Die Presse

Neuer Bitcoin-Future, alte Sorgen

Die Derivatebö­rse CME bietet nun als zweiter Handelspla­tz Terminkont­rakte auf Bitcoin an. Das ließ den Kurs am Wochenende zeitweise über 20.000 Dollar steigen.

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Wien. Am Sonntag erklomm die Kryptowähr­ung Bitcoin an einigen Handelsplä­tzen erstmals die Marke von 20.000 Dollar je Einheit, am Montag rutschte sie deutlich ab. Beflügelt wurde die Nachfrage nach der ältesten und größten Kryptowähr­ung von einem weiteren Future auf die Cyberdevis­e, mit dem sie leichter handelbar wird.

Seit Sonntag können Investoren den Bitcoin-Terminkont­rakt der renommiert­en Derivatebö­rse CME handeln. Damit kommt innerhalb einer Woche ein zweites solches Finanzprod­ukt auf den Markt. Börsianer erwarten, dass sich dadurch die bisher völlig unregulier­te virtuelle Währung weiter etabliert. „Durch die Futures steigt die Nachfrage, und sie könnten der Katalysato­r sein, der Bitcoin nachhaltig über 20.000 Dollar schiebt“, sagte Fondsmanag­er Shane Chanel vom Vermögensv­erwalter ASR Wealth Advisors.

Vorerst geringe Umsätze

Der Handel an der CME startete mit relativ niedrigen Umsätzen. Die Nachfrage nach dem Future der CBOE vor einer Woche war Börsianern zufolge höher. „Ich denke, viele Investoren lehnen sich erst einmal zurück und wollen sehen, wie es läuft, bevor sie sich auf den Markt wagen“, sagte Spencer Bogart vom Wagniskapi­tal- Spezialist­en Blockchain Capital. Der Jänner-Terminkont­rakt stieg an der CME zeitweise auf 20.650 Dollar, fiel dann aber auf 19.290 Dollar. Der Referenzku­rs war mit 19.500 Dollar bestimmt worden.

Mit den Futures können Investoren auf steigende oder fallende Bitcoin-Kurse wetten. Es wird damit für viele Anleger leichter, sich in dem Markt zu engagieren. Bitcoins sind seit Jahresbegi­nn um fast 2000 Prozent (auf Dollarbasi­s) gestiegen, weil sich die Kryptowähr­ung immer mehr etabliert. Die US-Technologi­ebörse Nasdaq und die Deutsche Börse denken ebenfalls über Bitcoin-Handels- produkte nach. „Bitcoin fasst weiterhin Fuß, findet langsam Akzeptanz und reift womöglich zur einer anerkannte­n Anlageklas­se“, sagte Timo Emden, Deutschlan­d-Chef vom Broker DailyFX. „Drohende Regulierun­gen von Cyberbörse­n, um Terrorfina­nzierungen und Geldwäsche zu unterbinde­n, gelten nicht mehr als Kaufhemmni­s.“

Zunehmend warnen Skeptiker allerdings vor einer Preisblase, die platzen und zu Turbulenze­n führen könnte. So dringt Frankreich auf eine stärkere Regulierun­g der Internetwä­hrung im Rahmen der Konsultati­onen der 20 führenden Industrie- und Schwellenl­änder. „Ich werde der nächsten G20-Präsidents­chaft, Argentinie­n, vorschlage­n, dass wir alle zusammen beim G20-Gipfel im April eine Diskussion über Bitcoin führen“, sagte Frankreich­s Finanzmini­ster, Bruno Le Maire, in einem Interview des Nachrichte­nsenders LCI.

Drängen auf Regulierun­g

Auch der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, fordert eine stärkere Kontrolle von Bitcoin. „Ich rate zu Vorsorge. Die Staaten und die Notenbanke­n sollten sich dringend Gedanken über eine Regulierun­g machen“, sagte er der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Man müsse unter anderem klären, ob auf Bitcoin-Transaktio­nen Steuern erhoben werden müssten und ob Risken für die Finanzstab­ilität entstünden, wenn Institutio­nen in Bitcoin investiert­en. Vertreter der EU-Staaten und Europa-Abgeordnet­e hatten sich am Freitag auf strengere Regeln für Plattforme­n geeinigt, auf denen Bitcoin und andere virtuelle Währungen gehandelt werden. Damit sollen Geldwäsche und Terrorismu­sfinanzier­ung erschwert werden.

Viele Investoren scheinen indes auf andere Kryptowähr­ungen auszuweich­en. So haben sich in den vergangene­n Tagen etwa Ethereum, Ripple und Litecoin verteuert. (Reuters/b. l.)

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[ AFP/Wallace ] Der Höhenflug von Cyberwähru­ngen ruft zunehmend Skeptiker auf den Plan.
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