Die Presse

Lercher statt Matznetter, Svazek statt Kickl

Parteimana­ger. Die Bundesgesc­häftsstell­e der SPÖ wird am Donnerstag neu besetzt. In der FPÖ dürfte es künftig eine Generalsek­retärin geben.

- VON THOMAS PRIOR UND IRIS BONAVIDA

Wien. Zwischen dem Ballhauspl­atz und dem Parlament wurde am Montag nicht nur demonstrie­rt, sondern auch eifrig umgezogen. Denn die Angelobung der neuen Bundesregi­erung hat zu einer ganzen Reihe von Personalro­chaden geführt – bis hinein in die Parteien und Ministerka­binette.

Abgeschlos­sen ist dieser Prozess allerdings noch nicht, weil der eine oder andere Minister eine Lücke hinterlass­en hat, die erst wieder geschlosse­n werden muss. Die FPÖ braucht etwa noch einen Generalsek­retär, weil Herbert Kickl Innenminis­ter geworden ist. Offiziell gibt es noch keine Entscheidu­ng, inoffiziel­l schon: Wie am Montag aus der Partei zu hören war, soll die 25-jährige Marlene Svazek, Landespart­eichefin in Salzburg und seit dieser Legislatur­periode Nationalra­tsabgeordn­ete, diesen Part übernehmen. Höchstwahr­scheinlich neben dem EU-Abgeordnet­en Harald Vilimsky, der schon neben – oder besser unter – Kickl Generalsek­retär war. Dass sich der neue Innenminis­ter völlig aus der Partei ausklinkt, hält man in der FPÖ jedoch für ausgeschlo­ssen.

Steiner und Melchior bleiben

In der ÖVP ändert sich vorläufig nichts: Mit Generalsek­retär Stefan Steiner und Bundesgesc­häftsführe­r Axel Melchior sei die Parteizent­rale „absolut funktionst­üchtig“, wie es aus dem Umfeld von Sebastian Kurz heißt. Spekulatio­nen, wonach Steiner mittelfris­tig wieder ins Büro von Kurz wechseln könnte, wollte man dort nicht bestätigen. Kabinettsc­hef des Kanzlers wird Bernd Brünner. Er hat zuletzt die Stabsstell­e Strategie und Planung im Außenminis­terium geleitet.

Die SPÖ bekommt noch diese Woche einen neuen Bundesgesc­häftsführe­r. Es wäre eine große Überraschu­ng, wenn es sich dabei nicht um Max Lercher handelt. Der 31-Jährige soll der Wunschkand­idat von Parteichef Christian Kern sein. Nicht nur, weil er sich mit Umbrüchen auskennt: Er koordinier­t seit 2012 die Parteirefo­rm der SPÖ Steiermark und ist seit 2014 deren Landespart­eisekretär.

Christoph Matznetter, der die Bundesgesc­häftsstell­e seit dem Rücktritt von Georg Niedermühl­bichler interimist­isch führt, wird Platz für Lercher machen – Andrea Brunner nicht. Sie dürfte, zumindest als Lerchers Stellvertr­eterin, bleiben. Die Personalen­tscheidung­en sollen am Donnerstag vom SPÖ-Parteivors­tand beschlosse­n werden.

Drozda statt Schieder?

Christian Kern ist bereits am Montag nach der Schlüsselü­bergabe an Sebastian Kurz umgezogen und hat nun zwei Büros, eines in der Löwelstraß­e, eines im Parlaments­klub. Dort ist nach wie vor Andreas Schieder geschäftsf­ührender Klubobmann, aber nur noch bis zur Bürgermeis­terentsche­idung in Wien. Dann könnte Thomas Drozda, seit gestern Ex-Kanzleramt­sminister, diesen Job übernehmen.

Auch der FPÖ-Klub bekommt eine Doppelspit­ze. Heinz-Christian Strache, Vizekanzle­r und Minister für Beamte und Sport, übergibt an Walter Rosenkranz, bisher Klubobmann-Stellvertr­eter, und Johann Gudenus, der das Wiener Vizebür- germeister­amt dafür an Dominik Nepp abtritt. ÖVP-Klubobmann bleibt August Wöginger, allerdings fällt der Zusatz „geschäftsf­ührend“weg, zumal der vormalige Klubobmann jetzt Bundeskanz­ler ist.

Die größte ÖVP-Rochade findet an der Parlaments­spitze statt: Ex-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka nimmt den Platz von Elisabeth Köstinger ein, die seit Montag Ministerin für Landwirtsc­haft, Umwelt und Tourismus ist. Doris Bures bleibt Zweite Präsidenti­n. Den dritten Platz im Nationalra­tspräsidiu­m übernimmt Anneliese Kitzmüller, Mitglied der schwarz-blauen Chefverhan­dlergruppe um Kurz und Strache, vom neuen Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer.

Viele Sprecher für Kurz

Neuerungen gibt es auch auf Ebene der Pressespre­cher – nicht zuletzt im Kabinett von Sebastian Kurz. Gerald Fleischman­n zieht sich aus dem Tagesgesch­äft zurück und wird Leiter der Kommunikat­ionsabteil­ung im Kanzleramt, außerdem Vizekabine­ttschef. Für Kurz sprechen in Zukunft Johannes Frischmann (Innenpolit­isches) und Etienne Berchtold (Außenpolit­isches), während Peter Launsky-Tieffentha­l Sprecher der gesamten Regierung ist. Peter L. Eppinger, im Wahlkampf Sprachrohr der KurzBewegu­ng, bleibt in der ÖVP-Zentrale. Er soll sich dort um Videos und neue Medien kümmern.

Heinz-Christian Strache nimmt seine Pressespre­cher, KarlHeinz Grünsteidl und Martin Glier, ins Vizekanzle­ramt auf den Minoritenp­latz 3 mit – in jene Räumlichke­iten, aus denen Thomas Drozda am Montag ausgezogen ist.

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