Löw ist Quartier wichtiger als das Los
Fußball-WM. Titelverteidiger Deutschland sucht wie 2014 mit dem „Campo Bahia“eine exklusive Basis, Sotschi gilt als Favorit nach dem Confed-Cupsieg. Es liegt am Meer, bedeutet aber mehr Reisen.
Berlin. Joachim Löw ist gelassen. Während Anhänger des DFBTeams nur noch darauf warten, gegen wen der Weltmeister im Sommer 2018 bei der Mission Titelverteidigung in der Gruppe spielen wird, denkt der ehemalige Tirolund Austria-Trainer vor der Auslosung der WM-Gruppen am Freitag in Moskau (16 Uhr, live fifa.com) längst einen Schritt weiter. „Man kann sich dann gezielt auf die ersten Gegner vorbereiten. Und, man weiß dann auch, welchen Weg man beim Turnier gehen wird.“
Der wesentlichste Faktor sei für ihn aber nicht das Los, sondern die Quartierfrage. Zwei Optionen hat Deutschland parat: Entweder das Basiscamp wird in Sotschi am Schwarzen Meer aufgeschlagen, oder der Tross bezieht ein Hotel am Rande Moskaus. Die Wahl des Teamhotels hat für die Sportliche Leitung stets zentrale Bedeutung, die Logistik beeinflusst in großen Ländern wie Brasilien oder Russland jede Entscheidung. „Es gibt eklatante Unterschiede in den Reisezeiten zwischen Moskau und Sotschi. Es gibt Gruppen, da sind die Flugzeiten doppelt so lang“, erklärt Manager Oliver Bierhoff.
Der ehemalige Stürmer hat bereits sechs Turniere organisiert, er wisse also, worauf er achten müsse. Zwischen Sotschi als südlichstem Spielort und St. Petersburg im Norden liegen knapp 2000 Kilometer. Zwischen Kaliningrad und Jekaterinburg an der Grenze Asiens sind es knapp 2500 Flugkilometer.
Löw will zum Meer
Löws Favorit ist Sotschi, da er dort im Sommer beim Confed-Cup-Sieg mit seinem Perspektivteam gute Erfahrung gesammelt hat. „Jogi mag das gute Wetter. Für die Stimmung bei einem Turnier ist das sehr wichtig“, sagt Bierhoff. Und nicht erst seit dem „Campo Bahia“in Brasilien wisse er, wie hilfreich es sein kann, wenn man auf der Terrasse sitze, im Meer baden könne.
Sotschi beinhaltet aber auch den Nachteil der langen Wege. Das sei durchaus ein Aspekt, wenn von sieben Spielen mindestens zwei in Moskau stattfinden würden. Dort müsse aber klar sein, wie weit die Wege dann seien, „zum Trainingsplatz, Flughafen und Stadion.“
Lange Reisen gehörten aber immer zum Turnierprogramm für Löws Mannschaften. Nicht immer war die Wahl optimal. Bei der EM 2008 wohnte man in Ascona, es gab zwei Reisen nach Klagenfurt. Bei der WM 2010 in Südafrika sorgte ein Hotel 50 Kilometer abgelegen vom kalten Johannesburg für Diskussionen. Auch bei der WM 2014 jammerte manch einer anfänglich noch über An- und Abreisen. Die EM 2016 war hart mit Busfahrten von E´vian-lesBains am Genfer See zum Flughafen.
Traumlos: Peru, Iran, Panama
Deutschland ist bei der Auslosung am Freitag (16 Uhr) in Moskau als Spitzenreiter der Fifa-Weltrangliste in Topf 1 gesetzt. Ausgeschlossen sind damit Vorrunden-Duelle mit Brasilien, Portugal, Argentinien, Belgien, Polen und Frankreich oder Gastgeber Russland. Möglich ist hingegen ein frühes Aufeinandertreffen mit Spanien oder England (Topf 2). Die WM-Regeln besagen, dass in jede der acht Gruppen mindestens eine und höchstens zwei Teams aus Europa gelost werden können. Gruppenspiele von zwei Teams aus einer der anderen fünf Konföderationen – etwa Beispiel Brasilien (Topf 1) und Uruguay (Topf 2) – sind ausgeschlossen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland in der Gruppenphase auf Uruguay, Kolumbien oder Peru trifft, da diese Teams aus Topf 2 nicht in die Gruppe von Brasilien oder Argentinien gelost werden können. Zwei Konstellationen: Deutschland, Spanien, Senegal und Japan. Oder, die leichte (und beim Losglück der Deutschen nicht unwahrscheinliche): Peru, Iran und Panama.
Aber das Los ist Löw letzten Endes egal. Gewinnen müsse man gegen jeden bei einem Turnier. Hauptsache, man wohnt schön. Am besten dort, wo es warm ist und das Meer rauscht. (fin/dpa)
Bei der WM musst du sowieso jeden Gegner besiegen. Ich will gut wohnen und die Logistik muss auch passen. Joachim Löw DFB-Teamchef