherr verfasst hat, sind Legion. Sie weisen ihn, wie könnte es anders sein, als wachen, streitbaren Konservativen, Patrioten und trotz manch innerkirchlicher Turbulenz treuen Katholiken aus.
Heute noch gibt es in der „Presse“einen Mitarbeiter – der Name ist der Redaktion bekannt – , der aus Anlass des Geburtstags von Kollegen das Glas mit den Worten zu erheben pflegt: „Thomas Chorherr würde sagen: Ad multos annos.“In diesem Sinne: Ad multos annos, Commendatore!