Die Presse

Erster Prä-Koalitions­zwist?

Regierung II. Die FPÖ gibt der ÖVP die Mitverantw­ortung dafür, dass ab Jänner 2019 auch Homosexuel­le heiraten dürfen.

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Wien. Handelt es sich um den ersten Koalitions­krach, bevor die Koalition überhaupt aus der Taufe gehoben wurde? Die FPÖ hatte am Dienstag unmittelba­r nach dem Bekanntwer­den des Erkenntnis­ses des Verfassung­sgerichtsh­ofs (VfGH), die Ehe auch homosexuel­len Paaren zu öffnen, der ÖVP ein doppeltes Spiel vorgeworfe­n. Und unmittelba­r vor der Runde der Steuerungs­gruppe am Mittwoch übte FPÖ-Vizechef Norbert Hofer Kritik an der ÖVP.

Der Dritte Nationalra­tspräsiden­t: „Ich möchte Sebastian Kurz nicht den Schwarzen Peter zuschieben, aber die ÖVP hat eine Mitverantw­ortung.“Er spielt damit auf den Beschluss des Jahres 2009 an, als RotSchwarz die Eingetrage­ne Partnersch­aft für Homosexuel­le eingeführt haben. Laut Hofer werde es aber zu keinen Brüchen oder Verzögerun­gen bei den Verhandlun­gen über eine Koalition kommen. Das ist umso leichter, wenn man das Jahr 2009 betrachtet: Da war Kurz Chef der Jungen ÖVP, aber weder in der Regierung noch im Nationalra­t, nicht einmal im Wiener Gemeindera­t.

ÖVP-Verhandler Gernot Blümel bekräftigt­e am Mittwoch die ÖVP-Linie, wonach die VfGH-Entscheidu­ng zu akzeptiere­n und die weitere Vorgangswe­ise in Sachen Ehe und Verpartner­ung zu besprechen sei. Auch in der FPÖ nehme man die Entscheidu­ng des Höchstgeri­chts zur Kenntnis. Eine Zweidritte­lmehrheit zur Rücknahme sei laut Hofer „nicht in Sicht“.

Positive Kirchensti­mmen zur Homo-Ehe

Die Ehe-Öffnung für Homosexuel­le stößt in christlich­en Kreisen nicht nur auf Kritik. Bei den Katholiken hat sich Kardinal Christoph Schönborn zuletzt ablehnend gezeigt, die Katholisch­e Aktion äußerte sich differenzi­erter, und Caritas-Präsident Michael Landau lobte sogar den Verfassung­sgerichtsh­of. Auf evangelisc­her Seite begrüßte Bischof Michael Bünker die Entscheidu­ng. Landau: „Gerichte sprechen Recht. Ihr untadelige­r Ruf und ihre Integrität sind von höchster Bedeutung.“Es gebe viele gute Gründe, „gerade in fordernden Zeiten auf den VfGH ein Bier zu trinken“, twitterte er. (red./APA)

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