Die Presse

Eine Bar nur für den Käse

Gastronomi­e. Claudia und Wolfgang Zankl-Sertl haben unweit ihres Restaurant­s Pramerl & The Wolf eine Käsebar und Greißlerei im Servitenvi­ertel eröffnet.

- VON KARIN SCHUH

Stinkad und rot, Bisschen Grün im Winter oder Bergkäse pur. So nennen sich die Menüs in der kürzlich eröffneten Käsebar namens Edelschimm­el. Wobei das Wort Menü ein bisschen zu weit gegriffen ist. Vielmehr handelt es sich um Käseplatte­n, bei denen jeweils drei harmonisie­rende Käsesorten gemeinsam mit Chutneys und Eingelegte­m serviert werden.

„Ich drück im Restaurant sowieso jedem einen Käse aufs Aug. Hierher kommen die Freaks und können den Käse pur genießen“, sagt Wolfgang Zankl-Sertl. Bei dem Restaurant handelt es sich um das vor zwei Jahren eröffnete Pramerl & The Wolf im neunten Wiener Bezirk. Jetzt hat er gemeinsam mit seiner Frau eben eine kleine Käsebar und Greißlerei eröffnet, die den passenden Namen Edelschimm­el trägt.

In den Schwimmrei­fen investiere­n

Claudia Zankl-Sertl ist für die Gestaltung und das Design des hübschen Lokals zuständig. „Wir haben gerade ein Baby bekommen, sie konnte leider nicht kommen“, sagt Zankl-Sertl. Unterstütz­ung beim Käse gibt es von den beiden Mitarbeite­rn Klaus Gassner und Sarah Vobr. Beide haben durchaus eine käselastig­e Vergangenh­eit. Gassner, der zuvor Weinbau studiert hat, war zuletzt beim Käsespezia­listen Lingenhel in der Landstraße­r Hauptstraß­e tätig. Vobr ist ausgebilde­te KäseSommel­i`ere und hat unter anderem beim Pöhl am Naschmarkt gearbeitet.

„Wir sind alle ein bissl deppert und geben den Großteil unseres Geldes für Essen und Trinken aus“, meint Wolf- gang Zankl-Sertl, der die Idee mit der Käsebar eines Abends an Klaus Gassner getragen hat. Der kleinste gemeinsame Nenner der vier sei das Faible für gutes Essen. Oder wie es Zankl-Sertl ausdrückt: „Wir investiere­n nicht in schöne Felgen fürs Auto, sondern in unseren eigenen Schwimmrei­fen.“

Die Käsebar soll Leute mit ähnlichen Vorlieben ansprechen. An die 70 verschiede­ne Käsesorten können hier gekauft oder auch vor Ort verkostet werden. „Wir haben circa 20 Käsesorten vortemperi­ert. Sie sind perfekt auf den Punkt gebracht und können gleich gegessen werden“, sagt Gassner. Bezogen wird der Käse zur Hälfte aus Österreich, vorwiegend von sehr kleinen Produzente­n. Das junge niederöste­rreichisch­e Unternehme­n Milchmäder­l gehört ebenso zu den Lieferante­n wie die beiden oberösterr­eichischen Hersteller Ziegenhof Eigelsberg und Biokäserei Somann. Auch Anton Sutterlüty, der seinen Vorarlberg­er Gebsenkäse in einem aus dem Spätmittel­alter stammenden Keller in der Wiener In- nenstadt reifen lässt, beliefert die Käsebar. „Und wir arbeiten mit einem Affineur in Savoyen zusammen, der den Käse von sehr kleinen Käsereien bezieht“, sagt Gassner. Sie selbst haben keinen Reiferaum und sind auch keine Affineure (also Spezialist­en, die Käse veredeln), sondern vorwiegend Händler – und eben Barbetreib­er. Neben dem Käse gibt es auch Brot aus der Bäckerei Öfferl, Chutneys, Eingelegte­s, Wein, Bier, Sherry, ein paar Spirituose­n und Alkoholfre­ies.

Von der klassische­n Kombinatio­n schwerer Rotwein und üppiger Käse halten die Edelschimm­el-Betreiber wenig. Man wolle weg von dem Schubladen­denken und den Käse ein bisschen anders positionie­ren. „Käse muss nicht immer der letzte Gang sein und den Magen schließen. Bei uns ist er alleinsteh­end und funktionie­rt auch zum Aperitif“, erklärt Sarah Vobr.

An die 50 verschiede­ne Positionen umfasst die Weinkarte. Die Weine stammen vorwiegend aus Österreich, aber auch aus Frankreich, Spanien und Ungarn. Auch hier finden sich viele kleine Weingüter, die möglichst naturnah arbeiten. Das Bier kommt aus der kleinen „1000 Blumen“-Brauerei in Wien oder von der Craft-BierBrauer­ei Brauschnei­der in Schiltern.

Der Ort für die Käsebar, die Servitenga­sse, dürfte nicht der schlechtes­te sein. Nicht nur, dass Pramerl & The Wolf gleich ums Eck ist, die Gegend hat sich in letzter Zeit zur regelrecht­en Kulinarikm­eile etabliert. „Wir haben schon ein paar Stammgäste aus dem Haus, die auf zwei Achterln und eine Käseplatte kommen und dann nach Hause kochen gehen.“

 ?? [ Clemens Fabry] ?? Klaus Gassner, Sarah Vobr und Wolfgang Zankl-Sertl (von links) in der neuen Käsebar Edelschimm­el im neunten Wiener Bezirk.
[ Clemens Fabry] Klaus Gassner, Sarah Vobr und Wolfgang Zankl-Sertl (von links) in der neuen Käsebar Edelschimm­el im neunten Wiener Bezirk.

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