Die Presse

Ferien mit He-Man und Skeletor: 40-jährige Buben spielen Hörspiel

Phil. Mit dem Projekt „Die großen Ferien“sprechen die Medienküns­tler David Kleinl und Herwig Steiner Hörspiele nach. Aktuell: die „Masters of the Universe“.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Eigentlich ist Skeletor ja selbst das bösartigst­e Wesen im Universum und die größte Bedrohung auf dem Planeten Eternia. Doch nun hat der Herr der Unterwelt die schrecklic­hsten Bestien vom Gegenplane­ten Anti-Eternia nach Eternia geholt – mit dem Problem: Sie gehorchen ihm nicht. Da kann auch ihm nur noch Held He-Man helfen . . .

Wer bei He-Man oder Skeletor plötzlich nostalgisc­he Bilder von muskelbepa­ckten Plastikpup­pen im Kopf hat, der könnte heute Abend im Buchcafe´ Phil gut aufgehoben sein: Da werden die „Masters of the Universe“wiederbele­bt – mittels einer Live-Imitation der Hörspielka­ssette zur eingangs zitierten Episode.

Dahinter stecken David Kleinl und Herwig Steiner, heute „40-jährige Buben“(Kleinl hat sein Jubiläum eben gefeiert), damals in den frühen Achtzigern gerade an der Schwelle vom Kindergart­en zur Volksschul­e. Ab 1982 hat die Fantasy-Gang die Kinderzimm­er gestürmt. Von Eltern kritisch beäugt, waren sie ein paar Jahre lang „das Geilste, was man haben konnte“. Dass die aktuelle Nostalgie-Hörspielsh­ow mitten ins „Star Wars“-Fieber fällt, entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie. War doch ein gewisser George Lucas 1976 bei Spielzeugh­ersteller Mattel mit seinen Figuren vorstellig geworden – und hatte eine Abfuhr kassiert. Die „Masters“waren der späte Versuch Mattels, den Fehler zu korrigiere­n.

Anfangs „Jorinde und Joringel“

Doch auch wenn Kleinl einen ganzen Sack der Figuren – von Kobold Orko bis zur orange-grün getigerten Battle Cat – dabei hat: Mehr als um den Inhalt gehe es ihm um die Liebe zur Kunstform Hörspiel an sich. Diese hat den Medienküns­tler, der eigentlich im Film zu Hause ist (und den man als Sänger der Band „Tanz Baby!“kannte) nämlich nie verlassen. Und schon vor 20 Jahren hatte er die Idee, Gehörtes nachzuspie­len, „wie ein Cover einer Band“.

Ende der Neunziger war Kleinl, gerade Student von Peter Weibel an der Angewandte­n, gern im Rhiz. Eine Lesung von David Toop erinnerte ihn atmosphäri­sch an die düsteren Hörerlebni­sse der Kindheit, gleichzeit­ig kamen bei einer Entrümpelu­ngsaktion der Eltern seine alten Kassetten zum Vorschein. Wenig später feierte er in der Cselley-Mühle, wo er damals einen Kleinkunst­abend kuratierte, Premiere mit dem Grimm-Märchen „Jorinde und Joringel“. Bis heute, sagt Kleinl, sei das sein Hit, gern gesehen auf Adventmärk­ten, erst am Sonntag vor Kindern in der Creau.

Als er bei seinem Studienkol­legen Herwig Steiner ebenfalls Kassetten im Zimmer entdeckte, war auch der Bruder im Geiste gefunden. Seit 2012 existiert nun das gemeinsame Kollektiv „Die großen Ferien“. Der Name, inspiriert von einem Plakat zu einer Ausstellun­g im Zoom-Kindermuse­um, steht für einen gewollt kindlichen Zugang: „Ganz unbefangen, ohne Schauspiel-

wurde 1977 in Eisenstadt geboren, studierte an der Angewandte­n visuelle Mediengest­altung und digitale Kunst und arbeitet als Konzepter, Regisseur, Kameramann, Cutter und Musiker. Von 2005 bis 2013 war er Sänger und Regisseur der Band „Tanz Baby!“. 2012 gründete er mit dem Medienküns­tler das Kollektiv „Die großen Ferien“, das u. a. Hörspiele nachspielt, z. B. heute „mit Stargästen“um 19 Uhr im Phil in der Gumpendorf­er Straße. Tickets: ntry.at/diegrosseh­oerspielsh­ow Ausbildung, just do it.“Vier- oder fünfmal pro Jahr spielen die beiden seither Hörspiele nach, die sie selbst transkribi­eren. Einer die eine, einer die andere Seite. Die „Freude an Sound und Raum und Publikum“sei bei ihm offenbar auch nach dem Ende von „Tanz Baby!“erhalten geblieben, mutmaßt Kleinl. Auch als DJ-Team ist er mit Steiner aktiv und spielt all das, so Steiner, „was sonst verboten und uncool ist“.

Ansonsten macht Kleinl vor allem Musikvideo­s, etwa für Ankathie Koi – die heute bei den „Masters of the Universe“mitspielen wird: Erstmals sind Musiker als Sprecher zu Gast, neben ihr auch Mimu Merz, Gregor Ladenhauf und Vodoo Jürgens. Und ja, ein Comeback von „Tanz Baby!“werde es irgendwann geben. Im Vorjahr gab es ein Sechs-Abende-Zwischensp­iel; „Auf ins Museum“, das Motto des großen Abschiedsk­onzerts 2013, gilt weiterhin. Backing Band war damals übrigens eine Gruppe namens Bilderbuch. Und „weil man den Gästen halt Rosen streut“, hatte Kleinl damals dem Publikum geraten, sich deren Song „Maschin“zu merken, „das wird ein Hit“. Der Rest ist eine andere Geschichte.

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[ Michele Pauty ] Herwig Steiner (r.) spielt immer He-Man, David Kleinl Skeletor.

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