Sind Effizienz und Exzellenz nur Teufelszeug?
Das Bildungssystem produziert eher Sozialfälle als Nobelpreisträger.
W erden Digitalisierung und Roboterisierung viele Arbeitsplätze kosten? Ganz sicher: Dutzende Millionen in Europa, Hunderttausende in Österreich. Und werden, wie in früheren industriellen Revolutionen, genügend neue Arbeitsplätze entstehen? Vielleicht, wir wissen es nicht.
Was wir aber sicher wissen, ist, dass das nicht die gewohnten Arbeitsplätze sein werden. Dass Hilfsjobs verschwinden und immer höhere Qualifikationen Grundvoraussetzung für eine Beschäftigung sind. Der Schlüssel zur Erhaltung des Wohlstands liegt also im Bildungssystem. Und, in einer Einwanderungsgesellschaft wie der unsrigen, zusätzlich in einer intelligenten Immigrationspolitik.
In diese Betrachtung platzt die Meldung, dass in Wien 20 Prozent (!) aller Schulanfänger mangels Kenntnis der Unterrichtssprache als außerordentliche Schüler geführt werden. In Brennpunktschulen können es auch einmal 70 Prozent sein. Die Mehrheit davon ist in Österreich geboren und aufgewachsen. Und ein viel zu großer Anteil verdankt seine Nichtkenntnisse auch einer Art von Kindergärten, in die die Verantwortlichen partout nicht hineinschauen wollen. Stattdessen wird akademisch über den Grad der Wissenschaftlichkeit einschlägiger Studien diskutiert. Wir haben es hier also mit großflächigem Versagen zu tun. D as ist eine Katastrophe. Wir haben schon genug Probleme mit unserem Bildungssystem: Die besten Universitäten rangieren in internationalen Rankings nicht unter den ersten hundert, die Schüler schneiden in Pisa-Tests sehr durchschnittlich ab. Nur die Bildungsausgaben sind Weltklasse. Und in den Kindergärten schauen wir aus falsch verstandener politischer Korrektheit ungerührt zu, wie großflächig Voraussetzungen für künftige Mindestsicherungsbezieher geschaffen werden.
Exzellenz und Effizienz gelten in diesem Land eben immer noch als neoliberales Teufelszeug. Das wird uns wirtschaftlich eher früher als später auf den Kopf fallen. Was die künftige Koalition in Sachen Bildung plant, ist da ein Schritt auf dem richtigen Weg, aber nur der erste. Wir sind gerade dabei, unsere Zukunft zu verspielen.