Die Presse

Wieder Warten auf einen Bischof

St. Pölten. Klaus Küng ist schon mehr als zwei Jahre über der Altersgren­ze. Rom zaudert, wer ihm nachfolgen soll.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

St. Pölten/Wien. Die Tiroler haben es gut. Sie haben die eineinhalb Jahre währende Sedisvakan­z, also die Zeit, als der Innsbrucke­r Bischofsst­uhl leer war, hinter sich. Am Samstag wird der frühere Grazer Bischofsvi­kar Hermann Glettler von Kardinal Christoph Schönborn zum Bischof geweiht.

Gleichzeit­ig warten die Niederöste­rreicher auf dieselbe Personalen­tscheidung. Ja, St. Pölten verfügt über einen amtierende­n Bischof. Aber der, Klaus Küng nämlich, hat bereits seit mehr als zwei Jahren die Altersgren­ze überschrit­ten. Wie es das Kirchenrec­ht vorsieht, hat der gebürtige Vorarlberg­er, einer der wenigen Diözesanbi­schöfe, die dem Opus Dei angehören, mit Vollendung des 75. Lebensjahr­es sein Rücktritts­gesuch an Papst Franziskus adressiert. Nun steht Küng seit 17. September im 78. Lebensjahr. Sein Rücktritt wur- de offiziell zwar angenommen – freilich nur „nunc pro tunc“, also jetzt für dann (später). Das heißt: Küng bleibt so lange im Amt, bis ein Neuer für die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tstadt gefunden werden konnte.

Bisher konnte er noch nicht gefunden werden. Wie zu hören ist, soll Küng langsam ungeduldig werden. Immerhin, selbst bei bester Gesundheit macht sich das Alter dann und wann doch bemerkbar. Und auch wenn Küng die Diözese nach der turbulente­n Zeiten von Kurt Krenn längst in ein ruhiges Fahrwasser geführt hat, sind doch immer wieder Entscheidu­ngen zu treffen, die die mittelbare Zukunft der Diözese betreffen und die eigentlich schon der Nachfolger treffen können sollte.

Aus Kärnten? Aus Rom?

Dass die Neubestell­ung vor der ersten niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl von Johanna MiklLeitne­r am 28. Jänner erfolgt, ist alles andere als gesichert. Der Termin spielt auch für die vatikanisc­he Zeitrechnu­ng keine wirklich entscheide­nde Rolle.

Aber je länger die Nachfolges­uche dauert, umso mehr Raum öffnet sich für Interventi­onsversuch­e aller Art in Rom.

Küng selbst soll wenig Freude mit einem Mann haben, den er aus der Bischofsko­nferenz als vorsichtig­en Reformer kennt: Alois Schwarz. Der gebürtige Niederöste­rreicher führt seit 2001 die Diözese GurkKlagen­furt, hat sich in dort bewährt und gilt als Kandidat für St. Pölten. Chancen, den Abt- gegen den Bischofsst­ab zu wechseln, hat der Göttweiger Benediktin­er Columban Luser. Oder der Vatikan arbeitet eine bereits vorliegend­e und fast erledigte Dreier-Kandidaten­liste ab. Für die Nachfolge von Egon Kapellari in Graz waren auf der Liste: Wilhelm Krautwasch­l – er wurde tatsächlic­h steirische­r Bischof; Hermann Glettler – er wird eben am Samstag Bischof; und Franz Xaver Brandmayr – er leitet (noch?) das Priesterko­lleg Anima und Roms deutschspr­achige Gemeinde.

Zurück zur Innsbrucke­r Bischofswe­ihe: Der Rahmen sprengt alles bisher Gewesene. Nicht im Dom zu Sankt Jakob, in der Olympiahal­le wird Glettlers Weihe stattfinde­n. Bis zu 8000 Personen könne mitfeiern, ungefähr 6000 Zählkarten sind schon vergeben. 500 (!) Ministrant­en sollen ebenso dabei sein wie fast alle Bischöfe Österreich­s. Bei den Gesprächen danach sicher auch ein Thema: Wer wird neuer St Pöltner Bischof?

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[ APA ] Vor dem Abschied: Bischof Klaus Küng (re., bei einem Treffen mit Kardinal Christoph Schönborn).

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