Beruhigend für die Psyche, schlecht für den Ertrag
Der Cost-Average-Effekt soll bei regelmäßigem Investieren die Rendite auffetten. Doch hilft er primär bei der Beruhigung der Anlegernerven.
Regelmäßig zu sparen ist grundsätzlich eine gute Idee. Besser als ein Einmalinvestment ist es aber nicht.
Er ist eines der wichtigsten Verkaufsargumente für Fondssparpläne: der Cost-Average-Effekt, zu deutsch Durchschnittskosteneffekt. Die Idee dahinter: Wer regelmäßig immer die gleiche Summe, also etwa 100 Euro pro Monat oder 1000 Euro pro Jahr, in ein bestimmtes Investment steckt, zahlt einen geringeren Preis, als wenn er regelmäßig die gleiche Anzahl an Aktien oder Fondsanteilen kaufen würde. Und zwar deshalb, weil er bei niedrigen Kursen mehr Aktien oder Fondsanteile kauft und bei hohen Kursen weniger.
Rein rechnerisch betrachtet stimmt das natürlich. Doch hinkt der Vergleich. Anleger, die regelmäßig die gleiche Stückzahl von Aktien oder Fondsanteilen kaufen, sind rar – zumal sie zu Beginn gar nicht wüssten, wie viel sie überhaupt investieren müssen. Erst im Nachhinein kann man ausrechnen: Wenn jemand einen bestimmten Betrag nicht in gleichen Tranchen investiert, sondern damit regelmäßig die gleiche Stückzahl erworben hätte (welche das ist, weiß man erst im Nachhinein), hätte er schlechter abgeschnitten.
Der relevante Vergleich ist ein anderer: Soll man – vorausgesetzt, man hat das Geld bereits – alles auf einmal investieren oder in kleinen Häppchen? Und dann gilt: Wenn man eine positive Gewinnerwartung hat, fährt man mit einem Sofortinvestment besser. Dann erhält man einen noch viel besseren Preis als mit dem Cost-Average-Effekt. Wer kein Geld übrig hat, dem bleibt ohnehin nur, regelmäßig kleine Summen zu investieren. Das zu tun, ist grundsätzlich eine gute Idee, nur fällt die Rendite im Vergleich zu einem sofortigen Einmalinvestment schlechter aus. Zumindest im Durchschnitt.
Nun kann man einwenden, das gelte nur dann, wenn die Aktien oder Fonds steigen. Wenn ein Wertpapier jedoch stark schwankt oder gar fällt, schützt einen der Cost-Average-Effekt vor hohen Verlusten, während man mit einem Einmalinvestment viel mehr verliert. Das stimmt freilich auch. Doch wer Aktien erwirbt, rechnet trotz aller Schwankungen mit po- sitiven Erträgen. Tut er das nicht, sollte er von Aktieninvestments die Finger lassen. Wer mit langfristig steigenden Kursen rechnet, für den gilt: Je früher man investiert, desto besser ist das – zumindest im Schnitt.
Psychologisch schaut die Sache natürlich anders aus. Um das Ego des Investors zu pflegen, ist der Cost-Average-Effekt gut geeignet. Wer 100.000 Euro hat – etwa nach einem Immobilienverkauf oder einer Erbschaft – und davon zunächst nur 10.000 Euro investiert, hat im Nachhinein jedenfalls Recht: Wenn sich das investierte Kapital verdoppelt, dann hat man sein Investment um 100 Prozent gesteigert. Fällt es gegen null, dann hat man nur zehn Prozent seines Gesamtvermögens verloren und den Rest schlauerweise einbehalten, um billiger nachkaufen zu können.
Doch ist diese Strategie wirklich so dumm? Wer hat nicht Angst davor, dass die Börsen ausgerechnet dann, wenn man selbst gekauft hat, abzustürzen beginnen? Davor kann man sich schützen, wenn man nur einen Teil seines Geldes investiert und den Rest vorerst in bar hält. Fallen die Kurse, kann man günstiger nachkaufen.