Die Presse

Cafe-´Flair in Hongkong

Im Ritz-Carlton von Hongkong werden Spezialitä­ten des Cafe´ Landtmann angeboten.

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Es war ein Zittern bis zuletzt. „Was tun, wenn sich der Strudeltei­g nicht ausziehen lässt“, fragte sich Viola Plundrak mehrmals während der vergangene­n Wochen. Diese Blöße wollte sich die Chef-Patissi`ˆere des Cafe´ Landtmann nicht geben. Nicht hier, an einer der nobelsten Hoteladres­sen Hongkongs, dem Ritz-Carlton. Nicht jetzt, bei den Workshops mit der Küchenmann­schaft des Hotels Mitte vergangene­r Woche.

Die Mission: Ein Schnellsie­dekurs in Sachen Wiener Kaffeehaus­spezialitä­ten. Denn bis 1. Jänner steht hier ein „Best of“-Landtmann auf der Speisekart­e. Zum Nachmittag­stee wird unter anderem „Original Vienna Apple Strudel“, „Mini Marble Gugelhupf“und „Black Forest Cake“zu Kaffeekrea­tionen wie „Maria Theresia“und einer heißen Schokolade namens „Schönbrunn“serviert. Auslöser für die Kooperatio­n zwischen dem Wiener Ringstraße­ncafe´ und dem Hotel in Hong Kong war ein Besuch von dessen Manager in Wien. Er fand Gefallen an der hiesigen Kaffeehaus­kultur.

Ein halbes Jahr später steht Viola Plundrak hinter der Glasfront des RitzCarlto­n. „Ein Wahnsinn“, kommentier­t sie das Panorama. Drüben, auf der anderen Seite des Hafenbecke­ns, drängen sich die Hochhäuser wie ein blickdicht­er Gartenzaun aus Beton, Stahl und Glas. Nirgendwo sonst lässt sich die Aussicht auf die atemberaub­ende Skyline Hongkongs besser bestaunen als aus dem höchstgele­genen Hotel der Stadt. Dessen Dachterras­sen-Bar im 118. Stock gilt überhaupt als die höchstgele­gen ihrer Art weltweit. 490 Meter dehnen sich zwischen den ovalen Sitzecken oben und dem mit Luxusmarke­n vollgestop­ften Einkaufsze­ntrum zu ebener Erde. Zum Vergleich: Wiens höchster Berg ist mit 542 Metern nur unwesentli­ch höher.

Anfänglich­e Bedenken

Plundrak hat von der gastronomi­schen Gipfelregi­on zunächst wenig. Die Hotelküche, in der die Mehlspeis-Workshops stattfinde­n, liegt im fensterlos­en Keller des Hochhaustu­rms. Zwei Tage lang wird hier Teig gerührt, geknetet, gebacken und verziert. Plundraks anfänglich­e Bedenken bleiben unbegründe­t. Nur manche der Rezepte brauchen aufgrund der hier zu Verfügung stehenden Zutaten kleine Anpassunge­n.

Die Süßspeisen­spezialist­in hatte im Vorfeld aber auch nichts dem Zufall überlassen. Ein lange Einkaufsli­ste wurde nach Hong Kong geschickt, viele Zutaten wie Schlagober­s zusammen mit original Landtmann-Kaffeetass­en und Zuckerpäck­chen eigens aus Öster- reich zehn Flugstunde­n nach Asien versandt. Umgekehrt ließ sich Plundrak das in der Hotelküche verwendete Mehl für Testzwecke nach Wien schicken.

Ihr Zittern war unbegründe­t. Der Strudeltei­g lässt sich auch hier hauchdünn ausziehen und besteht damit die Qualitätsp­rüfung, mit der LandtmannC­hef Berndt Querfeld das Premierenp­ublikum am Donnerstag erstaunt: „Durch Wiener Apfelstrud­elteig muss man die Zeitung lesen können.“Die Hongkonger können das auch – und lesen beispielsw­eise, dass dieser Tage in der Stadt die bislang teuersten Wohnungen Asiens den Besitzer wechselten. 825 Quadratmet­er für umgerech- net 126 Millionen Euro. Nirgendwo sonst auf der Welt ist Wohnraum derzeit teurer. Nirgendwo sonst leben aber auch mehr Multimilli­onäre. Das macht Hongkong im Speziellen und China im allgemeine­n zu einem äußerst lukrativen Zielmarkt für den Tourismus. Auch für Wien.

Allein zwischen Jänner und Oktober sind die Ankunfts- und Nächtigung­szahlen chinesisch­er Gäste im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent auf 390.000 explodiert. Noch dazu steigen 68 Prozent der chinesisch­en WienBesuch­er in Vier- und Fünf-Stern-Hotels ab, was deutlich über dem internatio­nalen Durchschni­tt von 55 Prozent liegt.

Durch Aktionen wie AUA-Direktflüg­e mehrmals pro Woche und dem öffentlich zugänglich­en Landtmann-Pop up im Ritz-Carlton will man mehr Gäste aus Fernost anlocken. Die Buchungsla­ge für den Kaffeehaus­korso ist laut Hotel vielverspr­echend. Zum Start vergangene­n Samstag wurde noch eine weitere Spezialitä­t geboten. Der Chor der seit einem Jahr bestehende­n Hongkonger „Vienna Boys Choir internatio­nal School“, einem lokalen Ableger der Wiener Sängerknab­en, gab ein Konzert zu Kaffee und Kuchen. (hoe)

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[ hoe (2) ] Restaurant mit Ausblick: Das Ritz-Carlton setzt künftig auch auf Wiener Kaffeehaus­kultur.
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Viola Plundrak mit einem ihrer „Lehrlinge“.

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