Die Presse

Was Jäger für die Wirtschaft leisten

Studie. Die Jägerschaf­t hat die Öffentlich­keitsarbei­t für sich entdeckt und eine Studie präsentier­t, die die Wirtschaft­sleistung der Jagd aufzeigt. Und: Die Zahl der Jäger steigt, die der Abschüsse sinkt.

- VON KARIN SCHUH

Wien. Erst im November haben sich die heimischen Landesjagd­verbände zur Dachmarke Jagd Österreich zusammenge­schlossen – deren Hauptziel ist die Öffentlich­keitsarbei­t. Gestern, Montag, hat ebendieser Verband eine Studie vorgelegt, die die Wirtschaft­sleistung der Jagd in den Vordergrun­d stellt. „Die Unverzicht­barkeit der Jagd für eine nachhaltig­e Landnutzun­g wird immer wieder in Zweifel gezogen. Das hat uns dazu veranlasst, den wirtschaft­lichen Stellenwer­t der Jagd wissenscha­ftlich zu beleuchten“, sagt Anton Larcher, Geschäftsf­ührer des Dachverban­ds und Tiroler Landesjäge­rmeister bei der Präsentati­on der Studie.

Knapp 5900 Arbeitsplä­tze

So trage die Jagd jährlich mit 731,7 Millionen Euro zur Wertschöpf­ung des Bruttoinla­ndsprodukt­es bei. Dabei handelt es sich um einen Durchschni­ttswert der vergangene­n zehn Jahre, wie Studienaut­or Friedrich Schneider, emeritiert­er Professor für Volkswirts­chaft an der Johannes-Kepler-Universitä­t Linz, erläutert. Pro Jahr sorgt die Jagd im Durchschni­tt für 5887 Arbeitsplä­tze. „Das ist eine beachtlich­e Wertschöpf­ung“, so Schneider – von der auch der Staat profitiere. Im Schnitt werden nämlich jährlich 146,34 Millionen Euro an indirekten und 126,47 Mio. Euro an direkten Steuern und Sozialabga­ben geleistet. „Diese Ziffern sind nicht unbedeuten­d, wenn es heißt, der Staat subvention­iere das“, sagt Schneider, der Wert auf die Feststellu­ng legt, selbst kein Jäger zu sein. Wie viel Subvention­en die heimische Jägerschaf­t bekommt, kann der Dachverban­d allerdings nicht beantworte­n.

Da der Großteil der heimischen Jagd von Hobbyjäger­n praktizier­t wird, hat sich der Verband auch den ehrenamtli­chen Jagdzeitau­fwand in Österreich angesehen. „Allein für die Wildstands­re- gulierung brauchen wir annähernd zehn Millionen Stunden pro Jahr“, erklärt Larcher. Zählt man die Beseitigun­g von Fallwild (das vorwiegend durch Verkehrsun­fälle entsteht) und die Reviereinr­ichtungen dazu, komme man auf 10,6 Millionen Stunden jährlich. „Wobei wir hier von sehr vorsichtig­en Schätzunge­n sprechen. Wir haben zum Beispiel für die Erlegung eines Schalenwil­ds im Schnitt 20 Stunden berechnet. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass man dafür auch 80 bis 100 Stunden benötigen kann“, sagt Larcher.

Der ehrenamtli­ch geleistete Zeitaufwan­d aller Hobbyjäger pro Jahr entspricht etwa der Leistung von 5328 Berufsjäge­rn. Das wiederum würde der Allgemeinh­eit Kosten in der Höhe von 240 Millionen Euro pro Jahr sparen. Wobei es hier vor allem um Biotoppfle­gemaßnahme­n sowie die Betreuung und Erhaltung des heimischen Wildbestan­des gehe. Aber auch die Vermarktun­g von Wildbret wurde mit einbezogen.

Jagd im öffentlich­en Interesse

Larcher will die Studie nicht als direkte Reaktion auf Jagdkritik­er sehen. Er wolle die „kleine Minderheit“, die versuche, Unwahrheit­en über die Jagd zu verbreiten, nicht überbewert­en. Aber er sehe durchaus Informatio­nsbedarf: „Der klassische Österreich­er versteht immer weniger von den Zusammenhä­ngen in der Natur.“

Wobei die Zahl der Jäger und auch der Jagdkarten steigt. In der Jagdsaison 2016/2017 stieg sie um 3,8 Prozent auf 127.000. Die Zahl der Abschüsse ist hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 726.000 gesunken.

Das Jagdgesetz ist in Österreich nach wie vor Ländersach­e. Erst im November hat der Verfassung­sgerichtsh­of mit einem Urteil die Beschwerde von vier Waldbesitz­ern abgewiesen, die ein Jagdverbot für ihre Liegenscha­ften durchkämpf­en wollten. Die Pflicht zur flächendec­kenden Jagd, so urteilte er, stelle für Waldbesitz­er zwar eine Eigentumsb­eschränkun­g dar. Doch sei diese gerechtfer­tigt, da das Jagdgesetz dem öffentlich­en Interesse diene, nämlich der Biodiversi­tät, dem Artenreich­tum und der Vermeidung von Wildschäde­n.

2018 bringt übrigens wohl eine weitere Änderung für Jäger: Das Land Niederöste­rreich hat sich vorgenomme­n, die umstritten­e Gatterjagd zu verbieten.

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