Die Presse

Mit angezogene­r Bremse klappt keine Aufholjagd

Länder und Kammern sind auch für Türkis-Blau eine Nummer zu groß.

- Josef.urschitz@diepresse.com

G anz große Visionen fehlen dem türkisblau­en Regierungs­programm zwar weitgehend, aber es enthält doch zumindest die Ankündigun­g vieler wichtiger, lang aufgeschob­ener Reformschr­itte. Allerdings, das kann man jetzt schon sagen, werden viele davon an der Umsetzungs­hürde scheitern. Ganz einfach deshalb, weil man einen festgefahr­enen Karren mit straff angezogene­n Bremsen nicht flottkrieg­t.

Auf das Lösen der wichtigste­n Reformbrem­sen haben Kurz und Strache aber leider verzichtet. Nur zur Erinnerung: Fast alle gescheiter­ten Reformvorh­aben der vergangene­n Jahre, von der Transparen­zdatenbank bis zur Förderungs­reform, von den Sozialvers­icherungen bis zur Gewerbeord­nung, sind entweder von den Landesfürs­ten oder von Sozialpart­nern – oder von beiden behindert worden.

Wer also diesen Staat wirklich zukunftsfi­t machen will, muss eine Neupositio­nierung dieser beiden Blockadema­chtblöcke durchsetze­n. Ohne Föderalism­usund Institutio­nenreform, das haben wir schon zur Genüge gesehen, gibt es auch keine Staatsrefo­rm.

Aus klaren Aussagen im Wahlkampf wurden nun aber Wischiwasc­hi-Statements im Regierungs­programm. Ein Beispiel: Statt der beherzten Abschaffun­g unnötiger Parallelst­rukturen ist nun nur die „Prüfung der Notwendigk­eit“Programm.

In den bestehende­n Machtstruk­turen sind ganz große Reformen jedenfalls nicht möglich. Schade, dass schwarze Landeshaup­tleute und rote Arbeiterkä­mmerer offenbar auch für Kurz und Strache eine Nummer zu groß sind.

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