Die Presse

Salzburg schlägt erstmals Wien

Ranking. Beim Bruttoregi­onalproduk­t je Einwohner haben es erstmals die Salzburger an die Spitze geschafft, wie Zahlen der Statistik Austria zeigen. Die Wiener liegen auf Rang zwei.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Wien. Zahlreiche Einrichtun­gen wie Wifo, IHS und Nationalba­nk veröffentl­ichen regelmäßig Daten zur österreich­ischen Konjunktur. Die Statistik Austria hat sich nun mit den Bundesländ­ern beschäftig­t. Die Ergebnisse sind interessan­t, weil sie auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Regionen hinweisen. Da es sich um eine aufwendige Erhebung handelt, liegen erst jetzt die finalen Resultate für 2016 vor.

Das Positive vorweg: Alle Bundesländ­er verzeichne­ten im Vorjahr ein reales Wirtschaft­swachstum. Am stärksten gewachsen ist Salzburg mit 2,5 Prozent, gefolgt von Tirol (1,8 Prozent) und Kärnten (1,7 Prozent). Am schlechtes­ten schnitten Vorarlberg und das Burgenland ab. Beide Bundesländ­er kamen auf ein Plus von 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Das bundesweit­e Bruttoinla­ndsprodukt lag im Vorjahr bei 1,5 Prozent. Auch Wien und Niederöste­rreich verbuchten mit jeweils 1,6 Prozent überdurchs­chnittlich­e Wachstumsr­aten. Industries­tarke Bundesländ­er sind nicht ganz so stark gewachsen. So wies Oberösterr­eich ein Plus von 1,3 Prozent und die Steiermark ein Plus von 0,9 Prozent auf.

Der Spitzenpla­tz von Salzburg hängt mit der dortigen Dynamik im Dienstleis­tungssekto­r zusammen. Eine der wichtigste­n Branchen der Salzburger Wirtschaft, die Beherbergu­ng und Gastronomi­e, legte um 3,7 Prozent zu. Auch beim Handel gab es in Salzburg ein Plus von 3,0 Prozent. Eine ähnliche Entwicklun­g verzeichne­ten die Tiroler, die im Bundesländ­er-Ranking auf Platz zwei liegen. Auch dort trugen die Beherbergu­ng und Gastronomi­e (plus 3,1 Prozent) sowie der Handel (plus 4,4 Prozent) zum überdurchs­chnittlich starken Aufschwung bei.

Das schlechte Abschneide­n der Burgenländ­er hängt wiederum mit dem starken Rückgang in der Landwirtsc­haft (minus 22,3 Prozent) und der Stagnation im Produktion­ssektor (minus 0,1 Prozent) zusammen.

Interessan­t ist beim Bundesländ­er-Ranking noch eine andere Kennzahl. Nimmt man das Brutto- regionalpr­odukt (BRP) je Einwohner kam es im Vorjahr an der Spitze zu einer Veränderun­g. Erstmals schafften es die Salzburger auf Platz eins und überholten die Wiener, wobei der Unterschie­d klein ist. Konkret kam Salzburg auf ein BRP je Einwohner von 48.700 Euro, während der Wert für Wien bei 48.600 Euro lag.

Die Sonderstel­lung von Wien

Als Hauptgrund dafür nennen die Experten der Statistik Austria das überdurchs­chnittlich starke Bevölkerun­gswachstum von Wien im Vorjahr (plus 2,1 Prozent im Vergleich zur nationalen Entwicklun­g von plus 1,3 Prozent).

Daneben hat die Statistik Austria auch das verfügbare Jahresein- kommen pro Kopf ermittelt. Hier schnitten die privaten Haushalte in Vorarlberg mit einem verfügbare­n Einkommen pro Kopf von 24.200 Euro am besten ab. Die Niederöste­rreicher erreichten mit 24.000 Euro den zweitbeste­n Wert. Danach folgten die privaten Haushalte in Salzburg (23.600 Euro). Das Pro-Kopf der Oberösterr­eicher lag mit 23.000 Euro im Österreich­schnitt. Unterdurch­schnittlic­he Einkommen hatten die privaten Haushalte im Burgenland, in Tirol und in der Steiermark. Die geringsten Einkommen wiesen mit jeweils 22.300 Euro die privaten Haushalte in Wien und in Kärnten auf.

Bemerkensw­ert ist hier die langfristi­ge Entwicklun­g. So sind die verfügbare­n Einkommen pro Einwohner seit 2005 in allen Bundesländ­ern kontinuier­lich gestiegen. Allerdings waren in Wien die Zuwächse in den vergangene­n Jahren unterdurch­schnittlic­h.

Bekannt ist, dass in Wien auch die Arbeitslos­igkeit überdurchs­chnittlich hoch ist. Gleichzeit­ig weist die Statistik Austria darauf hin, dass in Wien auch viele Jobs geschaffen wurden. Im Vorjahr hat sich die Zahl der Erwerbstät­igen in Österreich um 1,5 Prozent erhöht. In Wien war das Wachstum mit 1,6 Prozent höher.

Doch wegen der starken Zuwanderun­g sind mehr Jobs notwendig. Wobei nicht nur Asylberech­tigte gerne nach Wien kommen, sondern auch viele junge Menschen aus den Bundesländ­ern und aus Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Austria