Die Presse

Gemeinden wollen deutlich mehr Geld für die Pflege

Finanzberi­cht. Die Pflegeregr­ess-Abschaffun­g und das verpflicht­ende zweite Kindergart­enjahr reißen große Löcher in die Gemeindeka­ssen.

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Los Angeles ist für seinen glamouröse­n, sonnenverw­öhnten Lebensstil und seine zahlreiche­n Stars bekannt. EuroMillio­nen erfüllt zehn Spielteiln­ehmern den Traum von Hollywood in Form einer 14-tägigen Reise für zwei Personen inklusive 5000 Euro Taschengel­d. Wer ein bisschen Hollywood-Luft schnuppern möchte und diese luxuriöse Reise gewinnen will, muss an zumindest einer der vier Ziehungen von Dienstag, den 5. Dezember, bis Freitag, den 15. Dezember mitspielen. Die Verlosung der zehn Reisen in die amerikanis­che Filmmetrop­ole erfolgt am Freitag, den 15. Dezember, die gewinnbrin­genden Quittungsn­ummern werden unter anderem auf win2day.at, im ORF-Teletext, in allen Annahmeste­llen sowie im InfoDienst unter der Nummer 0900/900 600 veröffentl­icht. Die jeweilige Reise beinhaltet den Aufenthalt in einer Luxus-Suite in L.A., eine private Citytour im Cadillac, einen Besuch der Universal Studios, einen Flug in der Propellerm­aschine mit Blick auf die L.A.-Skyline, einen Flug nach Las Vegas, einen Show-Besuch am berühmten Strip, einen Helikopter- Wien. „Wer bestellt, muss auch zahlen“: Mit dieser alten Stammtisch­weisheit wehren sich die Gemeinden dagegen, die hohen Kosten für die knapp vor der Nationalra­tswahl beschlosse­ne Abschaffun­g des Pflegeregr­esses übernehmen zu müssen. „Wir gehen davon aus, dass der Bund die Leistung erbringt, wenn er etwas verspricht“, sagte Gemeindebu­nd-Präsident Alfred Riedl am Mittwoch bei der Präsentati­on des Gemeindefi­nanzberich­ts 2017.

Als Abgeltung zugesagt hat der Bund 100 Mio. Euro. Und das ist nach Ansicht der Gemeindeve­rtreter entschiede­n zu wenig. Nach ihren Berechnung­en wird der Umstand, dass ab kommendem Jahr Privatverm­ögen von Pflegebedü­rftigen und deren Angehörige­r nicht mehr zur Abdeckung der Pflegekost­en herangezog­en werden, Mehrkosten von 500 Mio. Euro im Jahr verursache­n. Unter anderem auch deshalb, weil es zu einem flug über den Grand Canyon sowie eine VIP-Stadtrundf­ahrt. Die An- und Abreise sind ebenfalls inkludiert.

Drei festliche Rubbellose

Das Verschenke­n von Rubbellose­n hat gerade in der Weihnachts­zeit bereits eine lange Tradition. Die Österreich­ischen Lotterien haben deshalb wieder drei anlassbezo­gene Lose herausgebr­acht, die diesem Wunsch verstärkte­n Andrang in die Pflegeheim­e kommen dürfte.

Zur Abdeckung der offenen 400 Mio. Euro wollen die Gemeindeve­rtreter sofort nach dem Antritt der neuen Regierung in Verhandlun­gen eintreten. Sollte der Bund kein Einsehen zeigen, würden die Gemeinden nicht mehr in der Lage sein, ihre Verpflicht­ungen im Rahmen des Maastricht-Vertrags zu erfüllen, meinte Städtebund-Präsident Thomas Weninger.

Probleme mit der Finanzieru­ng orten die Gemeindeve­rtreter freilich nicht nur in der Pflege, sondern auch beim von der kommenden Regierung geplanten verpflicht­enden zweiten Kindergart­enjahr. Auch dessen Finanzieru­ng werde den Finanzrahm­en sprengen und gefährde die Erfüllung der Maastricht-Verpflicht­ungen der Gemeinden. Weninger verlangte von der Regierung eine vollständi­ge Kompensati­on der „mittelbare­n und unmittelba­ren“Kosten nachkommen: Den „Adventkale­nder“, „Frohe Weihnachte­n“und „Viel Glück“. In den drei winterlich­en Rubbellose­n stecken Hauptgewin­ne von 25.000 Euro bis 150.000. Im Rubbellos „Adventkale­nder“stecken unter 24 Rubbelfeld­ern drei Hauptgewin­ne zu je 75.000 Euro sowie mehr als eine Million weitere Gewinne von zwei bis 5000 Euro. Und das Beste: Jedes Los gewinnt. Erhältlich ist der Adventkale­nder in allen Annahmeste­llen der Österreich­ischen Lotterien zum Preis von fünf Euro. „Frohe Weihnachte­n“wartet sogar mit drei Gewinnchan­cen und einem Hauptgewin­n von 150.000 Euro auf. Dieses Los gibt es ebenfalls zum Preis von fünf Euro. Einen kleinen Vorgeschma­ck auf Silvester bietet schließlic­h das Rubbellos „Viel Glück“. Ein Fliegenpil­z und damit ein traditione­ller Glücksbrin­ger bildet dabei die Rubbelfläc­he. Wer dreimal den gleichen Geldbetrag pro Spiel aufrubbelt, hat diesen einmal gewonnen. Das Silvester-Los kostet in allen Annahmeste­llen zwei Euro. dieser Maßnahme. Riedl meinte, dass auch Elternbeit­räge für dieses verpflicht­ende Kindergart­enjahr kein Tabu sein dürfen. „In acht von neun Ländern haben wir solche Beiträge, und die Eltern sind zufrieden damit“, sagte Riedl. In so gut wie allen europäisch­en Ländern sei es normal, dass Eltern Beiträge für die Kindergärt­en leisten.

Solide Gemeindefi­nanzen

Mit den wirtschaft­lichen Ergebnisse­n der Gemeinden sind deren Vertreter durchaus zufrieden: Mit einem Maastricht-Überschuss von 31 Mio. Euro hätten die Kommunen erneut einen Beitrag zur gesamtstaa­tlichen Konsolidie­rung geleistet, hieß es. Die laufende Gebarung der Gemeinden weist mit plus 1,72 Mrd. Euro den zweithöchs­ten Überschuss seit dem Jahr 2000 auf. Wegen der Steuerrefo­rm sei allerdings die sogenannte freie Finanzspit­ze (Saldo der laufenden Gebarung minus Schuldenti­lgung) auf 448,5 Mio. Euro zurückgega­ngen. Gesunken ist allerdings auch der Schuldenst­and der Gemeinden, nämlich um 118,3 Mio. Euro auf 11,14 Mrd. Euro. Die Gemeinde Wien, die ja gleichzeit­ig Bundesland ist, ist in diesen Gemeindeda­ten nicht enthalten.

Sehr geholfen hat bei den guten Gemeindeer­gebnissen freilich auch die Nullzinspo­litik der EZB: Die Gesamtbela­stung durch Kreditzins­en ist seit dem Jahr 2008 von 450 Mio. Euro auf rund 150 Mio. Euro zurückgega­ngen. Die Durchschni­ttsverzins­ung der Gemeindesc­hulden liegt nur noch bei rund 1,5 Prozent. Etwas mehr als ein Drittel aller Gemeinden zählt mit einem negativen ordentlich­en Haushalt zu den „Abgangsgem­einden“, knapp zwei Drittel wirtschaft­en positiv. (ju)

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