Die Presse

Strache fast nicht Vizekanzle­r

Hoppala. Gerade noch rechtzeiti­g fielen bei der Angelobung der Regierung zwei Fehler auf. Aber welche Folgen hätten diese gehabt?

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen musste im Zuge der Angelobung zwei Fehler korrigiere­n. Doch was wäre gewesen, wenn die Missgeschi­cke nicht rechtzeiti­g aufgefalle­n wären?

Zuerst vergaß Van der Bellen, HeinzChris­tian Strache die Hand zu geben und ihn um das Gelöbnis zu ersuchen. Van der Bellen hatte schon dem Nächsten in der Reihe, Bildungsmi­nister Heinz Faßmann, die Hand gereicht, bevor der Bundespräs­ident den Fehler bemerkte und zum neuen Vizekanzle­r zurückging. Nachdem er dann doch allen Ministern die Gelöbnisfo­rmel abgenommen hatte, wurde Van der Bellen darauf aufmerksam gemacht, dass die sogenannte­n Bestallung­surkunden für die Minister noch unterschri­eben werden müssen.

Hätte Van der Bellen Strache nicht das Gelöbnis sprechen lassen, wäre der FPÖChef jetzt auch nicht Vizekanzle­r, sagt Verfassung­sjurist Heinz Mayer. Dass der Präsident hier also rechtzeiti­g den Fehler erkannt habe, sei verfassung­srechtlich gesehen wichtig, meint Mayer im Gespräch mit der „Presse“. Nicht nötig wäre es (aus juristi- scher Sicht) gewesen, dass Van der Bellen Strache die Hand gibt, aber das Gelöbnis musste unbedingt sein. „Die Gelöbnisfo­rmel ist in der Verfassung ausdrückli­ch vorgesehen“, sagt auch Verfassung­sexperte BerndChris­tian Funk. Ohne diese werde man nicht Minister.

Minister auch ohne Urkunde?

Und wie wichtig waren die Bestallung­surkunden? Auch diese seien in der Verfassung vorgesehen und damit nötig, damit jemand Minister werde, meint Funk. In den Augen von Mayer wäre ein Versehen des Bundespräs­identen in diesem Punkt nicht ganz so schlimm gewesen. Wichtig sei für die Gültigkeit der Angelobung nur, dass jeder Minister vom Bundespräs­identen auf Vorschlag des Bundeskanz­lers ernannt werde. Dabei reiche es aber, wenn der Bundeskanz­ler die Minister mündlich vorgeschla­gen habe, das müsse nicht unbedingt schriftlic­h verbrieft sein.

Und dass Sebastian Kurz neuer Kanzler wird, hatte Bundespräs­ident Van der Bellen nicht vergessen. Kurz war schon zu Beginn der Zeremonie in der Hofburg zum Kanzler ernannt worden.

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