Die Presse

Hofer will bei Rot rechts abbiegen

Verkehr. Der Neo-Verkehrsmi­nister will Abbiegen bei Rot und höheres Tempo auf Autobahnen prüfen. Verkehrsex­perten warnen vor höheren Gefahren.

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Wien. Norbert Hofer, der neue FPÖ-Infrastruk­turministe­r, will das Rechtsabbi­egen leichter machen – FPÖ, Rot, Rechts, die schalen Schmähs liegen auf der Hand. Aber tatsächlic­h geht es nicht um politische Farben und Wege, sondern schlicht um den Verkehr. Norbert Hofer will prüfen lassen, ob es auch in Österreich funktionie­ren kann, das Rechtsabbi­egen, wenn die Ampel Rot, die Straße aber frei ist, zu erlauben. Das ist schon im Regierungs­programm angekündig­t.

Dort ist von einem „Modellvers­uch zur Beschleuni­gung des Verkehrsfl­usses im Kreuzungsb­ereich“die Rede, und von der Durchführu­ng und wissenscha­ftliche Evaluierun­g eines Pilotversu­ches zum Thema Rechtsabbi­egen bei Rot nach internatio­nalem Vorbild. Im Ö1-Morgenjour­nal konkretisi­ert Hofer: Rechtsabbi­egen sei eine Maßnahme, um die man sich schnell kümmern wolle, die Tests sollen „in der ersten Phase des kommenden Jahres“starten. Allerdings müsse man erst schauen, ob das auch in Österreich funktionie­rt. „Es kann sein, dass das gut für den Verkehrsfl­uss ist, es kann auch sein, dass damit am Anfang ein gewisses Risiko verbunden ist.“

Sicherheit­sbedenken an den Ampeln

Rechts abbiegen bei Rot ist keine neue Idee, in den USA ist das Gang und Gebe. In Niederöste­rreich hat die FPÖ vor wenigen Jahren einen Vorstoß in diese Richtung unternomme­n und einen entspreche­nden Antrag im Landtag eingebrach­t. Konkret würde diesem Modell nach die rote Ampel funktionie­ren wie ein Stoppschil­d: Als Autofahrer müsste man an der Haltelinie stehen bleiben, wenn kein Querverkeh­r in Sicht ist, könnte man in die Kreuzung einfahren.

Trotz einiger Vorschläge in diese Richtung wurde die Idee bisher von Experten kritisch kommentier­t: Es gebe keinerlei Studien, ob das auch in Österreich (oder in ihrer Verkehrssi­tuation ähnlichen Ländern) funktionie­rt. Das (damals SPÖ-geführte) Infrastruk­turministe­rium wies diese Vorschläge 2014 zurück: Das erhöhe das Konfliktpo­tenzial, und Ausnahmen würden das RotSignal an Ampeln schwächen.

Auch Verkehrspl­aner Hermann Knoflacher (TU Wien) hält das für sehr problemati­sch: „Wir kennen das aus Amerika, aber ich halte nichts davon, das bei uns einzuführe­n“, so der Professor emeritus. Die Verkehrssi­tuation in den USA könne man nicht mit der in Österreich vergleiche­n: „Die Amerikaner bewegen sich fast ausschließ­lich im Auto fort, der Verkehr ist wenig gemischt. Bei uns ist der Verkehr gemischt, Autofahrer müssen auf Fußgänger, öffentlich­en Verkehr oder Radfahrer achten, damit haben sie genug zu tun. Abbiegen bei Rot im Ortsgebiet, und darum geht es ja, wäre ein zusätzlich­es Risiko“, so Knoflacher. Vor allem, da die Anforderun­gen an die Aufmerksam­keit ohnehin zunehmen – schließlic­h werden die Wege, die man zu Fuß, im öffentlich­en Verkehr oder per Rad zurücklegt, tendenziel­l mehr. Auch Neo-Minister Hofer äußert sich über seine Pläne ohnehin noch vorsichtig. Man werde sich das Risiko „ganz, ganz genau“anschauen. Das gilt auch für eine zweite Überlegung, nämlich die, die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t auf Autobahnen zu erhöhen. Kommt Tempo 160? Das könne er sich nicht vorstellen, denn das würde das Unfallrisi­ko erhöhen. Und schließlic­h stehe über allen Überlegung­en die Prämisse, dass Sicherheit absoluten Vorrang habe. „Ich will einen guten Verkehrsfl­uss, aber sicher keine Maßnahmen, nach denen es dann mehr Verkehrsto­te gibt.“(cim)

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