Die Presse

Gewinneinb­ruch bei Billy, Pax & Co.

Handel. Das Ergebnis der schwedisch­en Möbelkette Ikea ist deutlich schlechter als im Vorjahr. Zugewinne gab es im Geschäft mit Lebensmitt­eln. Künftig könnte es eigene Ikea-Lokale geben.

- VON JUDITH HECHT

Wien. Seit einiger Zeit überlegt Jesper Brodin, Konzernche­f der schwedisch­en Möbelkette Ikea, auch außerhalb seiner Möbelhäuse­r Speiseloka­le zu eröffnen, in denen schwedisch­es Essen serviert wird. Denn gar nicht wenige Menschen besuchen die Ikea-Märkte nicht etwa, um Regale und Betten zu kaufen, sondern um im Selbstbedi­enungsrest­aurant Köttbullar und Heidelbeer­kuchen zu essen.

Konkrete gastronomi­sche Pläne gäbe es zwar noch nicht, sagte Brodin. Doch vielleicht beschleuni­gt das aktuelle Jahreserge­bnis das Projekt des Konzerns: Das Food-Geschäft entwickelt­e sich im Geschäftsj­ahr 2016/17 nämlich deutlich besser als jenes mit Pax, Billy und Ektorp. Jedenfalls in Deutschlan­d, dem wichtigste­n Markt für Ikea. Während der Möbelhande­l bei unseren Nachbarn ein Umsatzplus von nur 2,4 Prozent auf 4,867 Mrd. Euro brachte, stieg der mit Lebensmitt­eln um 4,1 Prozent auf 230,5 Mio Euro deutlich stärker.

„Zahlen nicht vergleichb­ar“

Doch nicht nur in Deutschlan­d, sondern weltweit läuft das Geschäft bei Ikea schlechter. Die Möbelkette macht zwar insgesamt mehr Umsatz, aber gleichzeit­ig deutlich weniger Gewinn. Der Konzern bezifferte am Dienstag seinen weltweiten Überschuss mit 2,5 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor betrug er noch 4,2 Milliarden Euro. Das Minus von 1,7 Milliarden ließ viele aufhorchen. Bei Ikea gab man sich – jedenfalls nach außen hin – gelassen. Die Zahlen seien wegen einer umfassende­n Umstruktur­ierung nicht unmittelba­r vergleichb­ar, verlautete eine Sprecherin in Hofheim bei Wiesbaden, wo die deutsche Ikea-Gesellscha­ft ihren Hauptsitz hat. Und wieso nicht? Das früher berücksich­tigte Großhandel­sgeschäft sei auf eine andere Gesell- schaft innerhalb der Gruppe verlagert worden. Zugleich hätten der Wachstumsk­urs und der Ausbau neuer Vertriebsw­ege die Kosten nach oben geschraubt, hieß es. Weltweit ist der Umsatz des Ikea-Konzerns im Jahresverg­leich auf bereinigte­r Basis um 3,8 Prozent auf 34,1 Mrd. Euro gestiegen.

Ikea betreibt 355 der weltweit 403 Möbelhäuse­r selbst, der Rest ist per Franchise an andere Unternehme­n vergeben. Acht Filialen gibt es in Österreich, 53 in Deutschlan­d. Und während Ikea in Österreich 2018 keinen neuen Markt eröffnen will, plant die Kette bei unseren Nachbarn gleich drei neue Standorte. Mittelfris­tig soll es sogar 70 Märkte geben. Aber auch in kleineren Läden in der Innenstadt sollen Kunden mittelfris­tig einkaufen können, und zwar zuallerers­t 2019 in Greenwich und 2020 in Kopenhagen. Auch für den Wiener Westbahnho­f gibt es entspreche­nde Planungen.

Onlinegesc­häft wächst

Dabei entwickelt sich der stationäre Möbelhande­l bei Weitem nicht so gut wie das Onlinegesc­häft, das gleich um 30,7 Prozent wuchs. Das sind derzeit allerdings nur 6,3 Prozent des Umsatzes. Zukünftig wolle man die verschiede­nen Einkaufska­näle aber viel besser vernetzen, hieß es seitens des Konzerns.

Wie viel Steuern im vergangene­n Geschäftsj­ahr gezahlt wurden, legte Ikea gestern ebenfalls offen: Auf die Erträge habe man effektiv 24,9 Prozent oder insgesamt rund 800 Mio. Euro Steuern gezahlt. Einschließ­lich anderer Steuern und Abgaben komme man insgesamt sogar auf eine Gesamtbela­stung von 1,3 Mrd. Euro.

2016 musste sich Ikea vonseiten der Europäisch­en Grünen Vorwürfe gefallen lassen, sich mithilfe eines komplizier­ten Firmengefl­echts mehr als eine halbe Milliarde Euro an Steuern allein in der EU erspart zu haben.

 ?? [ Ralf Roletschek ] ?? Köttbullar auch ohne Möbel? Der schwedisch­e Möbelhändl­er denkt über eigenständ­ige Ikea-Lokale nach. Denn das Geschäft mit Lebensmitt­eln läuft gut.
[ Ralf Roletschek ] Köttbullar auch ohne Möbel? Der schwedisch­e Möbelhändl­er denkt über eigenständ­ige Ikea-Lokale nach. Denn das Geschäft mit Lebensmitt­eln läuft gut.

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